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02.09.2025 12:09

Universität Bamberg erschließt Paul Maar Vorlass

Hannah Fischer Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

    Studierende leisten Grundlagenarbeit für künftiges Museum

    Paul Maar ist einer der bekanntesten Kinderbuchautoren im deutschsprachigen Raum – und weit darüber hinaus. Seine Bücher rund um das „Sams“ sind in über 40 Sprachen übersetzt. Zuletzt brachte er auch Literatur für Erwachsene heraus. Bald soll sein Werk in einem eigenen Museum in Hallstadt, dem Geburtsort seiner Mutter, gewürdigt werden. Ein Team der Universität Bamberg unterstützt den Aufbau des Museums: Es inventarisierte seit Februar 2025 den gesamten Vorlass des Autors und Illustrators, den dieser bereits der Stadt Hallstadt übergeben hatte. In den zahlreichen Kisten fanden sie unter anderem Bücher, Manuskripte, Fotos, Filmrequisiten, Sams-Puppen, Zeichnungen, Fanpost und persönliche Notizen. Ohne eine systematische Inventarisierung wäre eine museale Planung ebenso wie die spätere Bestands-Verwaltung im laufenden Betrieb unmöglich. Am 31. August 2025 konnten sie die Inventarisierung dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Stadt Hallstadt und der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern abschließen.

    Inventarisieren, archivieren, bewahren

    „Ich habe mich sehr gefreut, als ich von der Museumsidee gehört habe. Paul Maar ist ein Aushängeschild für unsere Region – und weltweit bekannt. Mit seinen Büchern hat er die Kindheit vieler Menschen geprägt“, sagt Prof. Dr. Heidrun Alzheimer, ehemalige Inhaberin des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie an der Universität Bamberg. Sie leitete das Inventarisierungsprojekt.

    Die Inventarisierung – also die Erfassung und Dokumentation sämtlicher Objekte – ist Grundvoraussetzung für jedes Museum. Sie dient nicht nur der Ordnung und Archivierung, sondern ist auch Basis für spätere Ausstellungen, digitale Anwendungen, Konservierung, Schadensdokumentation und Verwaltung. Seit Februar erfassten vier Masterstudierende der Europäischen Ethnologie gemeinsam mit Heidrun Alzheimer sämtliche Objekte aus Paul Maars Vorlass mithilfe einer professionellen Software. Bis Ende August 2025 haben sie einen Großteil der rund 5.000 Stücke dokumentiert. Nur kursorisch erfasst wurde die Fanpost aufgrund der schieren Masse an Zuschriften begeisterter Leser und Leserinnen. Viele Schreiben sind liebevoll illustriert und zeugen von der anhaltenden Wirkung von Maars Werk.

    Studierende lernen professionelle Museumsarbeit

    Dass Studierende an dem Projekt beteiligt waren, kommt nicht von ungefähr, sondern ist eines der Ergebnisse einer vorausschauenden Lehrstrategie: Heidrun Alzheimer erkannte früh, dass Absolventinnen und Absolventen aus der Europäischen Ethnologie häufig das Berufsfeld „Museum“ anstreben. Um darauf im Studium vorzubereiten, entwickelte sie eigens ein Praxismodul zur Museumsausbildung, in dem der Umgang mit Sammlungen, konservatorische Grundlagen und digitale Erfassungsmethoden praxisnah vermittelt werden. Die Studierenden blicken in den Kursen auch hinter die Kulissen, etwa bei Besuchen in den Museen Bayerns. Die Arbeit am Paul-Maar-Vorlass ist ein Beispiel dafür, wie eng akademische Ausbildung und angewandte Kulturarbeit zusammenspielen können: „Die Studierenden lernen hier Museumspraxis im besten Sinne – von der Verschlagwortung bis zur Erfassung komplexer Objekte in verschiedenen Sprachen, Schriften und medialen Formaten“, so Alzheimer. Eine Inventarnummer wird nach konservatorischen Standards direkt am Objekt angebracht, Verweise auf verwandte Stücke in der Datenbank mit Hilfe von Referenznummern ergänzt. Das empfindliche Material wird in säurefreiem Seidenpapier und Spezialkartons archiviert.

