Eine Gruppe von Archäologen aus Island, von der Flinders University in Australien und vom Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte in Bremerhaven hat Anfang Juli 2025 neue Untersuchungen der historisch-maritimen Landschaft des ehemaligen Handelshafens Búðir auf Island und seiner Umgebung vorgenommen. Eine Vielzahl historischer Quellen und auch mündlicher Überlieferungen belegen, dass dort und in dem nahe gelegenen Außenposten Frambuðir einst bedeutende Fischerei- und Handelsaktivitäten stattfanden.
Die Untersuchungen, die die Aktivitäten von der Hansezeit im 16. Jahrhundert bis zur Ära des dänischen Handelsmonopols im 17./18. Jahrhundert erforschen, zielen darauf ab, archäologische Beweise für Islands frühneuzeitliche Handelsverbindungen aufzudecken. Die Archäologen haben sich bei ihren Untersuchungen auf das ehemalige Hafengebiet in Búðir konzentriert, da dieser Ort an der Südküste der Snæfellsnes-Halbinsel über mehrere Jahrhunderte ein Zentrum der Seefahrt und des Handels war.
Ein wichtiger Teil des Projekts ist die Untersuchung von Schiffshölzern, die im Jahr 1998 bei der Verlegung eines Stromkabels entdeckt wurden. Die Überreste, von denen man annimmt, dass sie von einem großen hölzernen Handelsschiff stammen, wurden in einem Flussbett freigelegt das wiederum einst Teil des Hafenbereiches des Handelsortes war. Die Schiffshölzer wurden später in das Nationalmuseum in Reykjavik gebracht. Die isländischen Annalen verweisen auf mindestens zehn Schiffsverluste die zwischen 1600 und 1800 in Búðir bekannt wurde und es erschien durchaus möglich die geborgenen Hölzer mit einem dieser Unglücke in Verbindung zu bringen. „Wir wissen, dass Ende des 16. Jahrhunderts ein Händler aus Bremen sein Schiff hier verlor.“ sagt Dr. Philipp Grassel vom DSM, der für die Sonderausstellung "IMMER WEITER – Die Hanse im Nordatlantik" die Handelsbeziehungen zwischen Bremen, Hamburg, Shetland und Orkney im 16. Jahrhundert untersuchte.
Im Rahmen des aktuellen Projekts werden die geborgenen Hölzer nun genauer untersucht und Proben für eine dendrochronologische Datierung entnommen. Auf diese Weise sollen Herkunft und Alter bestimmt werden.
Neben diesen schiffsarchäologischen Arbeiten befasst sich das multidisziplinäre Projekt, dass finanziell durch das isländische Fornminjasjóður und das DSM unterstützt wird sowie die breite Akzeptanz der lokalen Landbesitzer hat, auch mit weiträumiger Drohnenphotogrammmetrie, Unterwasserprospektionen und punktuellen Grabungen innerhalb der Gezeitenzone des Küstenortes.
Das Projekt fügt sich damit in eine Reihe weiterer kleinerer Forschungsprojekte ein, die in den letzten Jahren unter der Leitung von Dr. Kevin Martin und mit Beteiligung von Dr. Philipp Grassel, in den historischen Handelsplätzen Arnarstapi und Grundarfjörður, die ebenfalls auf der Snæfellsnes-Halbinsel in Island liegen, vorgenommen wurden.
„Zusammen mit den Erkenntnissen aus dem Búðir-Projekt hoffen wir allmählich ein klareres Bild von den früheren maritimen Aktivitäten und den Verbindungen Islands zu größeren europäischen Handelsnetzen in der Frühen Neuzeit zu erhalten“, sagt Dr. Kevin Martin von der Flinders University in Australien.
Dr. Philipp Grassel
Grassel@dsm.museum
https://www.dsm.museum/pressebereich/dsm-unterwasserarchaeologe-sucht-nach-wrack...
Dr. Philipp Grassel beim Tauchgang in Island.
Quelle: Dr. Kevin Martin
Copyright: Dr. Kevin Martin
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Meer / Klima
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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