idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.07.2025 12:30

Künstliche Intelligenz schadet dem Arzt-Patienten-Verhältnis

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Menschen schätzen Ärzte negativer ein, wenn diese angeben, in ihrer Arbeit künstliche Intelligenz zu verwenden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie Würzburger Psychologen.

    Von der Bildanalyse in der Radiologie bis hin zum Erstellen von Differentialdiagnosen: Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt zunehmend an Bedeutung in der modernen Medizin. Während immer mehr Studien auf das Potential von KI zur Verbesserung unserer Gesundheitsversorgung hinweisen, haben viele Menschen Zweifel an der Kompetenz von KI, gerade hinsichtlich medizinischer Fragestellungen.

    Diese Skepsis betrifft aber nicht nur die KI selbst, sondern kann sich auch auf Ärztinnen und Ärzte erstrecken, welche KI verwenden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift JAMA Network Open veröffentlicht wurde.

    Effekte auch beim Einsatz von KI für administrative Zwecke

    Die Studie zeigt, dass Ärztinnen und Ärzte, die angeben, KI in ihrer Arbeit zu verwenden, von anderen Personen als weniger kompetent, vertrauenswürdig und empathisch beurteilt werden. Solche Vorbehalte zeigten sich selbst dann, wenn die KI gar nicht für Diagnose- oder Therapiezwecke eingesetzt wird, sondern für administrative Aufgaben. Darüber hinaus waren die Befragten auch weniger bereit einen Termin mit einem Arzt zu vereinbaren, wenn dieser angeblich KI nutzt.

    Verantwortlich für diese Studie sind Moritz Reis und Professor Wilfried Kunde vom Lehrstuhl für Psychologie III der Julius-Maximilians-Universität (JMU). Daran beteiligt war auch Florian Reis vom Institut für Medizinische Informatik an der Charité Berlin.

    Sorge, dass Ärzte der KI blind vertrauen

    Mehr als 1.200 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erhielten im Rahmen des Experiments Werbeanzeigen für Arztpraxen und sollten die dargestellten Ärzte hinsichtlich verschiedener Eigenschaften bewerten. Die Werbeanzeigen unterschieden sich nur in einem Punkt voneinander: So wurde eine einzelne Aussage ergänzt, welche darauf hinwies, dass der dargestellte Arzt KI entweder zu administrativen, diagnostischen oder therapeutischen Zwecken nutzt. Eine Kontrollgruppe erhielt dieselbe Werbeanzeige, allerdings ohne eine derartige Aussage.

    Es zeigte sich hierbei, dass die Teilnehmenden die dargestellten Ärzte in jeder Beurteilungsdimension negativer einschätzen, also als weniger kompetent, vertrauenswürdig und empathisch, wenn diese angeblich KI innerhalb ihrer Arbeit verwenden.

    „Ein möglicher Grund für diesen Befund könnte sein, dass Menschen die Sorge haben, dass Ärzte der KI blind folgen könnten“, vermuten die Autoren der Studie.

    Patient-Arzt-Beziehung ist wichtig für den Behandlungserfolg

    Die medizinische Forschung hat gezeigt, dass eine vertrauensvolle Patient-Arzt-Beziehung ein zentraler Faktor für den Behandlungserfolg ist. Angesichts der immer weiteren Verbreitung von KI in der Medizin können daher auch kleine Einschränkungen der wahrgenommenen Vertrauenswürdigkeit in der Summe zu erheblichen negativen Effekten führen.

    „Wenn Ärzte ihre Patienten über den Einsatz von KI informieren, sollten sie darauf abzielen, potenzielle Bedenken auszuräumen und mögliche Vorteile hervorzuheben. Zum Beispiel könnte der Einsatz von KI für Verwaltungszwecke dazu beitragen, dass Ärzte mehr Zeit für die persönliche Betreuung ihrer Patienten haben. Trotz einer zunehmenden Technologisierung könnte auf diese Weise unsere Gesundheitsversorgung durch KI sogar menschlicher werden“, schlussfolgern die Autoren.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Moritz Reis, Lehrstuhl für Psychologie III, T: +49 931 31-81904, moritz.reis@uni-wuerzburg.de


    Originalpublikation:

    Public Perception of Physicians Who Use Artificial Intelligence. JAMA Network Open. Moritz Reis, Florian Reis, Wilfried Kunde. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2025.21643


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).