    „Ich wollte schon immer im Museumsbereich arbeiten – und durch dieses Projekt hat sich mein Berufswunsch noch einmal richtig gefestigt“, sagt Melissa Link, Masterstudentin der Europäischen Ethnologie. „Besonders schön war, dass wir dabei nicht einfach nur Objekte inventarisiert haben, sondern viel über Paul Maar als Mensch erfahren konnten. Und er selbst war bei Fragen ansprechbar – das war wirklich ein Highlight.“ Für Link war die Inventarisierung nicht nur eine professionelle, sondern auch eine private Bereicherung: „Paul Maar hat mich mit seiner Kreativität angesteckt. Und ich sehe manch alltägliche Dinge mit ganz anderen Augen.“ In ihrer Masterarbeit möchte sie sich nun mit den handwerklichen und konservatorischen Aspekten des Inventarisierens beschäftigen – am Beispiel der Paul Maar Sammlung. Einige Objekte wird sie auch biographisch erforschen.

    Blicke in das Leben von Paul Maar

    Neben den bekannten Publikationen und ihren internationalen Ausgaben finden sich im Vorlass auch persönliche Zeugnisse: Fotos von Lesereisen und Besuchen in Goethe-Instituten rund um den Globus, Graphiken, Briefe, handschriftliche Skizzen und Manuskripte und Bücher mit Anmerkungen für Lesungen. „Man spürt an vielen Stellen, wie eng biographische Erfahrungen und literarische Arbeit bei Paul Maar verknüpft sind und vor allem auch, dass Paul Maar viel mehr ist als seine Sams-Bücher“, sagt Alzheimer. So finden sich im Vorlass beispielsweise Fotos mit den Jazzgrößen Keith Jarrett und Jan Garbarek, für die Maar ein Schallplattencover gestaltet hat. Sie waren eine Woche bei Paul und Nele Maar in ihrem damaligen Wohnort Grötzingen zu Besuch.

    Besonders kurioses Material stellen die Requisiten aus dem zweiten Sams-Film von 2003 dar. Sie schlummerten jahrelang in der Garage eines Bamberger Stadtführers, der sie nun dem Museum überlassen hat. Im Film war in der Bamberger Innenstadt ein Hundesalon eingerichtet, daher zählen zu den Requisiten so kuriose Dinge wie Hundelockenwickler.

    Die Eröffnung des Museums ist in den nächsten Jahren geplant. Bereits im Oktober 2025 findet im Kulturboden Hallstadt eine öffentliche Veranstaltung mit Podiumsdiskussion und einer Ausstellung mit Grafiken von Paul Maar statt. Auch der Künstler selbst wird anwesend sein.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Heidrun Alzheimer
    Ehemalige Inhaberin des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie
    heidrun.alzheimer@uni-bamberg.de


    Bilder

    Für die Studierenden (hinten v.l.n.r.) Luca Stenz, Simeon Göll, Melissa Link und Jana Hickmann sowie Heidrun Alzheimer (vorne l.) ein besonderes Highlight: Paul Maar (vorne r.) steht ihnen für Fragen rund um seinen Vorlass zur Verfügung.
    Für die Studierenden (hinten v.l.n.r.) Luca Stenz, Simeon Göll, Melissa Link und Jana Hickmann sowie ...

    Copyright: Tobias Dorn, Stadt Hallstadt

    Studierende der Europäischen Ethnologie an der Universität Bamberg inventarisieren gemeinsam mit Professorin Heidrun Alzheimer (r.) den Vorlass von Paul Maar.
    Studierende der Europäischen Ethnologie an der Universität Bamberg inventarisieren gemeinsam mit Pro ...

    Copyright: Tobias Dorn, Stadt Hallstadt


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Kulturwissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Kooperationen, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Für die Studierenden (hinten v.l.n.r.) Luca Stenz, Simeon Göll, Melissa Link und Jana Hickmann sowie Heidrun Alzheimer (vorne l.) ein besonderes Highlight: Paul Maar (vorne r.) steht ihnen für Fragen rund um seinen Vorlass zur Verfügung.


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    Studierende der Europäischen Ethnologie an der Universität Bamberg inventarisieren gemeinsam mit Professorin Heidrun Alzheimer (r.) den Vorlass von Paul Maar.


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