Berlin, 25. August 2025 – Das internationale BioRescue-Konsortium hat neue Wege eingeschlagen, um das Nördliche Breitmaulnashorn (NWR, Ceratotherium simum cottoni) vor dem Aussterben zu bewahren. Seit Anfang des Jahres hat es drei weitere Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt. Außerdem hat das Team mit Embryotransfers begonnen, bei denen reine NWR-Embryonen in Leihmütter des Südlichen Breitmaulnashorns übertragen werden.
Da weltweit nur noch zwei Nördliche Breitmaulnashorn-Weibchen leben – Najin und ihre Tochter Fatu – und beide nicht in der Lage sind, eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege auszutragen, setzt das BioRescue-Team modernste Methoden der assistierten Reproduktion sowie Stammzelltechnologien ein, um die Art zu erhalten.
Am 22. August 2025 jährte sich zum sechsten Mal die erste Eizellentnahme von Fatu und Najin in der Ol Pejeta Conservancy in Kenia. Seither hat das BioRescue-Konsortium, unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und koordiniert vom Safari Park Dvůr Králové in Tschechien, insgesamt 21 Eizellen von der Nördlichen Breitmaulnashornkuh Fatu gewonnen. Drei dieser Entnahmen erfolgten im laufenden Jahr und führten zur Entstehung von drei neuen Embryonen, die im Avantea-Labor in Italien erzeugt wurden. Seit August 2019 hat das Team insgesamt 38 reine Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt.
In enger Zusammenarbeit mit dem Kenya Wildlife Service und dem Wildlife Research and Training Institute hat das Team kürzlich mit Embryotransfers von Nördlichen Breitmaulnashörnern in Leihmütter des Südlichen Breitmaulnashorns begonnen. Ende 2023 erbringt das BioRescue team den Machbarkeitsbeweis, als es dem ihm gelingt, nach einer In-vitro-Fertilisation erstmals eine Schwangerschaft bei einem Nashorn mithilfe eines Embryos des Südlichen Breitmaulnashorns zu erzielen (weitere Informationen finden Sie hier). Nach der Etablierung neuer Leihmütter führte das Team im Juli 2024, Dezember 2024 und Mai 2025 Embryotransfers mit einem NWR-Embryo durch. Leider führte keiner dieser Versuche zu einer dauerhaften Schwangerschaft, obwohl nach dem Transfer im Dezember 2024 eine Schleimbildung in der Gebärmutter des Empfängertieres auf eine Schwangerschaft hindeutete.
Wie alle anderen Verfahren des BioRescue-Teams, wurden auch die ersten Embryotransfers mit einem reinen Nördlichen Breitmaulnashorn-Embryo einer umfassenden ethischen Prüfung durch Expertinnen und Experten der Universität Padua (Italien) unterzogen. Dabei zeigten sich keinerlei negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Südlichen Breitmaulnashorn-Leihmütter. Gleiches gilt für das Nördliche Breitmaulnashorn Fatu: Ihre Gesundheit der Eierstöcke, scheint sich durch die wiederholten Eingriffe sogar verbessert zu habens – ein Phänomen, das als ‘Ovariale Reinigungstherapie’ bezeichnet.
Der sechste Jahrestag der ersten Eizellentnahme bei Najin und Fatu ist zugleich mit einer besonderen Würdigung der Arbeit des BioRescue-Teams verbunden. Am 24. August 2025 veröffentlichte National Geographic die Dokumentation `The Last Rhinos: A New Hope` („Die letzten Nashörner: Eine neue Hoffnung“) aus, die ab sofort auf Disney+ und Hulu verfügbar ist. Die preisgekrönte National Geographic-Fotografin Ami Vitale begleitet darin das BioRescue-Team auf seiner außergewöhnlichen Reise in der Ol Pejeta Conservancy und darüber hinaus. Sie hält die Dringlichkeit, die Rückschläge und die Erfolge rund um die erste Leihmutter-Schwangerschaft bei Nashörnern weltweit fest und zeigt zugleich die enge Verbundenheit zwischen den Tieren und ihren Betreuern. Der Film verdeutlicht, dass wissenschaftlicher Fortschritt selten linear verläuft – jede entnommene Eizelle, jeder erzeugte Embryo und jeder Versuch stellt einen weiteren Schritt nach vorn dar. Die Dokumentation macht sichtbar, wie BioRescue durch modernste Wissenschaft, internationale Zusammenarbeit und tiefes Engagement nicht nur Hoffnung für das Nördliche Breitmaulnashorn schafft, sondern auch eine Blaupause für den Erhalt anderer vom Aussterben bedrohter Arten liefert.
