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02.07.2025 11:16

Tübinger Studie zeigt: Metabolische Lebererkrankung schwächt Immunabwehrgegen Leberkrebs

Bianca Hermle Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Tübingen

    Forschende des Universitätsklinikums Tübingen und des M3 Forschungszentrums
    haben einen zentralen Mechanismus entschlüsselt, durch den die sogenannte
    metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD;
    ehemals „Fettleber“) die körpereigene Abwehr gegen Leberkrebs schwächen kann.
    Unter der Leitung von PD Dr. Dr. Katrin Böttcher, Oberärztin der Abteilung für
    Innere Medizin I, konnte das Team zeigen, dass sich mehrfach ungesättigte
    Fettsäuren in speziellen Immunzellen der Leber ansammeln. Diese Fette lösen in
    den Zellen eine Art “Stoffwechsel-Burnout“ aus – mit gravierenden Folgen für die
    Immunabwehr.

    MASLD (metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease) ist weltweit die
    häufigste chronische Lebererkrankung – mit stark steigender Tendenz. Diese
    metabolische Lebererkrankung erhöht das Risiko für Leberkrebs (Hepatozelluläres
    Karzinom, HCC) deutlich. Warum gerade Patienten mit MASLD eine schlechtere
    Immunabwehr gegen Lebertumoren haben, war bislang unklar.

    Immunzellen verlieren ihre Anti-Tumor-Funktion

    Die jetzt im Journal of Hepatology veröffentlichte Studie belegt, dass sich mehrfach
    ungesättigte Fettsäuren (PUFAs) gezielt in MAIT-Zellen (mukosa-assoziierte
    invariante T-Zellen) einlagern. Diese MAIT-Zellen sind Immunzellen, die besonders
    zahlreich in der Leber vertreten sind und eine wichtige Rolle bei der Krebsabwehr
    spielen. Die eingelagerten Fettsäuren führen jedoch zur Bildung von schädlichen
    Lipidperoxiden. Das sind chemisch veränderte Fettsäuren. Diese oxidativen Prozesse
    stören den Energiestoffwechsel der Zellen so stark, dass sie ihre Funktion verlieren
    und durch einen speziellen Zelltodmechanismus (Ferroptose) absterben.
    „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die veränderte Stoffwechsellandschaft in der
    Fettleber direkt zur Schwächung der Immunantwort beiträgt“, erklärt Dr. Katrin
    Böttcher, Letztautorin der Studie. „Insbesondere MAIT-Zellen verlieren unter dem
    Einfluss dieser Fettsäuren ihre Fähigkeit, Tumorzellen zu erkennen und zu
    bekämpfen.“

    Wiederherstellung der Immunfunktion möglich

    Besonders vielversprechend: In experimentellen Modellen konnte gezeigt werden,
    dass sich die schädliche Wirkung der PUFAs pharmakologisch blockieren lässt.
    Dadurch ließ sich der Funktionsverlust der MAIT-Zellen rückgängig machen – die
    Zellen konnten wieder aktiv gegen Tumorzellen vorgehen. Dieser Ansatz eröffnet neue Perspektiven für die Entwicklung gezielter Immuntherapien, insbesondere für
    Patientinnen und Patienten mit MASLD-assoziiertem Leberkrebs.

    Zu den beteiligten Forschungseinrichtungen zählen neben dem Universitätsklinikum
    Tübingen auch die Technische Universität München, das DKFZ und das Helmholtz
    Zentrum München.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    PD Dr. Dr. Katrin Böttcher
    Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik, Abteilung Innere Medizin I
    M3 Research Center
    Universitätsklinikum Tübingen


    Originalpublikation:

    Böttcher et al., Polyunsaturated fatty acid-induced metabolic exhaustion and
    ferroptosis impair the anti-tumour function of MAIT cells in MASLD, Journal of
    Hepatology (2025)

    DOI: https://doi.org/10.1016/j.jhep.2025.06.006


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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