Die dritte von der Wübben Stiftung Wissenschaft geförderte Sandpit-Veranstaltung im Bereich der Sozialwissenschaften untersucht, wie Brain-Computer Interfaces (BCIs) verantwortungsvoll im Arbeitsumfeld genutzt werden können. Ein Brain-Computer-Interface verbindet Mensch und Maschine entweder über nicht-invasive Methoden wie Elektroenzephalogramme (EEG) oder über implantierte Elektroden. Wie lassen sich diese neurotechnologischen Innovationen mit ethischen Standards, Fairness und gesellschaftlicher Teilhabe vereinbaren? Diese Frage wollen Expert:innen aus Technik, Ethik, Arbeitsrecht, Medizin, Gewerkschaften und Industrie mit Hilfe des Sandpit-Formats beantworten.
BCIs sind in einigen Branchen bereits Realität: Weltweit über 10.000 Lkw-Fahrer nutzen sie bereits täglich in Bergbauregionen, beispielsweise in Mexiko, Australien oder China, um ihre Konzentration zu kontrollieren und schwere Unfälle zu vermeiden. Große Tech-Konzerne entwickeln derzeit Geräte, die in Alltagsprodukte wie Kopfhörer oder Stirnbänder integriert werden können, um Aufmerksamkeit, Stress oder mentale Erschöpfung zu erfassen und darauf zu reagieren. Die Möglichkeiten sind enorm: Fluglotsen könnten durch adaptive Assistenzsysteme entlastet, Menschen mit Lähmungen besser eingebunden und neurodivergente Mitarbeitende durch Anpassung ihrer Arbeitsumgebungen an ihre individuellen Anforderungen unterstützt werden.
Gleichzeitig entstehen neue Risiken: Dauerüberwachung, Zugriff auf sensible Hirndaten und Manipulation kognitiver Zustände werfen tiefgreifende gesellschaftliche, ethische und rechtliche Fragen auf. „Das klingt nach Science-Fiction, aber in vielen Unternehmen wird mit dieser Technologie bereits experimentiert. Mit unserem Sandpit wollen wir sicherstellen, dass diese Entwicklungen zur Stärkung und nicht zur Überwachung von Mitarbeitenden beitragen“, sagt Alexander Kies, Sprecher des Projekts und Postdoktorand an der RWTH Aachen im Bereich Dienstleistungs- und Technologiemarketing.
Zum Auftakt des Sandpits erproben die Teilnehmenden mittels eines BCI-Headsets die Technologie und schaffen so eine gemeinsame Erfahrungsbasis. Anschließend arbeiten sie an der Entwicklung neuer Forschungsfragen und -projekten sowie Strategien zur Drittmitteleinwerbung. Am Ende sollen konkrete Vorhaben entstehen – von gemeinsamen Anträgen über wissenschaftliche Publikationen bis hin zu Prototypen für den verantwortungsvollen Einsatz von BCIs. „Während in einigen Ländern neurotechnologische Innovationen zunehmend von privatwirtschaftlichen Interessen und einer unsicheren Regulierungslandschaft geprägt sind, setzt dieses Vorhaben bewusst auf wissenschaftsgetriebene Gestaltung“, sagt Peter-André Alt, Sprecher der Geschäftsführung zur Förderentscheidung.
Das dreitägige Sandpit-Format der Wübben Stiftung Wissenschaft bringt Teilnehmer:innen in interdisziplinären Konstellationen zusammen, um an zukunftsweisenden Forschungsansätzen zu arbeiten.
Über die Stiftung
Die Wübben Stiftung Wissenschaft, eine private Förderstiftung mit Sitz in Berlin, stärkt den Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland, indem sie herausragende Wissenschaftler:innen auf verschiedenen Karrierestufen unterstützt.
Dr. Alexander Kies, Postdoctoral Researcher
Service and Technology Marketing (STM), TIME Research Area
School of Business and Economics, RWTH Aachen University
kies@time.rwth-aachen.de
https://www.wuebben-stiftung-wissenschaft.org/program/sandpit
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Psychologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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