idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.09.2004 10:56

Ein Molekül mit zwei erstaunlichen Funktionen

S. Nicole Bongard Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    Zum 6. Mal verlieh die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew DVMB) ihren Forschungspreis an zwei erfolgreiche Wissenschaftlerinnen für ihre hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew). Die Immunologinnen Privatdozentin Dr. Gerhild Wildner und Dr. Maria Diedrichs-Möhring forschen in der Arbeitsgruppe Immunbiologie an der Augenklinik des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München an den immunologischen Mechanismen, die bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie der Uveitis eine Rolle spielen. Ein Großteil der Arbeiten beschäftigte sich mit dem Molekül HLA-B27, welches mit der Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) und anderen Autoimmunerkrankungen wie der vorderen Uveitis (Iritis) statistisch assoziiert ist. Hier konnte mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein neuer immunologischer Mechanismus beschrieben werden, der erklärt, wie diese seit vielen Jahren bekannten Zusammenhänge zustande kommen könnten. Dabei zeigte sich, dass aus dem großen Molekül HLA-B27 bei Abbauvorgängen verschiedene kleinere Fragmente (Peptide) herausgeschnitten werden. Einige dieser Peptide können eine Gelenksentzündung auslösen, ein weiteres Peptid erwies sich dagegen als Therapeutikum für Uveitispatienten wirksam.

    In der durch den Preis gewürdigten Arbeit wurde ein neuer Wirkungsmechanismus eines Peptids von HLA-B27 untersucht. Dr. Diedrichs-Möhring und Dr. Wildner haben gezeigt, dass bestimmte Peptide des HLA-B27-Moleküls eine Arthritis verursachen können, indem sie von T-Zellen erkannt werden, diese T-Zellen im Gelenk ein sehr ähnliches, gelenkspezifisches Peptid wiedererkennen und dann eine Entzündung verursachen. Völlig überraschend zeigte sich, dass eine Verlängerung um nur wenige Aminosäuren dem gleichen Peptid noch eine ganz andere Wirkung verleiht: das verlängerte Peptid stört bestimmte entzündungshemmende Subtypen von T-Zellen in ihrer Funktion, so dass diese hemmenden Zellen weniger aktiv sind. Das hat zur Folge, dass sich die Entzündung verstärkt. Das HLA-B27-Molekül enthält also Anteile, die
    - eine Arthritis auslösen können, und solche, die
    - entzündungshemmende Mechanismen des Immunsystems inaktivieren.

    Diese Mechanismen wurden von den Preisträgern sowohl in der Zellkultur als auch im Tierexperiment untersucht und eröffnen neue Wege für die Erforschung der Ursachen HLA-B27-assoziierter Autoimmunerkrankungen wie des Morbus Bechterew und der Uveitis.
    Die Bechterewsche Erkrankung ist eine entzündliche Krankheit, die vor allem die Wirbelsäule betrifft. Es handelt sich um eine chronische (nicht nur vorübergehende) rheumatische (vor allem das Bewegungssystem betreffende) Krankheit, die über entzündliche Prozesse zu einer knöchernen Einsteifung der Wirbelsäule führen kann (ankylosans = versteifend). Sie kann aber auch die übrigen Gelenke oder andere Organe des Körpers wie das Auge befallen. Sie gilt bis heute als unheilbar, läßt sich aber in ihrem Verlauf ganz entscheidend beeinflussen. Nach heutiger Schätzung erkrankt nahezu 1% der mitteleuropäischen Bevölkerung an Morbus Bechterew, einschließlich solcher Fälle, die wegen eines relativ milden oder untypischen Verlaufs nicht erkannt werden.


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-muenchen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).