idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
24.07.2025 12:08

Mit Teraherz-Licht atomar dünne Halbleiter steuern

Jörg Heeren Medien und News
Universität Bielefeld

    Studie in Nature Communications: Ultraschnelle Schaltungstechnik für Nanoelektronik

    Physiker*innen der Universität Bielefeld und des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW Dresden) haben eine Methode entwickelt, um atomar dünne Halbleiter mit extrem kurzen Lichtblitzen zu steuern. Die in Nature Communications veröffentlichte Studie könnte ultraschnelle Bauteile ermöglichen, die direkt vom Licht gesteuert werden. Das könnte eine neue Generation optoelektronischer Bauelemente ermöglichen.

    Die Forschenden nutzen speziell entwickelte winzige Nanoantennen, um Terahertz-Licht in senkrechte elektrische Felder in atomar dünnen Halbleitern, wie Molybdändisulfid (MoS₂), umzuwandeln. Terahertz-Licht liegt im elektromagnetischen Spektrum zwischen Infrarot und Mikrowellen. Dank neu entwickelter Antennen erreichen diese Felder eine Stärke von mehreren Megavolt pro Zentimeter.

    „Solche senkrechten elektrischen Felder, die beispielsweise Transistoren und andere Bauelemente schalten lassen, werden traditionell durch elektronische Gate-Spannungen erzeugt, was jedoch prinzipiell auf vergleichsweise langsame Reaktionszeiten beschränkt ist“, erklärt der Leiter des Projekts, Physikprofessor Dr. Dmitry Turchinovich von der Universität Bielefeld. „Unser Ansatz nutzt das Terahertz-Licht selbst zur Erzeugung des sehr starken Steuersignals innerhalb des Halbleitermaterials – und erlaubt damit eine industrietaugliche lichtgesteuerte ultraschnelle optoelektronische Technologie, die bisher nicht möglich war.“

    Ultraschnelle Materialsteuerung

    Die Technik ermöglicht eine Echtzeitkontrolle der elektronischen Struktur auf Zeitskalen unterhalb einer Pikosekunde. Das entspricht dem Billionstel einer Sekunde. Die Wissenschaftler*innen konnten experimentell nachweisen, dass sich die optischen und elektronischen Eigenschaften des Materials durch die Lichtimpulse gezielt verändern lassen.

    Das grundlegende Konzept sowie die experimentelle Umsetzung und theoretische Modellierung entwickelte die Universität Bielefeld. Dr. Tomoki Hiraoka, Erstautor der Studie und zum Zeitpunkt der Arbeiten Marie-Skłodowska-Curie-Fellow in der Arbeitsgruppe von Professor Tur-chinovich, leistete einen zentralen Beitrag zu diesem Projekt. „Einen derart starken und kohärenten Effekt allein durch Terahertz-Lichtpulse zu beobachten, war äußerst lohnend“, sagt Tomoki Hiraoka.

    Die komplexen 3D–2D-Nanoantennen, die für diesen Effekt erforderlich sind, wurden am IFW Dresden von einem Team unter der Leitung von Dr. Andy Thomas gefertigt. „Es war ein langer Weg, die optimalen Bauelemente zu entwickeln – wir mussten viele unterschiedliche Strukturen herstellen und testen, bevor wir die gewünschte Leistung erzielen konnten“, sagt Andy Thomas.

    Anwendungen in Zukunftstechnologien

    Die Entwicklung könnte zu ultraschnellen Signalsteuerungsgeräten, elektronischen Schaltern und Sensoren führen. Solche Komponenten werden etwa zur Datenübertragung, in ultraschnellen Kameras oder Lasergeräten eingesetzt. Potenzielle Anwendungsgebiete sind Kom-munikationssysteme, Computing, Bildgebung und Quantentechnologien.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Dmitry Turchinovich, Universität Bielefeld
    Fakultät für Physik
    Telefon: 0521 106-5468
    E-Mail: dmtu@physik.uni-bielefeld.de


    Originalpublikation:

    Tomoki Hiraoka, Sandra Nestler, Wentao Zhang, Simon Rossel, Hassan A. Hafez, Savio Fabret-ti, Heike Schlörb, Andy Thomas, Dmitry Turchinovich: Terahertz field effect in a two-dimensional semiconductor. Nature Communications. https://doi.org/10.1038/s41467-025-60588-6, veröffentlicht am 05.06.2025.


    Weitere Informationen:

    https://blogs.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/personalnachrichten... - Personalnachrichten mit Meldung zu Turchinovichs Optica-Fellow-Titel
    https://www.turchinovich-lab.de/ - Arbeitsgruppe „Ultrafast Science – Terahertz Physics“ von Dmitry Turchinovich
    https://www.ifw-dresden.de/ - Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW Dresden)


    Bilder

    Prof. Dr. Dmitry Turchinovich, Physik, Ultrafast Science
    Prof. Dr. Dmitry Turchinovich, Physik, Ultrafast Science
    Quelle: Mike-Dennis Mueller
    Copyright: Universität Bielefeld

    Mit der neuen Methode lassen sich ultradün-ne Halbleiter mit Terahertz-Lichtimpulsen direkt steuern
    Mit der neuen Methode lassen sich ultradün-ne Halbleiter mit Terahertz-Lichtimpulsen direkt steuern

    Copyright: Universität Bielefeld


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Dmitry Turchinovich, Physik, Ultrafast Science


    Zum Download

    x

    Mit der neuen Methode lassen sich ultradün-ne Halbleiter mit Terahertz-Lichtimpulsen direkt steuern


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).