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11.07.2025 14:53

Smartphone trifft Schmetterling: Jeder Mensch sieht die Natur mit anderen Augen

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

    Wenn Smartphone-Kameras auf Artenvielfalt treffen, entsteht ein neues Fenster zur Natur. Eine neue Studie der Universität Salzburg gemeinsam mit dem Haus der Natur Salzburg, den Universitäten von Innsbruck, Potsdam (Deutschland) und Torun (Polen) sowie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (Deutschland) zeigt nun auf wie unterschiedlich Menschen die Tier- und Pflanzenwelt wahrnehmen. Das Ergebnis: Die Natur wird sehr selektiv wahrgenommen – abhängig von App, Nutzergruppe und Vorwissen.

    Mit Foto-Apps ist es heute möglich, Tier- und Pflanzenarten in der Natur zu beobachten und zu bestimmen. Ob „Blühendes Österreich“, iNaturalist oder Oberservation.org – jede App bringt eigene Schwerpunkte und eine eigene Community mit. Diese Beobachtungsdaten stellen schon eine große Datengrundlage an Naturbeobachtungen dar. „Diese Vielfalt an Perspektiven ist eine große Chance“, sagt Prof. Jan Christian Habel von der Universität Salzburg.

    In einer neuen Studie wurde nun die Repräsentativität der aufgenommenen Daten, die mit unterschiedlichen FotoApps aufgenommen wurden, analysiert. Das Ergebnis: „Menschen sehen die Natur sehr unterschiedlich, und die meisten bürgerwissenschaftlich engagierten Menschen (Citizen Scientists) nehmen einen vergleichsweise kleinen Ausschnitt der gesamten Artenvielfalt wahr.“

    Viele FotoApps werden mittlerweile von Bürgerinnen und Bürgern verwendet, um Arten zu beobachten und zu bestimmen, und diese Vorkommen zu dokumentieren. Hieraus ergeben sich umfangreiche Beobachtungsdaten, mit denen räumliche und zeitliche (phänologische) Trends untersucht werden können. So gingen auf Basis der Apps der Plattform Observation.org innerhalb von einigen wenigen Jahren fast so viele Beobachtungsdaten ein wie in den letzten 100 Jahren zuvor.

    Die unterschiedlichen FotoApps werden von unterschiedlichen Menschen und Peer-Groups genutzt. Dies spiegelt sich in den gemeldeten Beobachtungen wider, wie aus einer aktuellen Studie, die nun im Fachjournal „Basic and Applied Ecology“ publiziert wurde. Die Autoren des Fachartikels haben hierfür die umfangreichen Tagfalterbeobachtungen unterschiedlicher FotoApps ausgewertet.

    „Die meisten Meldungen über die FotoApp „Blühendes Österreich“, die maßgeblich von einer Supermarktkette beworben wird, sind schöne, große und vor allem häufige Tagfalterarten unserer Gärten und Parks. In Gegensatz dazu schließen die Meldungen bei den Apps Observation.org und iNaturalist auch eine Vielzahl von Nachweisen von seltenen und oftmals unauffälligen Arten ein. Gerade die Kombination dieser vielfältigen Quellen könnte ein weitgehendes realistisches Bild der Artenvielfalt liefern“, so Prof. Jan Habel von der Universität Salzburg und Erstautor der Studie.

    „Diese Unterschiede zeigen, dass die Menschen die sie umgebende Natur sehr unterschiedlich wahrnehmen. Deutlich wird: Artenkenntnis ist eine zentrale Voraussetzung dafür, bestimmte Arten überhaupt erkennen zu können“, bemerkt Prof. Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg und von der Universität Potsdam. Dr. Patrick Gros vom Haus der Natur Salzburg ergänzt: „Viele Arten ähneln sich so sehr, dass es ohne Expertenwissen oft sehr schwer ist, sie zu unterscheiden, weshalb einige Arten übersehen werden. Und, während Experten explizit in bestimmten, selten gewordenen Lebensräumen auf die Suche nach bestimmten, ökologisch anspruchsvollen Arten gehen, ist die Mehrzahl der bürgerwissenschaftlich Aktiven eher in Siedlungsbereichen unterwegs.“

    „Die FotoApps werden von sehr unterschiedlichen Menschen genutzt – entsprechend vielfältig sind die Beobachtungsdaten. Die Kombination dieser unterschiedlichen Quellen kann ein weitgehend realistisches Bild der Artenvielfalt liefern. Auf jeden Fall zeigen diese FotoApps, dass sie von der Gesellschaft angenommen und stark eingesetzt werden. Und damit auch wertvolle Naturerlebnisse ermöglichen und den Nutzern einen Zugang zu mehr Artenkenntnis sowie Umweltverständnis und Bewusstsein verschaffen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Jan C. Habel
    Universität Salzburg
    Fachbereich Umwelt & Biodiversität
    janchristian.habel@plus.ac.at


    Originalpublikation:

    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1439179125000519?via%3Dihub


    Bilder

    FotoApps ermöglichen heute die Bestimmung von einem großen Teil der Schmetterlingsvielfalt – wie diesen Kaisermantel-Schmetterling – in Mitteleuropa.
    FotoApps ermöglichen heute die Bestimmung von einem großen Teil der Schmetterlingsvielfalt – wie die ...

    Copyright: J.C. Habel


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    FotoApps ermöglichen heute die Bestimmung von einem großen Teil der Schmetterlingsvielfalt – wie diesen Kaisermantel-Schmetterling – in Mitteleuropa.


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