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14.09.2004 10:36

Der Iran: Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Wissenschaft in schwierigem Umfeld: VolkswagenStiftung fördert Sym­posium über Forschung zum Iran. International ausgewiesene Experten treffen sich vom 30. September bis 2. Oktober 2004 in Frankfurt am Main.

    Terror, Krieg und religiöser Widerstand sind Stereotypen, die längst die im Westen bestehenden Vorstellungen vom "märchenhaften Orient" abgelöst haben. Inwieweit jedoch spiegeln diese Bilder die gelebte Realität in den jeweiligen Ländern wider, beispielsweise im Iran? Um eine differenziertere Wahrnehmung von der gesellschaftlichen Vielfalt, den Unterschieden, aber auch der Nähe dieser Kulturen zu den westlichen zu erhalten, genügt nicht - was meist im Westen geschieht - einzig die Beschäftigung mit den religiösen Konzepten in diesen Gesellschaften, nämlich dem Islam. Vielmehr bedarf es einer intensiven, kritischen Auseinandersetzung mit dem Selbstverständnis der in diesen Regionen lebenden Bevölkerung, ihrer Geschichte, ihrer kulturellen Tradition und den politisch-sozialen Umbrüchen, von denen sie betroffen sind.

    Der Iran, ein Land voller Widersprüche und extrem wie faszinierend zugleich, ist eines der ersten Länder, in denen die mobilisierende Kraft des politischen Islams zu beobachten war. Er bietet gute Beispiele, um die Bedingungen und Konsequenzen sozialer und politischer Umstrukturierungen im Vorderen Orient aufzuzeigen. Gefördert von der VolkswagenStiftung, werden sich vom 30. September bis 2. Oktober 2004 ausgewiesene Ethnologen aus Europa, dem Iran und den Vereinigten Staaten im Rahmen der dreitägigen Konferenz "Anthropological Perspectives on Iran: The New Millennium and Beyond" am Institut für Historische Ethnologie der Universität Frankfurt am Main über die kulturelle Komplexität der iranischen Gesellschaft austauschen. Die Ergebnisse der Diskussion sollen die Grundlage bieten für die Erarbeitung künftiger Forschungsperspektiven im gesamten Raum des Vorderen Orients.

    Themen und Referenten der Veranstaltung entnehmen Sie bitte dem Programm auf den Seiten 3 bis 5 der Pressemitteilung. Interviews mit teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vermitteln wir gern über die Organisatorin des hochkarätig besetzten Symposiums, Dr. Shahnaz R. Nadjmabadi vom Institut für Historische Ethnologie (zu erreichen unter Telefon 069/798 - 33230 oder - 33064 sowie E-Mail: snadjmabadi@t-online.de oder nadjmabadi@em.uni-frankfurt.de). Für Interviewwünsche mit iranischen Wissenschaftlern kann gegebenenfalls eine Dolmetscherin bereitgestellt werden. Die Konferenz findet statt - in englischer Sprache - im Eisenhower-Raum (Raum IG 1.314), Campus Westend der Universität Frankfurt am Main, Grüneburgplatz 1.
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    Kontakt Veranstaltung
    Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt/Main
    Institut für Historische Ethnologie
    Dr. Shahnaz R. Nadjmabadi
    Grüneburgplatz 1 - 3
    60322 Frankfurt/Main
    Telefon: 0 69/7 98 - 33230 oder - 33064
    E-Mail: nadjmabadi@em.uni-frankfurt.de

    Veranstaltungsort
    Universität Frankfurt/Main
    Grüneburgplatz 1
    Campus Westend
    Eisenhower-Raum
    (Raum IG 1.314)