Nachdem das BioRescue-Team Anfang 2025 einen Preis für die beste in der Fachzeitschrift Reproduction veröffentlichte Forschungsarbeit erhalten hatte (weitere Informationen finden Sie hier), ist die Dokumentation von National Geographic eine weitere Bestätigung für die globale Bedeutung der BioRescue-Bemühungen. Die Arbeit des Teams wurde vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR), der tschechischen Stiftung Nadace ČEZ, von der US Rewind Rhino Extinction Foundation (Richard McLellan), der Tull Family Foundation und vielen weiteren großartigen Spendern finanziert.
Neben den in Ol Pejeta durchgeführten Verfahren und der Embryonenproduktion bei Avantea arbeitet das BioRescue-Konsortium auch an Stammzell- und alten DNA-Technologien, um die genetische Vielfalt einer künftigen Gründerpopulation des Nördlichen Breitmaulnashorns zu vergrößern. Forschende der Universität Osaka und des Max-Delbrück-Centrums in Berlin konzentrieren sich dabei auf die Gewinnung funktionsfähiger Eizellen und Spermien aus pluripotenten Stammzellen. Das übergeordnete Ziel dieser Bemühungen ist die Wiederansiedlung des Nördlichen Breitmaulnashorns in seinem ursprünglichen Lebensraum.
Medienpaket
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Boilerplates
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW)
Das Leibniz-IZW ist ein international renommiertes deutsches Forschungsinstitut des Forschungsverbunds Berlin e.V. und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Unsere Aufgabe ist es, evolutionäre Anpassungen wildlebender Tiere an globale Veränderungen zu untersuchen und neue Konzepte und Maßnahmen für den Erhalt der Biodiversität zu entwickeln. Dazu nutzen unsere Wissenschaftler ihr breites interdisziplinäres Fachwissen aus Biologie und Veterinärmedizin, um in engem Dialog mit der Öffentlichkeit und den Interessengruppen Grundlagenforschung und angewandte Forschung zu betreiben – von der molekularen bis zur Landschaftsebene. Darüber hinaus engagieren wir uns für einzigartige und hochwertige Dienstleistungen für die wissenschaftliche Gemeinschaft.
www.izw-berlin.de
www.BioRescue.org
Safari Park Dvůr Králové
Der Safari Park Dvůr Králové ist ein Safaripark in der Tschechischen Republik mit der größten Sammlung afrikanischer Tiere in Europa und hervorragenden Zuchtergebnissen. Mehr als 5.500 afrikanische Antilopen, etwa 800 Zebras, fast 300 Giraffen und über 300 afrikanische Wildhunde wurden im Park geboren. Er ist auch einer der besten Nashornzüchter außerhalb Afrikas und der einzige Ort, an dem das Nördliche Breitmaulnashorn in menschlicher Obhut gezüchtet wurde – die beiden letzten Weibchen, Najin und Fatu, wurden hier geboren. Der Safari Park Dvůr Králové koordiniert wissenschaftliche Bemühungen zur Rettung der Nördlichen Breitmaulnashörner und hat wiederholt schwarze Nashörner und andere afrikanische Huftiere wie Pferdeantilopen, Rappenantilopen oder Addax in die Wildnis Afrikas zurückgebracht.
https://safaripark.cz/en/
Avantea
Avantea ist ein weltweit führendes Labor für fortschrittliche Technologien in der Biotechnologieforschung und Tierfortpflanzung mit Sitz in Cremona, Italien. Es ist das einzige Labor, dem es gelungen ist, lebensfähige Nashornembryonen zu erzeugen. Avantea verfügt über mehr als zwanzig Jahre Erfahrung und Know-how in der assistierten Reproduktion von Nutztieren, das durch jahrelange Forschung in den Bereichen Biomedizin und Tierfortpflanzung erworben wurde.
