Die repräsentative IU-Studie zeigt, wie sich das Informationsverhalten durch digitale Medien – insbesondere durch Fake News und Deepfakes – verändert.
Fast neun von zehn Menschen in Deutschland (89,9 Prozent) betrachten Fake News als eine ernsthafte Bedrohung für Demokratie und Freiheit und als einen Treiber für die gesellschaftliche Spaltung. Das zeigt die neue Studie „Fakt oder Fake? Medienkompetenz in Deutschland“ der IU Internationalen Hochschule (IU). Für die Untersuchung wurden 1.999 Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren repräsentativ nach Alter und Geschlecht befragt.
Die Befragten sehen den Einfluss von Desinformation vor allem im politischen Kontext kritisch:
• 92,2 Prozent stimmen der Aussage voll und ganz bzw. eher zu, dass Fake News besonders problematisch sind, weil sie gezielt zur Meinungsmanipulation und Wahlbeeinflussung eingesetzt werden.
• 71,8 Prozent geben an, dass ihr Vertrauen in die Medien durch das Aufkommen von Fake News allgemein gesunken ist; 64,1 Prozent sagen dies im Zusammenhang mit Deepfakes.
• 89,0 Prozent befürchten, dass Deepfakes die Verbreitung politischer Falschinformationen so vorantreiben, dass sie Wahlen beeinflussen und für Unruhe im politischen Klima sorgen.
Die Sorgen im Zusammenhang mit Entwicklungen wie Fake News und Deepfakes spiegeln sich auch im Medienvertrauen wider:
• 30,9 Prozent der Befragten stufen KI-Anwendungen wie ChatGPT als glaubwürdig ein. Bei Sozialen Medien liegt der Wert mit 30,8 Prozent ähnlich niedrig.
• Deutlich höher ist das Vertrauen in klassische Medien: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland vertraut Radio, Fernseh-Nachrichtensendungen und Online-Nachrichtenportalen sowie Zeitungen als Informationsquelle.
• Fast drei Viertel geben zudem ihr persönliches
Umfeld – also Freund:innen und Familie – als verlässliche Informationsquelle an.
Tagesschau und Co. dominieren als Informationsquelle
Für 91,4 Prozent der Menschen in Deutschland ist es sehr oder eher wichtig, über das aktuelle gesellschaftliche und politische Geschehen auf dem Laufenden zu bleiben.
Bei der Frage, welche Informationsquelle hauptsächlich verwendet wird, dominieren die traditionellen Medien: An erster Stelle stehen Nachrichtensendungen im Fernsehen mit 68,9 Prozent, gefolgt von Online-Nachrichtenportalen mit 59,3 Prozent und Radio mit 49,9 Prozent. An vierter Stelle stehen soziale Medien (49,0 Prozent), an fünfter Stelle persönliche Netzwerke (34,8 Prozent). Für die Generation Z ist Social Media sogar die am häufigsten genutzte Informationsquelle für Nachrichten.
Jede:r Dritte glaubte bereits politischen Fake News
Doch Vertrauen in Inhalte ist nicht immer gerechtfertigt: 33,1 Prozent der Menschen in Deutschland haben schon einmal gesellschaftliche oder politische Informationen geglaubt, die sich später als Fake News herausstellten. Besonders häufig berichten Unter-30-Jährige aus der Generation Z davon.
Deepfakes erkannten nur 15,0 Prozent der Befragten im Nachhinein, wobei dies ebenfalls von Jüngeren häufiger berichtet wird als von Älteren.
Die Unsicherheit der Befragten ist allerdings groß: Mehr als ein Viertel (26,7 Prozent) können die Frage, „ob sie schon einmal Fake News zum aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Geschehen für glaubwürdig gehalten und später entlarvt haben“, nicht sicher beantworten. Und das, obwohl 51,9 Prozent der Befragten angaben, Informationen zum aktuellen gesellschaftlichen und politischen Geschehen immer oder häufig auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.
