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03.09.2025 16:15

Abholzung ist eng verbunden mit verringertem Niederschlag im Amazonas-Regenwald

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

    Beobachtungen aus 35 Jahren Amazonas-Forschung zeigen, welche Folgen der globale Klimawandel und die lokale Abholzung auf den Regenwald haben

    • Neue Studie quantifiziert die Klimaänderungen im Regenwald durch lokale Abholzung und den globalen Klimawandel getrennt voneinander
    • Daten zeigen, dass die Entwaldung mit 75 Prozent die Hauptursache für den Rückgang der Niederschläge während der Trockenzeit ist. Niederschlagsmenge ist seit 1985 um 21 Millimeter gesunken.
    • Globaler Klimawandel ist Hauptursache für Temperaturanstieg von 2°Celsius

    Der Amazonas-Regenwald ist der größte Regenwald der Erde und spielt eine Schlüsselrolle im globalen Klimasystem. In den letzten Jahrzehnten beobachtet man jedoch große Veränderungen in den Wasser-, Kohlenstoff- und Energiekreisläufen im Amazonasgebiet, die beispielsweise die Niederschlagsmengen beeinflussen. Bisherige Studien konnten jedoch noch nicht quantitativ unterscheiden, welche Beiträge von den zwei wichtigsten treibenden Faktoren stammen: einerseits den steigenden globalen Temperaturen aufgrund von Treibhausgasemissionen und der zunehmenden lokalen Entwaldung andererseits. Um wirksame Strategien zum Schutz des Ökosystems Regenwald zu erarbeiten, ist dies jedoch von großer Bedeutung.

    Forschenden aus Brasilien und vom Max-Planck-Institut für Chemie ist es nun gelungen, die Auswirkungen der lokalen Abholzung und des globalen Klimawandels auf das Klima im Amazonasgebiet getrennt voneinander zu quantifizieren.

    Ihre im Forschungsmagazin Nature Communications erschienene Analyse von 1985 bis 2020 zeigt, dass die lokale Entwaldung die Hauptursache dafür ist, dass die Niederschläge während der jährlichen Trockenzeit seit 1985 um knapp acht Prozent beziehungsweise um 21 Millimeter zurückgingen. „Der Anteil der Abholzung am Rückgang der Regenmenge liegt bei knapp 75 Prozent. Gerade in der Trockenzeit können kleine Veränderungen unverhältnismäßig große Schäden in der Vegetation auslösen“, sagt Luiz Machado, Klimaforscher an der Universität von São Paulo.

    Die Abholzung ist laut den Forschenden auch für etwa 16 Prozent des Anstiegs der Temperatur um 2°Celsius verantwortlich. Ein weit größerer Anteil von etwa 84 Prozent der Temperaturerhöhung ist jedoch auf den globalen Klimawandel zurückzuführen. Die Studie zeigt ferner, dass das Klima des Amazonasgebiets nicht linear auf die Abholzung reagiert. Die schwerwiegendsten klimatischen Veränderungen treten zu Beginn des Entwaldungsprozesses auf, insbesondere, wenn die ersten 10–40 Prozent des Waldes verschwinden.

    Klimaresilienz Amazoniens durch weitere Abholzung in Gefahr

    „Es ist wichtig, die weitere Entwaldung zu stoppen, damit die Klimaresilienz des Amazonasgebiets erhalten bleibt“, ergänzt Luiz Machado, der auch als Gastwissenschaftler am Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie forscht.

    Für ihre Studie nutzen die Forschenden Daten aus 29 Regionen im brasilianischen Amazonasgebiet, die während der letzten 35 Jahre mit Hilfe von Satelliten und atmosphärischen Messungen gesammelt wurden. Indem sie sowohl Langzeitdaten als auch spezielle statistische Methoden (Parametrisierung) genutzt haben, konnten sie die Auswirkungen der Abholzung von denen des globalen Klimawandels trennen.
    Aufgrund der Daten schlussfolgert das brasilianisch-deutsche Team auch, dass der Anstieg der Treibhausgase Methan und Kohlenstoffdioxid zu mehr als 99 Prozent auf den globalen Klimawandel zurückzuführen ist. Allerdings hat die Abholzung einen kleinen Anteil von 0,3 Prozent am CO₂-Anstieg.

