WR gibt Anstoß für einen Kulturwandel
Der Wissenschaftsrat (WR) fordert eine grundlegende Reform der Personalstrukturen im deutschen Wissenschaftssystem. Das Ziel sind attraktive, vielfältige Stellen mit klar strukturierten Entwicklungsoptionen, die die Wissenschaftseinrichtungen in der Konkurrenz um Fachkräfte sowie im internationalen Wettbewerb stärken. Nötig ist ein Personalgefüge, das den immer stärker ausdifferenzierten Anforderungen an die und aus der Wissenschaft gerecht wird und attraktive Dauerstellen ergänzend zur Professur bietet.
Hierfür schlägt der WR ein Personalstrukturmodell mit vier Stellenkategorien vor, die für wissenschaftliche genauso wie für wissenschaftsnahe Aufgabenprofile gelten. Es soll klar zwischen Daueraufgaben und Qualifizierung unterschieden werden. Deutlich früher als bislang, etwa nach zwei bis drei Jahren nach der Promotion, sollen Entscheidungen über den Verbleib und die weitere Entwicklung im Wissenschaftssystem getroffen werden. Befristete Verträge sollen künftig die Ausnahme sein und vor allem für Qualifizierungs- und Projektstellen gelten. Bei Daueraufgaben sollen mehr unbefristete Beschäftigungsverhältnisse dafür sorgen, dass wichtige Expertise dauerhaft entwickelt und gebunden wird und dadurch ein hohes Maß an Professionalität etabliert werden kann, beispielsweise in Bereichen wie IT, Infrastrukturen oder Wissenschaftsmanagement.
„Eine Karriere in der Wissenschaft ist oft wie eine Black Box: Weder ist klar, welche Beschäftigungsoptionen mit welchem Profil es gibt, noch ist eindeutig, was man leisten muss, um eine bestimmte Position zu erreichen. Das jetzige System ist nicht nur intransparent, sondern auch zusehends unattraktiv. Und: Wissenschaft hat sich weiterentwickelt, die Personalstrukturen müssen nachziehen. Wir brauchen eine grundlegende Reform“, betont der Vorsitzende des WR, Wolfgang Wick. „Unser Vorschlag sind einheitliche, deutschlandweit vergleichbare und international anschlussfähige Stellenprofile mit eindeutigen Kriterien für die weitere berufliche Entwicklung. Wir brauchen mehr Transparenz, Verlässlichkeit und attraktive Stellen, die unterschiedliche Kompetenzen ansprechen“, so Wick.
Das vorgeschlagene Personalstrukturmodell soll an die Profile der unterschiedlichen Einrichtungen angepasst werden können. Diese sind entscheidend für die Umsetzung und gefordert, passende Personalstrukturkonzepte zu entwickeln. Leitlinien dafür sind: Das jeweilige Stellentableau soll zum Aufgabenprofil und den strategischen Zielen der Einrichtung passen und auf fachspezifische Erfordernisse eingehen. Weitere Kriterien sind Attraktivität, Transparenz, Gleichstellung und Diversität sowie Durchlässigkeit und Mobilität auch zwischen Wissenschaft und anderen Bereichen wie der Industrie. Nötig sind außerdem qualitätsgesicherte Auswahlverfahren, eine systematische Personalentwicklung sowie flache Hierarchien. Deutschlandweit möglichst einheitliche und international anschlussfähige Personalstrukturen sind essenziell, damit wissenschaftliches Personal künftig flexibler intern und zwischen verschiedenen Einrichtungen, international sowie zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft wechseln kann. Der WR betont, dass für all diese Veränderungen Departmentstrukturen an wissenschaftlichen Einrichtungen hilfreich sind und eingeführt beziehungsweise weiterentwickelt werden sollten.
Die Umsetzung der Vorschläge kann angesichts der Größe der Aufgaben nur schrittweise erfolgen. Für die tiefgreifende Reform von Strukturen und Hierarchien ist letztlich ein Kulturwandel nötig, der Zeit und vor allem Entschlossenheit aller beteiligten Akteure im System erfordert. Der WR fordert Bund und Länder auf, die notwendige Reform der Personalstrukturen durch rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen sowie durch weitere Anreize zu unterstützen.
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2025/2639-25 - Zum Positionspapier
https://www.wissenschaftsrat.de/download/2025/2639-25_K - Zur Kurzfassung
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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