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06.08.2025 10:37

Medizinische Zwangsforschung im Nationalsozialismus: Leopoldina und Max-Planck-Gesellschaft stellen Opfer-Datenbank vor

Julia Klabuhn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

    In der Zeit des Nationalsozialismus wurden unzählige Menschen Opfer medizinischer Zwangsforschung. Eine im Juni 2025 veröffentlichte Datenbank der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Max-Planck-Gesellschaft bietet erstmals systematischen Zugang zu Namen und Lebensdaten von Opfern. Am 18. August 2025 stellen die Leopoldina und die Max-Planck-Gesellschaft die Datenbank in einem Pressegespräch vor.

    Pressegespräch
    Vorstellung der Datenbank zu Opfern medizinischer Zwangsforschung im Nationalsozialismus
    Montag, 18. August 2025, 11:00 Uhr bis 12:30 Uhr
    Leopoldina-Hauptgebäude, Präsidiumszimmer und online via Zoom
    Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)

    Der Runderlass des Reichsinnenministeriums vom 18. August 1939 markierte den Beginn des systematischen Massenmords an tausenden Kindern, kurz darauf auch an Erwachsenen („Aktion T4“). Wissenschaftler der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wollten von der Unmenschlichkeit eines totalitären Regimes wissenschaftlich profitieren und forschten an Humanpräparaten, die zweifelsfrei von „Euthanasie“-Opfern stammten.

    Die Datenbank wurde im Rahmen des von der Max-Planck-Gesellschaft geförderten Verbundprojekts „Hirnforschung an Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kontext nationalsozialistischer Unrechtstaten“ aufgebaut. Sie dient dem Gedenken, der weiteren Forschung und der historischen Reflexion. Beteiligt waren Forschungsgruppen in Deutschland, Österreich und Großbritannien. Die Leopoldina hat neben eigener Forschung das Datenbankmanagement sowie die Website-Gestaltung übernommen und stellt die Daten langfristig für die Forschung zur Verfügung.

    Die Datenbank umfasst mehrere Tausend Profile von Menschen, die im Nationalsozialismus Opfer der „Euthanasie“-Morde sowie unethischer Humanexperimente wurden. Sie ordnet den Personen und Ereignissen Primär- und Sekundärquellen zu und bildet somit die Grundlage für weiterführende Studien und Analysen. Neben Datensätzen zu den Betroffenen werden Informationen zu einzelnen Experimenten und beteiligten Institutionen bereitgestellt. Privatpersonen können mithilfe der Datenbank gezielt nach Angehörigen suchen. Um die Daten für die Allgemeinheit greifbarer zu machen, veranschaulichen ausgewählte Biografien das Schicksal einzelner Betroffener. Eine interaktive Karte gibt Aufschluss über das Ausmaß und die geografische Verteilung der Verbrechen. Somit versteht sich die Datenbank auch als digitaler Gedenkort. Die folgenden Personen werden die Datenbank bei dem Pressegespräch vorstellen:

    - Prof. Dr. Bettina Rockenbach, Präsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina

    - Prof. Dr. Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft

    - Prof. Dr. Paul Weindling, Oxford Brookes University/UK

    - Prof. Dr. Heinz Wässle, Vorsitzender der Präsidentenkommission der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor em. am Max-Planck-Institut für Hirnforschung Frankfurt am Main

    - Prof. Dr. Herwig Czech, Medizinische Universität Wien/Österreich

    - Salina Grünwald, Datenbankkuratorin im Zentrum für Wissenschaftsforschung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina

    Die Datenbank ist in englischer Sprache veröffentlicht und über folgenden Link abrufbar: https://ns-medical-victims.org/

    Über die Datenbank spricht der Medizinhistoriker Paul Weindling in einem Interview auf der Website der Leopoldina: https://www.leopoldina.org/presse/newsletter/datenbank-ns-zwangsforschung/

    Weiterführende Informationen zum Forschungsprojekt „Hirnforschung an Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kontext nationalsozialistischer Unrechtstaten“: https://www.leopoldina.org/ueber-uns/zentrum-fuer-wissenschaftsforschung/projekt...

    Zur Projektwebsite der Max-Planck-Gesellschaft: https://www.mpg.de/23836793/geschichtsprogramm-opferforschung

    Das Pressegespräch findet im Hybrid-Format statt. Journalistinnen oder Journalisten, die am Gespräch teilnehmen möchten, können sich bis Mittwoch, 13. August per E-Mail unter presse@leopoldina.org anmelden. Dabei sollte angegeben werden, ob eine Teilnahme in Präsenz oder digital gewünscht ist. Die digitale Zuschaltung findet über die Konferenzsoftware Zoom statt. Bei der Nutzung des Videokonferenzsystems Zoom gelten die Datenschutzrichtlinien dieses Anbieters: https://explore.zoom.us/de/privacy/

    Auf Wunsch können Interviews mit den am Verbundprojekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vermittelt werden.

    Die Leopoldina auf Bluesky: https://bsky.app/profile/leopoldina.org

    Die Leopoldina auf YouTube: https://www.youtube.com/@nationalakademieleopoldina

    Die Leopoldina auf X: https://www.twitter.com/leopoldina

    Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
    Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.

    Über die Max-Planck-Gesellschaft:
    Die MPG ist Deutschlands führende außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit 84 Instituten, rund 26 000 Mitarbeitenden und einem Jahresbudget von etwa 2,3 Mrd. Euro. Gegründet 1948 als Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, betreibt sie exzellente Grundlagenforschung in den Natur-, Lebens-, Geistes- und Sozialwissenschaften. 29 Nobelpreise belegen ihre globale Spitzenposition. Die Institute arbeiten weltweit mit führenden Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammen und betreiben zahlreiche internationale Forschungskooperationen – unter anderem in Form von Max Planck Center in den USA und Kanada, Japan, Australien und Europa. Die Auseinandersetzung mit inzwischen mehr als hundert Jahren Wissenschaftsgeschichte der MPG und ihrer Vorläuferin der KWG ist Teil der Unternehmenskultur, zu der eine historisch informierte Erinnerungskultur gehört.

    Medienkontakt Leopoldina:
    Julia Klabuhn
    Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Tel.: +49 (0)345 472 39-800
    E-Mail: presse@leopoldina.org


    Weitere Informationen:

    https://www.leopoldina.org/leopoldina-home/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Pressetermine
    Deutsch


     

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