idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.07.2025 09:56

Reform der Hinzuverdienstregeln könnte bis zu 170.000 zusätzliche Vollzeitkräfte mobilisieren

Inna Felde, Laura Deckbar, Tim Goppelt und Christine Vigeant Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

    Die derzeitigen Hinzuverdienstregelungen im Bürgergeld, Wohngeld und Kinderzuschlag bieten vielen Haushalten nur begrenzte finanzielle Anreize zur Arbeitsaufnahme oder -ausweitung. Die neue Bundesregierung kündigt in ihrem Koalitionsvertrag an, die finanziellen Arbeitsanreize für Beziehende von Bürgergeld und den angrenzenden bedarfsgeprüften Leistungen Wohngeld und Kinderzuschlag zu verbessern. Modellrechnungen des IAB zeigen: Durch gezielte Änderungen an Freibeträgen und Anrechnungsregeln könnte das Arbeitsangebot um bis zu 170.000 Vollzeitäquivalente steigen - jedoch zu unterschiedlichen fiskalischen Kosten und verbunden mit einem Anstieg der Sozialleistungsempfänger*innen.

    In allen untersuchten Reformszenarien steigt das Arbeitsangebot, gemessen in zusätzlichen Vollzeitäquivalenten, zwischen 70.000 und 170.000 Personen. Besonders starke Effekte zeigen sich bei Reformen, die geringe Erwerbseinkommen stärker anrechnen. Solche Varianten erzielen stärkere Arbeitsangebotszuwächse bei vergleichsweise niedrigen fiskalischen Kosten, sind aber für viele Haushalte kurzfristig mit Einkommensverlusten verbunden. Dagegen führen Reformen mit umfassender Entlastung aller Einkommensgruppen zwar ebenfalls zu mehr Beschäftigung, verursachen jedoch vergleichsweise hohe fiskalische Mehrausgaben von bis zu 5 Milliarden Euro jährlich.

    Die Zahl der Haushalte, die Bürgergeld beziehen, sinkt in einigen untersuchten Szenarien um bis zu 390.000 – allerdings nimmt gleichzeitig die Zahl der wohngeld- und kinderzuschlagsbeziehenden Haushalte um 1,2 Millionen deutlich zu. Dieser Anstieg der Sozialleistungsbeziehenden ist ein unvermeidbarer Effekt bei einer Absenkung der Transferentzugsraten über den gesamten Einkommensbereich, in dem Haushalte Leistungsansprüche haben. „Reformen der Hinzuverdienstregelungen können höhere Arbeitsanreize schaffen“, betont IAB-Forscher Jürgen Wiemers. „Sie erfordern aber eine klare Abwägung zwischen Zielkonflikten wie fiskalischer Belastung, Empfängerstruktur und kurzfristigen Einkommenseinbußen für Haushalte mit niedrigen Einkommen.“

    Untersucht wurden 54 Reformszenarien, bei denen die Regeln zur Anrechnung von Erwerbseinkommen auf die Sozialleistung im Bürgergeld, Wohngeld und Kinderzuschlag systematisch verändert wurden. Die Modellrechnungen basieren auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und dem IAB-Mikrosimulationsmodell. Die Studie ist abrufbar unter: https://iab-forum.de/reformen-der-hinzuverdienstmoeglichkeiten-bei-buergergeld-w....


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).