Die Folgen von Desinformation: Fehlgeleitete Wahlentscheidungen, Angst und Streit
Die Ergebnisse der IU-Studie verdeutlichen ebenfalls, welche konkreten Auswirkungen Desinformation auf das soziale Miteinander und die Entscheidungen von Menschen haben können:
• Von den 33,1 bzw. 15,0 Prozent der Befragten, die Fake News bzw. Deepfakes zunächst geglaubt haben, geben 13,9 Prozent an, aufgrund von Fake News eine fehlgeleitete Wahlentscheidung getroffen zu haben. Bei Deepfakes liegt dieser Anteil bei 15,0 Prozent.
• 42,8 Prozent derjenigen, die bereits auf Fake News hereingefallen sind, berichten von Stress oder Angst als Folge. Bei Deepfakes liegt dieser Anteil bei 46,0 Prozent.
• 22,8 Prozent dieser Befragten haben sich infolge von Fake News mit anderen Menschen gestritten, bei Deepfakes waren es 17,7 Prozent.
Laut den Befragten verstärkt Künstliche Intelligenz die Problematik: 84,4 Prozent stimmen folgendem Statement voll und ganz bzw. eher zu: „Durch die Nutzung von KI-basierten Suchmaschinen (z. B. Google Bard, Perplexity AI) wird die Verbreitung von Fake News zukünftig weiter zunehmen.“
Je jünger, desto größer das Wissen über Deepfakes
Zudem zeigt die repräsentative Studie der IU: Fast alle Menschen in Deutschland (96,3 Prozent) kennen den Begriff „Fake News“, unabhängig von ihrem Alter. Bei dem Begriff „Deepfake“ sieht die Lage anders aus: Nur 34,3 Prozent der Befragten kennen die Bedeutung dieses Begriffs. Dabei gilt: Je jünger die Generation, desto größer ist das Wissen über Deepfakes.
Mehrheit sieht Politik und Plattformen in der Pflicht
Laut Nele Hansen, Studienexpertin und Professorin für Medienmanagement an der IU Internationalen Hochschule, „reicht Medienkompetenz allein nicht aus, um Desinformation in Form von Fake News und Deepfakes zu bekämpfen.“
Die Studie ging daher auch der Frage nach, wer in der Verantwortung steht – und welche konkreten Maßnahmen dazu beitragen könnten, die negativen Auswirkungen von Desinformation einzudämmen:
• Fast zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass die Betreiber:innen sozialer Plattformen (65, 1 Prozent) sowie die Regierung und Politik (63,1 Prozent) die Hauptverantwortung bei der Bekämpfung von Fake News und Deepfakes tragen.
• 60,3 Prozent sagen, dass jede:r Einzelne und 52,8 Prozent, dass die Medien hauptsächlich Verantwortung tragen.
• Fast alle Befragten sprechen sich dafür aus, dass soziale Plattformen Maßnahmen gegen Desinformation ergreifen sollten. Nur 3,9 Prozent halten keine Maßnahmen für nötig.
• Am häufigsten wurde die Kennzeichnung von Fake News (70,9 Prozent) genannt, am zweithäufigsten die aktive Überwachung und Entfernung solcher Inhalte (67,5 Prozent). Maßnahmen wie die Aufklärung von Nutzer:innen über Fake News und Deepfakes (60,8 Prozent) und die Bereitstellung von Faktencheck-Tools (50,7 Prozent) folgen mit größerem Abstand.
Über die Studie
Die Studie „Fakt oder Fake? Medienkompetenz in Deutschland” der IU Internationalen Hochschule befasst sich mit dem Vertrauen der Menschen in die Medien, der Rolle der sozialen Medien sowie mit Fake News und Deepfakes und deren Auswirkungen. Für die IU-Studie wurden 1.999 Menschen in Deutschland im Alter von 16 bis 65 Jahren befragt, repräsentativ nach Alter und Geschlecht. Die Befragung fand vom 14. bis 25. April 2025 statt.
Prof. Dr. Nele Hansen, Professorin für Medienmanagement an der IU Internationalen Hochschule
https://www.iu.de/forschung/studien/medienkompetenz/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
fachunabhängig
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).