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30.07.2025 16:52

Wasser messen & verstehen: Schulprojekt zur Klimaanpassung begeistert mit wissenschaftlichem Engagement

Gerhard Radlmayr Zentrum für Forschung und Wissenstransfer
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

    Wie viel Regen fällt eigentlich rund um Selbitz? Wie reagieren Böden und Bäche auf Niederschläge – und wie kann man das messen? Diesen Fragen sind 14 Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen des Hochfranken-Gymnasiums Naila im Rahmen des Wahlkurses „Wasser digital erforschen!“ mit bemerkenswerter Neugier und Ausdauer nachgegangen.

    Unter Anleitung der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) https://www.hswt.de/ wurden über neun Monate hinweg Regen- und Wasserstandsmessungen durchgeführt. Die Daten wurden über eine App erfasst, analysiert und mit historischen Wetterdaten verglichen. Am 08. Juli 2025 präsentierten die jungen „Citizen Scientists“ ihre Ergebnisse beim „Schwammtisch“ im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal der Goldenen Krone in Selbitz. Sie begeisterten das Publikum mit fundierten Messdaten, anschaulichen Experimenten und viel Herzblut.

    Unter den Gästen waren neben Eltern und Angehörigen u. a. auch Umweltreferent Klaus Schaumberg als Vertreter der Stadt Selbitz und Initiator der Schwammflur-Initiative https://www.selbitz.de/seite/634903/schwammflur-selbitz.html der Stadt, Altbürgermeister Klaus Adelt sowie Martin Wirth, Moderator der projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) Schwammflur und weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer des lokalen „Schwammtisch“-Stammtischs Selbitz. Klaus Schaumberg berichtete zum Einstieg ausführlich über Geschichte und Vision sowie die Entwicklung des Schwammflur-Modellprojekts der Stadt Selbitz, wodurch das Schulprojekt eine Einordnung in einen größeren Kontext erfuhr.

    Wissenschaft zum Anfassen: Besondere Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler

    Was als Idee in einer Bürgerwerkstatt begann, wurde zu einem "Citizen Science"-Vorzeigeprojekt für Bildung, Klimaanpassung und bürgerschaftlichem Engagement. Die Schülerinnen und Schüler konnten aufgrund eigener Beobachtungen und Messerfahrungen feststellen: Die erste Jahreshälfte 2025 war außergewöhnlich trocken. Viele ihrer handschriftlichen Einträge lauteten schlicht: „null“. Für viele der jungen Teilnehmenden war es das erste Mal, selbst Messungen durchzuführen – entsprechend groß war die Aufregung.

    Besonders in Erinnerung blieb ein gemeinsamer Ausflug zu einer der Wasserstandsmessstellen. Bei einem Versiegelung-/Versickerungsexperiment auf dem Schulhof, einer Wiese und einem nahegelegenen Wald konnte beobachtet werden, wie Wasser auf unterschiedlichen Böden/Bodenbelägen versickert. Erkenntnisse: „Im losen Waldboden ist das Wasser richtig schnell weggewesen, auf der Wiese hat es etwas länger gedauert. Auf den Schulhofkacheln ist es auch nach einer Minute nicht wirklich versickert, sondern hat sich mehr verteilt und ist Richtung Abfluss gelaufen – hier ist also eine Entwässerung nötig.“

    Bei der Abschlusspräsentation demonstrierten einige der jungen Forschenden auf eindrucksvolle Weise live ein Versickerungsexperiment. Sie hatten eine Box mit Steinen und eine Box mit Waldboden mitgebracht, um zu zeigen, wie unterschiedlich schnell das Wasser abfließt. Beim Waldboden staute es sich in Form einer Pfütze und versickerte dann langsam in den Boden. An den Steinen lief es vorbei und nichts wurde zurückgehalten. Dieses Aha-Erlebnis mit direktem Bezug zur Praxis wollten die Schülerinnen und Schüler den Gästen vermitteln. Auch das Erstellen eines selbst gestalteten Logos für den Wahlkurs war ein lehrreicher Prozess.

    Ein Projekt mit Wirkung – für Stadt, Schule und Wissenschaft

    Initiiert wurde das Projekt im Rahmen der Schwammflur-Initiative der Stadt Selbitz, die nach einem Starkregenereignis 2021 ein innovatives Landschaftsplanungsprojekt auf den Weg brachte. An der HSWT wurde unter Leitung von Prof. Dr. Kristian Förster https://www.hswt.de/kristian-foerster ein wissenschaftliches Folgeprojekt konzipiert, das auf diese Schwammflur-Initiative aufbaut. In einer Bürgerwerkstatt entstand die Idee, eine Schule in die Datenerhebung einzubinden.