    Regenwald durchläuft derzeit einen kritischen Wandel

    Die Studie wirft auch einen Blick auf die Klima-Zukunft im Amazonasgebiet im Jahr 2035: „Wenn die Entwaldung in gleichem Maße voranschreitet, wie bisher, erwarten wir aufgrund unserer Daten einen weiteren Temperaturanstieg von etwa 0,6°Celsius und weiteren Rückgang der Niederschläge in der Trockenzeit um etwa sieben Millimeter im Vergleich zu heute, was den Wald sicher zusätzlich stressen wird“, sagt Christopher Pöhlker vom Max-Planck-Institut für Chemie. Pöhlker und seine Kollegen sehen, dass der Amazonas einen kritischen Wandel durchläuft, der durch Extremereignisse wie die außerordentliche Dürre im Jahr 2023 vermutlich noch beschleunigt wird. Durch die komplexen Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Abholzung ist es allerdings schwierig, einen konkreten Entwaldungsgrad zu nennen, ab dem das gesamte Ökosystem des Amazonas-Regenwalds kollabieren würde.

    Angabe der Niederschlagsmenge in Millimeter
    Die Angabe von Niederschlagsmengen in Millimeter ist unabhängig von der Größe der Fläche und ermöglicht direkte Vergleiche zwischen verschiedenen Orten und Zeiträumen. Ein Millimeter bedeutet, dass auf jedem Quadratmeter Boden eine gleichmäßige Wasserschicht von 1 mm Höhe steht, was 1 Liter pro Quadratmeter entspricht.

    Beteiligte brasilianische Institutionen
    University of São Paulo, São Paulo, Brazil
    MapBiomas, São Paulo, Brazil
    Amazon Environmental Research Institute (IPAM), Brasília, Brazil


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Ulrich Pöschl
    Max-Planck-Institut für Chemie
    E-Mail: poschl-office@mpic,de

    Dr. Christopher Pöhlker
    Max-Planck-Institut für Chemie
    E-Mail: c.pohlker@mpic.de


    Originalpublikation:

    How climate change and deforestation interact in the transformation of the Amazon rainforest
    Marco A. Franco, Luciana V. Rizzo, Márcio Teixeira, Paulo Artaxo, Tasso Azevedo, Jos Lelieveld, Carlos A. Nobre, Christopher Pöhlker, Ulrich Pöschl, Julia Shimbo, Xiyan Xu, and Luiz A. T. Machado
    Nature Communications, 2. September 2025


    Weitere Informationen:

    https://www.mpic.de/5770553/abholzung-im-amazonas-regenwald-ist-hauptursache-fue...


    Bilder

    Darstellung der prozentualen Anteile des globalen Klimawandels und der Entwaldung zu Veränderungen bei Methan, Kohlendioxid, maximaler Oberflächentemperatur und Gesamtniederschlag während der Trockenzeit.
    Darstellung der prozentualen Anteile des globalen Klimawandels und der Entwaldung zu Veränderungen b ...
    Quelle: Dom Jack, MPI für Chemie
    Copyright: Max-Planck-Institut für Chemie, Dom Jack

    Ein Blick vom Forschungsturm ATTO auf den Amazonas-Regenwald bei klarer Sicht und bei dichtem Rauch im Jahr 2023, als eine außerordentliche Dürre herrschte und viele Feuer wüteten.
    Ein Blick vom Forschungsturm ATTO auf den Amazonas-Regenwald bei klarer Sicht und bei dichtem Rauch ...
    Quelle: Sebastian Brill
    Copyright: Max-Planck-Institut für Chemie, Sebastian Brill


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Chemie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Darstellung der prozentualen Anteile des globalen Klimawandels und der Entwaldung zu Veränderungen bei Methan, Kohlendioxid, maximaler Oberflächentemperatur und Gesamtniederschlag während der Trockenzeit.


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    Ein Blick vom Forschungsturm ATTO auf den Amazonas-Regenwald bei klarer Sicht und bei dichtem Rauch im Jahr 2023, als eine außerordentliche Dürre herrschte und viele Feuer wüteten.


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