    Veranstaltungsbeginn
    Donnerstag, 30. September, 14 Uhr
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    Nur wenige Ethnologen aus dem Westen erhielten in den vergangenen 25 Jahren eine Forschungserlaubnis für den Iran. Die beim Symposium vertretenen zählen zu jenen, denen es - zum Teil unter größten Schwierigkeiten - gelang, ihre Vorhaben umzusetzen. Erstmals trifft sich die kleine Gemeinschaft nun zum wissenschaftlichen Austausch. Vertreten ist unter anderem die iranische Dokumentarfilmerin Ziba Mir-Hosseini, bekannt geworden durch Filme wie "Divorce" oder "Runaway", in denen es um das islamische Scheidungsrecht geht beziehungsweise um junge Mädchen, die ihren Familien weglaufen - ein für den Iran neues Phänomen. Mit dem Thema Sport und Jugendkultur im Iran beschäftigt sich der französische Ethnologe Christian Bromberger; der Brite Richard Tapper berichtet über die zunehmend in den Hintergrund tretende Lebensform des Nomadentums - und der einzige deutsche Teilnehmer schließlich, Professor Ulrich Marzolph (Arbeitsstelle Enzyklopädie des Märchens, Göttingen), referiert über die Bedingungen und Schwierigkeiten der Erforschung der traditionellen Erzählkultur im gegenwärtigen Iran.

    Die Stiftung fördert das Symposium als Teil des Projekts "Bedeutung und Relevanz translokaler, transnationaler Beziehungen für alternative Entwicklungen in der Provinz Hormozgân am Persischen Golf". Dieses Forschungsvorhaben von Dr. Shahnaz R. Nadjmabadi und Professor Dr. Karl-Heinz Kohl vom Institut für Historische Ethnologie der Universität Frankfurt am Main startete im März 2002, von der VolkswagenStiftung unterstützt mit rund 300.000 Euro. Nadjmabadi beschäftigt sich hier zum einen mit den Auswirkungen sowohl der Wanderungsbewegungen als auch der Handelsbeziehungen zwischen der iranischen Küstenregion und den arabischen Nachbarländern auf die Prozesse der Identitätsbildung. Zum anderen stellt sie die Frage, inwieweit diese Austauschbeziehungen, die Nachbarschaft und die Nähe zu den technisch und ökonomisch hoch entwickelten arabischen Ländern sich fördernd oder hemmend auf Entwicklungsstrategien in der unterentwickelten iranischen Küstenregion auswirken.

    Die Iranerin Shahnaz R. Nadjmabadi konnte Teile der in der Feldphase erworbenen Daten bereits auswerten und verfasste auf der Grundlage dieser Quellen zum Beispiel die Aufsätze "'Arabisiert' oder 'iranisiert' - Siedlungsgeschichte in der iranischen Provinz Hormozgân am Persischen Golf" oder "From ,alien' to ,own' - from 'own' toward ,alien'. Fieldresearch experiences in Iran". Beachtung fanden auch die Essays: "Vom Krieg vertrieben. Die iranische Bevölkerung am Persischen Golf und die Folgen des Irak Krieges" (erschienen in journal-ethnologie.de, Nr. 2, 2003, herausgegeben vom "Museum der Weltkulturen") oder "Facial Covering in the Persian Gulf: Protection, Aesthetics and Moral Meaning".

    Anthropological Perspectives on Iran:
    The New Millennium and Beyond

    30 September - 2 October, 2004 / University of Frankfurt (Main)

    Programme
    Thursday, 30 September 2004

    14:00
    Welcome address: Professor Mammadou Diawara,
    Institut für Historische Ethnologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/ Main, Director "Point Sud"; Centre for Research on Local Knowledge, Bamako- Mali

    Opening remarks: Shahnaz Nadjmabadi, Institut für Historische Ethnologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/Main

    RECALLING THE PAST
    Panel Chair: Ziba Mir Hosseini, Wissenschaftskolleg zu Berlin

    14:30 - 15:15
    Nematollah Fazeli, Allameh Tabatabai University, Tehran.
    "A Social and Political History of Cultural Anthropology in Iran"

