Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich heute? Ein Experte des VISTRA-Instituts der Universität Vechta erklärt den Begriff genau und zeigt an Beispielen auf, wie im Nordwesten Deutschlands Forschungsprojekte die nachhaltige Entwicklung in ländlichen Regionen unterstützen.
Nachhaltigkeit ist ein „Buzz-Word“ – überall zu hören, aber oft gar nicht klar in seiner Bedeutung. Als Universitätsprofessor für Bioökonomie und Ressourceneffizienz an der Universität Vechta kennt sich John-Oliver Engler allerdings aus mit dem Begriff. Die wohl bekannteste Definition sei schon 1987 von den Vereinten Nationen etabliert worden, erklärt er. Danach bedeute Nachhaltigkeit eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der heute lebenden Generationen erfülle, ohne die Möglichkeit zukünftiger Generationen, dasselbe zu tun, einzuschränken. „Genau das ist aber die Herausforderung unserer Zeit“, ergänzt Prof. Engler. „Nach aktueller Studienlage erfüllt kein Land der Welt seine wirtschaftlichen und sozialen Ziele ohne nicht mindestens eine der Grenzen des Planeten zu übertreten.“
Auf diese Grenzen muss auch jede Region achten. Dabei soll das VISTRA-Institut (Vechta Institute of Sustainability Transformations in Rural Areas) unterstützen: Es wurde an der Universität Vechta gegründet, um einen Wandel speziell in ländlichen Räumen nachhaltig voranzubringen. John-Oliver Engler ist dort stellvertretender Direktor. Entscheidend für das Institut sei die gute Vernetzung der Mitglieder in der Region. Gleichzeitig mache es seine von den Landkreisen gestiftete Professur zusammen mit drei weiteren Stiftungsprofessen möglich, direkt in die Region hineinzuwirken.
„Die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle in unserer ländlich geprägten Region, die sich als echtes Reallabor für die Forschungsarbeit in diesem Bereich anbietet. Zugleich profitiert die Politik von den wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Universität. So gewinnen beide Seiten“, erklärt der Vechtaer Landrat Tobias Gerdesmeyer. Auch Johann Wimberg, Landrat des Landkreises Clopppenburg, unterstreicht die enge Verzahnung zwischen Politik und Wissenschaft: „Das VISTRA-Institut beleuchtet viele Fragen, die für die Entwicklung des ländlichen Raumes entscheidend sind – von der Agrar- und Ernährungswirtschaft über Ökologie bis hin zum regionalen Bildungsangebot. Diese Impulse werden in die politische Arbeit aufgenommen und projektbezogen weiterbearbeitet.“ Das gilt vor allem für das wahrscheinlich größte Thema der Nachhaltigkeit: den Klimawandel.
„Zum einen haben wir das Projekt 'Wasservision Vechta' gestartet“, so Engler. „Es dreht sich um das Wassermanagement der Zukunft im Landkreis. Dazu befragen wir Menschen vor Ort und auch bundesweit. Wir erwarten wertvolle Erkenntnisse zu Verhaltensweisen, Wahrnehmungen und Wissen im Bezug auf Wasser. Die Ergebnisse sollen dann wieder in die Workshops einfließen und können direkt die zu entwickelnde „Vision“ leiten.“
In der landwirtschaftlich geprägten Region dreht sich ein weiteres Projekt um die Effizienz der Landnutzung in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta. Werden hier wertvolle Ressourcen verschwendet? Eine von Prof. Engler betreute Doktorarbeit nimmt dazu Wirtschaftskraft und Biodiversität unter die Lupe. Das Ergebnis dürfte also für Landwirte wie Umweltschützer interessant sein wie auch für die Politik.
Gleichzeitig gilt es aber auch der Natur ihren Raum zu lassen. In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta will man deshalb in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Osnabrück die Wiedervernässung geeigneter Moorstandorte vorantreiben: Sie können besonders viel CO2 speichern und die Artenvielfalt fördern. Um die Menschen in der Region dabei mitzunehmen, untersucht Prof. Engler, welche Akzeptanz in Bevölkerung und Wirtschaft für den Prozess besteht.
Schließlich hat Akzeptanz für einen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit auch damit zu tun, wie Menschen ihn erleben, und ob sie Nachteile durch den Wandel empfinden. „Veränderungen bringen oft ‚Transformationsschmerzen‘ mit sich“, erläutert Prof. Engler, „und die spüren wir auch in der Gesellschaft. Oft gerät beispielsweise die soziale Gerechtigkeit in eine Schieflage, und dieser Bereich ist tatsächlich bisher wenig erforscht.“ Mit dieser Arbeit befasst sich mittlerweile das Hans-Böckler-Kolleg, für das Prof. Engler die Mittel mit KollegInnen einwerben konnte. Die Landkreise Cloppenburg und Vechta bringen sich hier über den Beirat in das Projekt ein.
So hat man gleich acht Promovierende in die Region holen können, die gemeinsam Gerechtigkeitsfragen bei der Mitwirkung an Entscheidungsprozessen (z.B. für erneuerbare Energien), bei der Lösung von Landnutzungskonflikten (z.B. bei der Wiedervernässung von Mooren) oder hinsichtlich ungleicher Beteiligungsmöglichkeiten in Veränderungsprozessen (z.B. bei der Dekarbonisierung von Wirtschaft in Strukturwandelregionen) nachgehen.
Auch für die Landwirtschaft im Oldenburger Münsterland läuft die Forschung für nachhaltige Entwicklu ...
Quelle: Meckel
Copyright: Universität Vechta
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch
Auch für die Landwirtschaft im Oldenburger Münsterland läuft die Forschung für nachhaltige Entwicklu ...
Quelle: Meckel
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