    Schulleiter Stefan Ernst vom Hochfranken-Gymnasium war sofort überzeugt. Mit Ann-Katrin Marquardt, Lehrerin für Biologie und Chemie, fand sich eine engagierte Leiterin des Wahlkurses, die das Projekt mit großer Leidenschaft betreute. Sie schaffte es, wissenschaftliches Arbeiten altersgerecht zu vermitteln und eine Brücke zwischen Hochschule und Schule zu schlagen. Bei der Abschlussveranstaltung lobte sie ihre Schülerinnen und Schüler: „Wir wollen uns bedanken, dass ihr ein ganz großes Engagement an den Tag gelegt habt. Das ist gar nicht einfach, als Fünft- bzw. Sechstklässler so wissenschaftlich zu arbeiten. Wir hatten eine Bombenunterstützung von der Hochschule – ohne die wäre das natürlich nicht möglich gewesen.“

    Große Bühne für junge Talente

    Die Präsentation der jungen Forschenden war nicht nur informativ, sondern auch kreativ: Mit Halsketten in Form eines Wassertropfens, einem als Spongebob verkleideten Schüler sowie selbst gestalteten Logos zeigten sie, wie Wissenschaft Spaß machen kann. Die Resonanz war überwältigend: Eltern, Stadträte, der Altbürgermeister und viele Interessierte aus dem Schwammflur-Stammtisch zollten den jungen Leuten großen Respekt.

    Besonders berührend: Die Schülerinnen und Schüler überreichten Korinna Schmitz https://www.hswt.de/person/korinna-schmitz, Projektkoordinatorin der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, am Ende ein schönes Geschenk: einen selbst gebastelten großen Wassertropfen mit ihren Unterschriften darauf. Zudem spendeten sie 30 Euro an „Viva con Agua“ https://www.vivaconagua.org/, um weltweit Wasserprojekte zu unterstützen.

    „Ich hoffe, dass die Schülerinnen und Schüler – und auch Sie als Publikum – etwas Entscheidendes mitnehmen: Ja, Starkregen ist ein Problem. Aber die größere Herausforderung wird sein, wie wir mit Dürre umgehen“, so Korinna Schmitz von der HSWT in ihrem Schlusswort.

    Ausblick: Es geht weiter

    Die Ergebnisse flossen bereits in das erste Wasserhaushaltsmodell des vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst geförderten Forschungsprojekts Schwammbox https://www.hswt.de/forschung/projekt/2165-schwammbox der HSWT ein. Die gemessenen Wasserstände halfen dabei, die Modellberechnungen zu validieren – ein echter Beitrag zur Forschung. Im kommenden Schuljahr wird das Projekt mit einem P-Seminar in der Oberstufe fortgeführt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Kristian Förster
    HTA-Forschungsprofessur Climate Change Hydrology
    https://www.hswt.de/kristian-foerster


    Weitere Informationen:

    https://www.hswt.de/forschung/projekt/2165-schwammbox Projektseite auf den Forschungsseiten der HSWT
    https://www.schwammbox.de/ Projektseite des Forschungsprojektes Schwammbox speziell für die "Citizen Science"-Akteure


    Bilder

    Gruppenfoto bei der Auftaktveranstaltung mit allen Schülerinnen und Schülern sowie Korinna Schmitz (ganz links), Ann-Katrin Marquardt und Kristian Förster (beide hinten rechts)
    Gruppenfoto bei der Auftaktveranstaltung mit allen Schülerinnen und Schülern sowie Korinna Schmitz ( ...
    Quelle: Kristian Förster
    Copyright: © HSWT

    Merlin Rührer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, liest den Wasserstand an der Isweide (Bach) ab und trägt den Wert in die CrowdWater-App ein.
    Merlin Rührer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, liest den Wasserstand an der Isweide (Bac ...
    Quelle: Korinna Schmitz
    Copyright: © HSWT


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Schule und Wissenschaft
    Deutsch


     

    Gruppenfoto bei der Auftaktveranstaltung mit allen Schülerinnen und Schülern sowie Korinna Schmitz (ganz links), Ann-Katrin Marquardt und Kristian Förster (beide hinten rechts)


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    Merlin Rührer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, liest den Wasserstand an der Isweide (Bach) ab und trägt den Wert in die CrowdWater-App ein.


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