www.avantea.it/en/
Universität Padua
Die Universität Padua in Italien ist eine der ältesten Universitäten der Welt und feiert ihr 800-jähriges Bestehen. Ihre Fakultät für Vergleichende Biomedizin und Lebensmittelwissenschaften betreibt führende Forschung und Lehre im Bereich des Schutzes und des Wohlergehens wildlebender Tiere mit besonderem Schwerpunkt auf der ethischen Bewertung und Evaluierung von Forschungsprojekten und Bildungsprogrammen, die vom Ethiklabor für Veterinärmedizin, Naturschutz und Tierschutz entwickelt werden.
https://www.unipd.it/en/
https://www.bca.unipd.it/en/
Die Universität Osaka
Die Universität Osaka versteht sich als ein Ort des Dialogs mit vielfältigen gesellschaftlichen Akteuren, um eine gemeinsame Vision für die Zukunft zu entwickeln und die Rolle von Universitäten im 21. Jahrhundert zu reflektieren. Daraus ist die Überzeugung erwachsen, dass es die Aufgabe der Universität Osaka ist, drängende gesellschaftliche Probleme entschlossen anzugehen, neues Wissen zu generieren, Talente zu fördern und modernste Technologien einzusetzen, um durch umfassende Reformen eine widerstandsfähige und nachhaltige Gesellschaft zu gestalten, die Leben und Lebensqualität in den Mittelpunkt stellt. Als führende akademische Institution bekennt sich die Universität Osaka dazu, Verantwortung zu übernehmen, neue Werte zu schaffen und herausragende Persönlichkeiten auszubilden, die den Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels aktiv begegnen.
https://www.osaka-u.ac.jp/en
Max-Delbrück-Centrum (MDC)
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (Max-Delbrück-Centrum) ist eine der weltweit führenden biomedizinischen Forschungseinrichtungen. Der in Berlin geborene Max Delbrück war Nobelpreisträger und einer der Begründer der Molekularbiologie. An den Standorten Berlin-Buch und Mitte erforschen Wissenschaftler aus rund 70 Ländern die Biologie des Menschen – von den elementarsten Bausteinen bis hin zu systemischen Mechanismen. Indem das MDC versteht, was das dynamische Gleichgewicht einer Zelle, eines Organs oder des gesamten Körpers reguliert oder stört, kann es Krankheiten vorbeugen, früher diagnostizieren und mit maßgeschneiderten Therapien stoppen. Patienten sollen so schnell wie möglich von den Ergebnissen der Grundlagenforschung profitieren können. Deshalb unterstützt das MDC die Gründung von Spin-offs und beteiligt sich an Kooperationsnetzwerken. Es arbeitet eng mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsam betriebenen Experimentellen und Klinischen Forschungszentrum (ECRC), dem Berlin Institute of Health (BIH) an der Charité und dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) zusammen. Das Max-Delbrück-Centrum wurde 1992 gegründet, beschäftigt heute 1.800 Mitarbeiter und wird zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert.
https://www.mdc-berlin.de
Ol Pejeta Conservancy
Die Ol Pejeta Conservancy ist das größte Schutzgebiet für Spitzmaulnashörner in Ostafrika und der einzige Ort in Kenia, an dem Schimpansen zu sehen sind. Hier leben auch die letzten beiden Nördlichen Breitmaulnashörner der Welt. Die hochmoderne Wildtierschutzanlage von Ol Pejeta umfasst eine spezialisierte K-9-Einheit, Bewegungssensorkameras entlang des solarbetriebenen Elektrozauns und eine eigene Nashornschutzgruppe.
