Prof. Thomas Otto baut die neue Abteilung „Digitale Infektionsbiologie“ auf
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) hat den Startschuss für sein neues "Data Science Centre" gegeben. Es wird alle Forschungssektionen des BNITM vernetzen und mit modernsten digitalen Technologien den Weg für neue wissenschaftliche Erkenntnisse ebnen. Prof. Thomas Otto leitet ab sofort die neue Abteilung "Computational Infection Biology" des Zentrums. Otto bringt langjährige Erfahrung in der Bioinformatik und Genomik mit an das BNITM.
Die moderne Infektionsforschung produziert in rasantem Tempo riesige Datenmengen, von genetischen Informationen über Krankheitserreger bis hin zu epidemiologischen und klinischen Daten. Ohne leistungsfähige computergestützte Methoden bleiben viele dieser Daten unverbunden und ungenutzt. Genau hier setzt das neue Zentrum an: Es schafft Strukturen, um Daten aus allen fünf Forschungssektionen des BNITM zusammenzuführen und mit innovativen bioinformatischen Verfahren und Künstlicher Intelligenz (KI) zu analysieren und für die Forschungsgemeinschaft zugänglich zu machen.
„Die Datenflut in der Infektionsforschung ist Chance und Herausforderung zugleich. Mit dem neuen Zentrum schaffen wir die Voraussetzungen, unsere vielfältigen Daten nicht länger isoliert zu betrachten und die Infektionsforschung auf die nächste Stufe zu heben. Innovative computergestützte Forschung ist kein Add-on mehr, sondern Kern der modernen Infektionsforschung“, sagt Prof. Jürgen May, Vorstandsvorsitzender des BNITM. „Unsere Daten entfalten ihren vollen Nutzen erst, wenn wir sie teilen, verknüpfen und systematisch auswerten.“
Prof. Thomas Otto leitet neue Abteilung „Digitale Infektionsbiologie“
Die neue Abteilung „Digitale Infektionsbiologie“ von Prof. Thomas Otto widmet sich der Frage, wie Krankheitserreger sich entwickeln, anpassen, mit dem menschlichen Körper interagieren und Krankheiten auslösen, um so neue Möglichkeiten für Behandlung, Intervention und Prävention zu erschließen. Dazu werden Otto und sein Team neue bioinformatische Methoden entwickeln, die von der Genom- und Transkriptomanalyse bis hin zu innovativen KI-gestützten Verfahren reichen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit wird sein, komplexe Datensätze so aufzubereiten, dass sie allen Forschenden im Haus und darüber hinaus zugänglich werden – sei es durch benutzerfreundliche Analysepipelines, durch gemeinsame Workshops, internationale Summer Schools oder durch neue Formen des Trainings wie Datathons, bei denen Forschende gemeinsam an großen Datensätzen arbeiten. Ab 1. Oktober 2025 wird Otto zudem seine Professur „Pathogenom Bioinformatik“ an der Universität Hamburg antreten; die Berufung erfolgte gemeinsam mit dem BNITM. Dort wird er Lehre und Ausbildung in Bioinformatik stärken und die enge Vernetzung zwischen BNITM und der Universität weiter ausbauen.
„Ich freue mich sehr, hier am BNITM meine Arbeit aufzunehmen. Mein Ziel ist es, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen eine starke Bioinformatik aufzubauen. So können wir entscheidende Fragen zur Evolution von Krankheitserregern, zu Wirt-Pathogen-Interaktionen und zur Krankheitsdynamik beantworten und gleichzeitig neue Kooperationen fördern“, sagt Prof. Thomas Otto.
Internationale Vernetzung und globale Verantwortung
Das neue Zentrum wird auch dazu beitragen, Forschung international zu vernetzen und Kapazitäten im globalen Süden zu stärken. Gerade bei armutsassoziierten Erkrankungen oder vernachlässigten Tropenkrankheiten fehlen häufig Ressourcen für große Studien. Indem Forschende am BNITM und deren afrikanischen Partner:innen vorhandene Daten bündeln und mit neuen Ansätzen der Bioinformatik und Künstlichen Intelligenz auswerten, können künftig entscheidende Fortschritte erzielt werden. Beispiele reichen von der verbesserten Vorhersage der Ausbreitung von Malaria bis hin zur Entwicklung neuer digitaler Diagnostikmethoden. Prof. Otto bringt bereits umfassende Erfahrung in der Zusammenarbeit mit afrikanischen Partner:innen mit. So hat er u. a. an der Universität Ghana gemeinsam mit Prof. Gordon Akanzuwine Awandare innovative Methoden des maschinellen Lernens und der Transkriptomik eingesetzt, um Krankheitsverläufe bei Malariapatient:innen besser zu verstehen. An diese erfolgreiche Kooperation will er nun anknüpfen und seine neue Abteilung am BNITM eng mit dem Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR) vernetzen.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit Prof. Thomas Otto einen international ausgewiesenen Experten gewinnen konnten und blicke voller Zuversicht auf die Zusammenarbeit“, sagt Prof. Jürgen May.
Über das Zentrum „Data Science"
Das neue Zentrum geht auf den Sondertatbestand (STB) „Computational Sciences for Pathogen Research and One Health“ zurück, den die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern Ende 2023 bewilligt hat. Mit diesem Instrument werden strategisch besonders wichtige Vorhaben in der Leibniz-Gemeinschaft dauerhaft gefördert. Für das BNITM bedeutet dies eine langfristige Stärkung im Bereich der digitalen Infektionsforschung. Der STB ermöglicht es, nachhaltige Strukturen für Datenanalyse, Bioinformatik und internationale Vernetzung aufzubauen und so die Rolle des BNITM als führendes Zentrum für Tropen- und Infektionsmedizin weiter auszubauen.
Über das BNITM
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre im Bereich tropischer und neu auftretender Infektionskrankheiten. Schwerpunkte sind Malaria, hämorrhagische Fieberviren, vernachlässigte Tropenkrankheiten, Immunologie und Epidemiologie. Mit Hochsicherheitslaboren (BSL-4) und einem Sicherheitsinsektarium (BSL-3) ist das Institut auch für den Umgang mit hochpathogenen Erregern international führend. Die Forschung am BNITM ist in fünf Sektionen organisiert, die den gesamten Weg von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung abdecken: Pathogen (Erregerforschung), Interface (Wirt-Erreger-Interaktionen und Immunologie), Patient (klinische Forschung), Population (Epidemiologie) und Implementation (Implementationsforschung). Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft verbindet das BNITM Grundlagenforschung mit klinischer Anwendung und globaler Zusammenarbeit.
Das BNITM pflegt zahlreiche internationale Kooperationen, insbesondere in Afrika. Eine zentrale Partnerschaft besteht mit dem Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR) in Ghana, das gemeinsam mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betrieben wird. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht Forschung, Ausbildung und Kapazitätsaufbau direkt in einer Region, in der Erkrankungen wie Malaria und andere tropische Infektionskrankheiten endemisch sind.
Prof. Dr. Thomas Otto
Research Group Leader
E-Mail : thomas.otto@bnitm.de
https://www.bnitm.de/forschung/forschungsgruppen/implementation/ag-computational...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Informationstechnik, Medizin
überregional
Organisatorisches, Personalia
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).