Forschende von Helmholtz Munich haben drei renommierte Proof of Concept Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) eingeworben. Die Förderung ermöglicht es ihnen, vielversprechende Projekte in unterschiedlichen Bereichen der biomedizinischen Forschung weiterzuentwickeln und in die Anwendung zu bringen. Mit insgesamt 69 ERC-Förderungen stärkt Helmholtz Munich seine Position als eines der führenden Zentren für Spitzenforschung in Europa.
Hier die ausgezeichneten Projekte im Überblick:
FERADICATE: Mit Ferroptose gegen aggressive Krebsarten
Die Forschungsinitiative FERADICATE unter der Leitung von Prof. Marcus Conrad verfolgt einen neuartigen Ansatz zur Behandlung besonders aggressiver und therapieresistenter Krebsarten. Diese Tumoren sind häufig mit einer schlechten Prognose verbunden und neigen selbst nach gezielten Therapien zu Rückfällen. Im Zentrum von FERADICATE steht die Ferroptose – eine eisenabhängige Form des programmierten Zelltods, die Krebszellen normalerweise umgehen. Indem Conrad und sein Team ein Schlüsselprotein namens FSP1 gezielt blockieren, wollen sie Krebszellen in diesen Selbstzerstörungsprozess treiben. Derzeit entwickelt das Team eine neue Klasse von FSP1-Inhibitoren mit dem Ziel, deren Selektivität, Wirksamkeit und Eignung für die orale Anwendung zu optimieren. Das übergeordnete Ziel: Betroffenen neue Hoffnung zu geben, für die bislang kaum wirksame Behandlungsmöglichkeiten existieren. Gelingt dieses Vorhaben, könnte FERADICATE den Weg für klinische Studien und zukünftige Partnerschaften ebnen und so ein vielversprechendes neues Instrument im Kampf gegen einige der herausforderndsten Krebsarten schaffen.
CellCourier: Programmierbare Wirkstoffabgabe
Im Projekt CellCourier kombinieren Prof. Fabian Theis und sein Team Einzelzellgenomik, fortschrittliche Computermodelle und generative KI, um eine der größten Herausforderungen der Medikamententherapie zu lösen: die präzise Zielsteuerung. Ziel ist es, die Wirkstoffabgabe durch kombinatorisches Zell-Targeting und das generative Design maßgeschneiderter Bindungspeptide gezielt zu programmieren. Dabei nutzen die Forschenden Daten aus dem Human Cell Atlas sowie KI-Modelle wie Nicheformer und Prophet, um sogenannte „Surface Codes“ zu erstellen – molekulare Landkarten, die diese Bindungspeptide leiten. In der Anfangsphase konzentriert sich CellCourier auf Lungenerkrankungen wie COPD, Mukoviszidose und Lungenkrebs. Parallel zur technischen Entwicklung arbeitet das Team an Strategien zum Schutz geistigen Eigentums und lotet Wege zur Kommerzialisierung aus. Durch die präzisere Verabreichung von Wirkstoffen könnte CellCourier dazu beitragen, Nebenwirkungen zu verringern und die Sicherheit von mRNA-basierten und anderen Therapien zu verbessern – und so den Weg für eine neue Generation zielgerichteter und wirksamer Behandlungen bereiten.
SAW2See: Einzelzelldiagnostik mit akustischen Wellen auf Chip-Oberflächen
Das Projekt SAW2See unter der Leitung von Prof. André C. Stiel denkt die Einzelzelldiagnostik neu, indem es auf sperrige und kostspielige optische Systeme verzichtet. Stattdessen nutzt SAW2See – in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung – punktquellenoptimierte Interdigitaltransducer (IDTs), die direkt in mikrofluidische Chips integriert sind. Diese Transducer erfassen optische Absorptionssignaturen über den photoakustischen Effekt. Solche Absorptionssignaturen können wertvolle Indikatoren für Erkrankungen wie Störungen der roten Blutkörperchen oder Melanome sein (bei sichtbarem Licht) und ermöglichen potenziell auch detaillierte chemische Fingerabdrücke im Infrarotbereich. Durch die Kombination massenfertigbarer Chips mit kompakten Laserdioden will SAW2See eine hochdurchsatzfähige Einzelzellanalyse in einem kostengünstigen und skalierbaren Format ermöglichen. Die nächsten Schritte umfassen die technische Weiterentwicklung, das Benchmarking für diagnostische Anwendungen sowie die Erweiterung in den mittleren Infrarotbereich. Gelingt das Vorhaben, könnte SAW2See die frühe und leicht zugängliche Diagnostik entscheidend voranbringen, insbesondere für Point-of-Care- und dezentralisierte Versorgungssettings.
Über Helmholtz Munich
Helmholtz Munich ist ein biomedizinisches Spitzenforschungszentrum. Seine Mission ist, bahnbrechende Lösungen für eine gesündere Gesellschaft in einer sich schnell verändernden Welt zu entwickeln. Interdisziplinäre Forschungsteams fokussieren sich auf umweltbedingte Krankheiten, insbesondere die Therapie und die Prävention von Diabetes, Adipositas, Allergien und chronischen Lungenerkrankungen. Mittels künstlicher Intelligenz und Bioengineering transferieren die Forschenden ihre Erkenntnisse schneller zu den Patient:innen. Helmholtz Munich zählt rund 2.500 Mitarbeitende und hat seinen Sitz in München/Neuherberg. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, mit mehr als 43.000 Mitarbeitenden und 18 Forschungszentren die größte Wissenschaftsorganisation in Deutschland. Mehr über Helmholtz Munich (Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH): www.helmholtz-munich.de
https://erc.europa.eu/apply-grant/proof-concept
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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