https://www.olpejetaconservancy.org/
Wildlife Research and Training Institute (WRTI)
Das Wildlife Research and Training Institute (WRTI) ist eine Körperschaft, die gemäß dem Wildlife Conservation and Management Act Nr. 47 von 2013 gegründet wurde und den Auftrag hat, Wildtierforschung und -ausbildung durchzuführen und zu koordinieren. Zu seinen Aufgaben gehören die Durchführung und Koordinierung aller Formen der Wildtierforschung und damit verbundener neuer Themen im Wildtierbereich, die Verbesserung der Kapazitäten im Bereich Wildtierschutz und -management durch Ausbildung sowie die Erteilung von Genehmigungen für alle wissenschaftlichen Wildtierforschungsprojekte.
https://wrti.go.ke/
Kenya Wildlife Service
Der Kenya Wildlife Service ist die wichtigste staatliche Einrichtung, die Wildtiere für die kenianische Bevölkerung und die Welt schützt und verwaltet. Er setzt auch die entsprechenden Gesetze und Vorschriften durch.
http://kws.go.ke/
Kontakte
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW)
Prof. Dr. Thomas B. Hildebrandt
Leiter des BioRescue-Projekts und Leiter der Abteilung Reproduktionsmanagement
Telefon: +49/305168440
E-Mail: hildebrandt@izw-berlin.de
Dr. Frank Göritz
Leibniz-IZW-Chefveterinär und Wissenschaftler in der Abteilung Reproduktionsmanagement
Telefon: +49/305168444
E-Mail: goeritz@izw-berlin.de
Dr. Susanne Holtze
Wissenschaftlerin in der Abteilung Reproduktionsmanagement
Telefon: +49/305168436
E-Mail: holtze@izw-berlin.de
Steven Seet
Strategische Kommunikation
Wissenschaftler in der Abteilung Reproduktionsmanagement
Telefon: +49/15224573519
E-Mail: seet@izw-berlin.de
Safaripark Dvůr Králové
Jan Stejskal
Koordinator des BioRescue-Projekts und Leiter für internationale Projekte
Telefon: +420608009072
E-Mail: jan.stejskal@zoodk.cz
Avantea
Prof. Cesare Galli
Direktor
Telefon: +390 / 0372437242
E-Mail: cesaregalli@avantea.it
Universität Padua
Prof. Barbara de Mori
Direktorin des Ethiklabors für Veterinärmedizin, Naturschutz und Tierschutz, Abteilung für Vergleichende Biomedizin und Lebensmittelwissenschaft
Telefon: +39-3403747666
E-Mail: barbara.demori@unipd.it
Universität Osaka
Prof. Katsuhiko Hayashi
Leiter der Abteilung für Genombiologie,
Medizinische Fakultät
Telefon: +81-6-6879-3900
E-Mail: hayashik@gcb.med.osaka-u.ac.jp
Max-Delbrück-Centrum
Dr. Sebastian Diecke
Leiter der Abteilung Pluripotente Stammzellen
Telefon: +49 30 9406-3090
E-Mail: sebastian.diecke@mdc-berlin.de
Jana Schlütter
Redakteurin und stellvertretende Leiterin
Abteilung Kommunikation
Telefon: +49 160-9561 2924
E-Mail: jana.schluetter@mdc-berlin.de
Kenya Wildlife Service (KWS)
Prof. Erustus Kanga, PhD, EBS
Generaldirektor
Telefon: +254 (20) 2379407
E-Mail:director@kws.go.ke ; kws@kws.go.ke
Wildlife Research and Training Institute (WRTI)
Dr. David Ndeereh
Stellvertretender Direktor, Forschung
Telefon: +254 722 556 380
E-Mail:dndeereh@wrti.go.ke ; david.ndeereh68@gmail.com
Ol Pejeta Conservancy
Prof. Geoffrey Wahungu
Leiter Programm
+254 722 717 169
geoffrey.wahungu@olpejetaconservancy.org
Philippa Beach
Leiterin Fundraising
Telefon: +44 7837 572 876
E-Mail: philippa.beach@olpejetaconservancy.org
Prof. Dr. Thomas Hildebrandt
Embryotransfer in Südliches Breitmaulnashorn
Quelle: Rio Marvin
Copyright: Rio Marvin/BioRescue
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Medizin, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch
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