    15:15 - 16:00
    Mohammad Mirshokraei, Mirath-e Farhangi (Cultural Heritage Institute), Tehran. "Iranian Anthropology. From Mo'assesehye Mardom Shenasi 1314 (Institute of Anthropology 1935) to Pazuheshkadehye Mardom Shenasi 1382 (Anthropological Research Centre 2003)"

    16:00 - 16:30
    Recess (coffee served)

    16:30 - 17:15
    Ali Bulookbashi, The Centre for the Great Islamic Encyclopaedia, Anthropology Department, Tehran: "Contribution of Foreign Anthropologists to Iranology"

    17:15 - 18:00
    Lois Beck, Washington University, Department of Anthropology: "Anthropological Research in Iran"

    18:00 - 18:45
    Soheila Shahshahani, Shahid Beheshti University, Tehran: "Iranian Anthropologists are Women"

    Friday, 1 October 2004
    THE STATE OF THE ART
    Panel Chair: Ali Bulookbashi, The Centre for the Great Islamic Encyclopaedia, Anthropology Department, Tehran

    09:00 - 09:45
    Sekandar Amanolahi, Shiraz University, Department of Social Sciences: "The Challenges of Anthropological Studies in Iran"

    09:45 - 10:30
    Nasser Fakouhi, Tehran University, Department of Anthropology: "Making and Remaking an Academic Tradition: Towards an Indigenous Anthropology in Iran"

    11:30 - 11:00
    Recess (coffee served)

    11:00 - 11:45
    Mary Elaine Hegland, Santa Clara University, Department of Anthropology and Sociology: "Crossing Boundaries: Iranian Culture and Transformation through New Conceptions of Research Community"

    11:45 - 12:30
    Ulrich Marzolph, Akademie der Wissenschaften, Enzyklopädie des Märchens, Göttingen: "Storytelling as a Constituent of Popular Culture - Folk Narrative Research in Contemporary Iran"

    12:30 - 14:00 Lunch

    Panel Chair: Mary Elaine Hegland,
    Santa Clara University, Department of Anthropology and Sociology

    14:00 - 14:45
    Fariba Adelkhah, Centre d'études et de recherches internationales (Ceri)/Sciencespo., Paris: "Anthropological Research Within the Post-Revolution Iranian society"

    14:45 - 15:30
    Christian Bromberger, University of Aix-en-Provence, Institut d'Ethnologie Méditerranéenne Comparative: "Common places, Tabooed Themes and New Objects in Anthropology of Iran"

    15:30 - 16:00
    Recess (coffee served)

    16:00 - 16:45
    Mohammad Shahbazi, School of Public Health, Jackson: "Past Experience and Future Perspective of an Indigenous Anthropologist on Iran"

    16:45 - 17:30
    Ziba Mir Hosseini, Wissenschaftskolleg zu Berlin: "Being From There"

    17:30 - 18:15
    Shahram Khosravi, Stockholm University, "Mardomshenasi: an Ethnographic Approach"

    Saturday, 2 October 2004
    WHERE WILL WE GO FROM HERE?
    Panel Chair: Sekandar Amanolahi, Shiraz University, Department of Social Sciences

    09:00 - 09:45
    Jean-Pierre Digard, Centre Nationale de la Recherche Scientifique (CNRS), UMR Monde Iranien, Paris: "Applied Anthropology in Iran?"

    09:45 - 10:30
    Richard Tapper, School of Oriental and African Studies (SOAS), Department of Anthropology and Sociology, London: "41 Years. What next?"

    10:30 - 11:00
    Recess (coffee served)

    11:00 - 13:00
    Conclusion and Final Discussion

    Nasser Fakouhi, Shahnaz Nadjmabadi, Richard Tapper
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    Kontakt VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 05 11/83 81 - 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Kontakt Förderinitiative
    der VolkswagenStiftung
    Dr. Antje Gunsenheimer
    Telefon: 05 11/83 81 - 276
    E-Mail: gunsenheimer@volkswagenstiftung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse04/14092004.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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