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21.07.2025 15:53

Pflegeprävention und Telemedizin in ländlichen Regionen

Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

    Neue Versorgungsmodelle unter Leitung der Charité im Praxistest

    Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) fördert regelmäßig mit Mitteln des Innovationsfonds die Erprobung neuer Konzepte, um die gesundheitliche Versorgung in Deutschland weiter zu verbessern. Jetzt starten unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin zwei Projekte aus dem Bereich Neue Versorgungsformen. Sie nehmen die Prävention von Pflegebedürftigkeit und die neurologische Versorgung im ländlichen Raum in den Blick. In den kommenden drei bis vier Jahren werden die neuen Konzepte in der Versorgung eingesetzt und wissenschaftlich begleitet. Sind sie erfolgreich, können sie in die Regelversorgung übernommen werden.

    Die zu erprobenden Konzepte tragen insbesondere demografischen Veränderungen Rechnung, knapperen Personal- und Finanzressourcen und fehlenden Angeboten in ländlichen Regionen. „Der erneute Erfolg der Charité in der aktuellen Förderrunde zu neuen Versorgungsmodellen zeigt, wie forschungsstark die Charité auf diesem Gebiet ist. Die neuen Projekte werden einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems leisten“, sagt Prof. Wolfram Herrmann, Sprecher der Plattform – Charité Versorgungsforschung.

    Möglichst lang im Alter selbständig sein

    Die Zahl der Pflegbedürftigen in Deutschland wird nach aktuellen Schätzungen voraussichtlich bis 2030 auf mehr als sechs Millionen Menschen steigen. Das stellt bereits heute alle Beteiligten im Gesundheits- und Pflegesystem sowie Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es ist daher dringend nötig, die Pflegeprävention zu stärken, um die Nachfrage nach Pflegeleistungen zu reduzieren oder so weit wie möglich hinauszuzögern. Das Projekt PrävPfleg startet in diesem Herbst mit dem Ziel, die Selbständigkeit von Menschen mit beginnenden Einschränkungen der geistigen Fähigkeiten, allerdings noch ohne Einstufung in einen Pflegegrad, so lange wie möglich zu erhalten. Im Rahmen des sogenannten Prevention Nursing werden geschulte Pflegekräfte Menschen ab dem 65. Lebensjahr unter anderem in ihrer Mobilität, kognitiven Leistungsfähigkeit und sozialen Teilhabe fördern. Dies soll dem Erhalt der Selbstständigkeit dienen und nach Möglichkeit auch Angehörige entlasten. Technische Assistenzsysteme werden das Prevention Nursing unterstützen.

    Projekt: Prävention von Pflegebedürftigkeit durch Prevention Nursing (PrävPfleg)
    Leitung: PD Dr. Andrea Budnick und Prof. Adelheid Kuhlmey, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft
    Fördersumme: rund 6,8 Millionen Euro für 42 Monate, Start: November 2025

    Telemedizin: neurologische Versorgung im ländlichen Raum

    Die zeitnahe Diagnostik und Therapie von neurologischen Erkrankungen stellen insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels eine Herausforderung dar. Betroffen sind vor allem ländliche Regionen, in denen die demografische Entwicklung einen zusätzlichen Versorgungsbedarf bewirkt. Um die Qualität der Versorgung zu verbessern, kann Telemedizin eine wichtige Rolle spielen. Im Projekt TENEAM werden Patient:innen mit neurologischen Auffälligkeiten von Hausärzt:innen in eine teleneurologische Spezialsprechstunde überwiesen. Wohnortunabhängig ermöglicht diese eine schnelle diagnostische Abklärung und die weitere fachärztliche Behandlung. Das neue Konzept wird mit der bestehenden Regelversorgung verglichen, wobei unter anderem die Effekte auf die Versorgungssituation und die Lebensqualität der Patient:innen, aber auch gesundheitsökonomische Aspekte untersucht werden.

    Projekt: TeleNeurologisch ambulante Versorgung in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (TENEAM)
    Leitung: PD Dr. Christiana Franke und Prof. Heinrich Audebert, Klinik für Neurologie
    Förderung: rund 8,4 Millionen Euro für 45 Monate, Start: Juli 2025

    Darüber hinaus ist die Charité an folgenden Projekten als Konsortialpartnerin beteiligt:

    BEPPO: Evaluation BEwegungs- und sPorttherapeutischer Interventionen unter medizinischer Therapie in der Pädiatrischen Onkologie. Leitung: Universitätsklinikum Essen, Projektleitung an der Charité: Prof. Pablo Hernáiz Driever, Klinik für Pädiatrie m. S. Onkologie und Hämatologie, Laufzeit: 10/2025 bis 03/2029

    IMPRO: Innovatives Management für Patientinnen und Patienten mit erstmals aufgetretenen stabilen Thoraxschmerzen. Leitung: Philipps-Universität Marburg, Projektleitung an der Charité: Dr. Maria Bosserdt/ Prof. Marc Dewey, Klinik für Radiologie; Prof. Henryk Dreger, Klinik für Kardiologie; Prof. Christoph Heintze, Institut für Allgemeinmedizin, Laufzeit: 07/2025 bis 09/2028

    moVe-it: Evidenzbasierte Botulinumtoxin-Behandlung bei einer Spastik nach Schlaganfall und Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit. Leitung: Mobil Krankenkasse, Projektleitung an der Charité: PD Dr. Alexander H. Nave, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie, Laufzeit: 10/2025 bis 09/2028

    Projektförderung durch den Innovationsausschuss
    Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat seit 2016 den Auftrag, neue Versorgungsformen, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen und Versorgungsforschungsprojekte, die auf einen Erkenntnisgewinn zur Verbesserung der bestehenden Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung ausgerichtet sind, zu fördern. Für die Durchführung der Förderung aus dem Innovationsfonds wurde beim G-BA ein Innovationsausschuss eingerichtet. Die gesetzlich vorgesehene Fördersumme für neue Versorgungsformen und Versorgungsforschung beträgt jährlich jeweils 200 Millionen Euro. 80 Prozent der Mittel sollen für die Förderung neuer Versorgungsformen verwendet werden, 20 Prozent der Mittel für die Förderung der Versorgungsforschung. Der Innovationsfonds wird von Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen aus dem Gesundheitsfonds getragen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Verena Materna
    Wissenschaftliche Koordinatorin
    Plattform – Charité Versorgungsforschung
    Charité – Universitätsmedizin Berlin
    t: +49 30 450 553 807
    verena.materna@charite.de


    Weitere Informationen:

    https://versorgungsforschung.charite.de/
    https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/1222/
    https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/praevpfleg.724
    https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/teneam.707


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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