idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.09.2025 12:24

Internationale Auszeichnung für Forschende am Göttingen Campus

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Dr. Anggi Hapsari und Dr. Oliver Barnstedt erhalten jeweils einen ERC Starting Grant

    Zwei Forschende am Göttingen Campus haben ERC Starting Grants des Europäischen For-schungsrates (ERC) erhalten.

    Die Ökologin Dr. Anggi Hapsari von der Universität Göttingen erhält Fördermit-tel in Höhe von rund zwei Millionen Euro für ihr Projekt „SaLtedPeat: Potenzielle Auswirkungen der mit dem Anstieg des Meeresspiegels verbundenen Versalzung auf tropische Küstenmoore in Tieflandgebieten“. Der Neurowissenschaftler Dr. Oliver Barnstedt vom European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G) erhält Fördermittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro für sein Projekt „LearnMamBo: Neuronale Dynamik von Lernen und Gedächtnis im Mammillarkörper“. Beide Projekte haben eine Laufzeit von fünf Jahren.

    Der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund des Klimawandels stellt eine Bedrohung für Küstenökosysteme dar. Sturmfluten und Überschwemmungen mit salzhaltigem Meerwasser verursachen eine Versalzung des Bodens und des Wassers. Insbesondere Süßwasserökosysteme wie die Torfmoore Südostasiens weisen eine hohe Empfindlichkeit gegenüber dieser Versalzung auf, wurden aber in der Forschung bisher vernach-lässigt. Hapsaris jüngste Untersuchungen haben einen unerwarteten Zusammenhang zwischen dem histori-schen Anstieg des Meeresspiegels und Bränden in der fernen Vergangenheit festgestellt. Dies führte zu der Hypothese, dass der damalige Anstieg des Salzgehalts möglicherweise ganze Teile der südostasiatischen Torfmoorwälder zerstört und dadurch große Mengen an brennbarem Totholz produziert hat – allerdings gibt es zu wenig Informationen, um diese Hypothese zu bestätigen oder zu widerlegen. Zudem gibt es fast keine Forschung zu den Folgen der zunehmenden Versalzung der Torfmoore Südostasiens, was die Bemühungen erschwert, Vorhersagen über die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs zu treffen.

    Im Projekt SaLtedPeat wollen Hapsari und ihr Team die Auswirkungen von Versalzung auf die süßwasserrei-chen Küstenmoore Südostasiens untersuchen und die versteckte Brandgefahr durch den Anstieg des Mee-resspiegels nachweisen. Veränderungen der Umweltfaktoren entlang der Übergangszonen zwischen Süß-wasser-Mooren und benachbarten salinen Ökosystemen werden ebenfalls dokumentiert. Weiterhin wollen die Forschenden herausfinden, wie empfindlich Torfmoorwälder und die Eigenschaften von Torf selbst gegen-über der steigenden Versalzung sind. Diese Veränderungen durch den steigenden Meeresspiegel sowie der Einfluss auf die im Moor vorhandenen Kohlenstoffvorräte sollen im Projekt modelliert werden. „Mit diesem Projekt können wir neue und wichtige Erkenntnisse über die Anfälligkeit von Küstentorfmooren gegenüber dem Anstieg des Meeresspiegels gewinnen. Diese können zur Entwicklung von Strategien für den Erhalt oder den Ausbau der Kohlenstoffvorräte, zur Erhaltung von Lebensräumen für die biologische Vielfalt und zur Minimierung der durch Brände verursachten Luftverschmutzung beitragen“, erklärt Hapsari.

    Der Mammillarkörper ist eine der ersten Hirnregionen, dem eine Rolle in der Gedächtnisfunktion zugeschrie-ben wurde. Dieser kleine „Hirnkern“ ist wichtig für das episodische Gedächtnis, das persönliche Erlebnisse und Ereignisse speichert, und bei Demenzerkrankungen wie Alzheimer oder dem Korsakow-Syndrom, einer schweren Gedächtnisstörung, betroffen. Die Mechanismen, die zu Gedächtnisbildung und -verlust im Mam-millarkörper führen, sind bislang kaum geklärt. „Ein großer Teil der bisherigen Gedächtnisforschung im Ge-hirn stützte sich auf den Hippocampus, einer Struktur, die beim Abruf und der Bildung von Erinnerungen eine Schlüsselrolle spielt, während andere beteiligte und verbundene Hirnregionen ein Schattendasein fristeten – häufig aufgrund technischer Schwierigkeiten“, sagt Barnstedt, Leiter der Arbeitsgruppe „Multiscale Circuit Analysis“ am ENI-G, einer Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Max-Planck-Instituts (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, sowie Mitglied im Exzellenzcluster „Multiscale Bio-imaging: Von molekularen Maschinen zu Netzwerken erregbarer Zellen“ (MBExC).

    „In unserem Projekt verwenden wir modernste bildgebende und physiologische Verfahren, um diese Mecha-nismen im Mammillarkörper aufzudecken und zu erklären“, so Barnstedt. „Unsere beiden Haupttechnologien sind die Zwei-Photonen-Kalzium-Bildgebung sowie die Optogenetik. Erstere erlaubt es uns, hunderte von Nervenzellen im Mammillarkörper gleichzeitig bei der Bildung und dem Abruf von Erinnerungen über mehrere Tage hinweg zu beobachten. Anhand der Aktivität der Nervenzellen können wir genau kartieren, welche Ner-venzellen Erinnerungen abspeichern und mitverfolgen, wie diese vom Rest des Gehirns genutzt werden. Zweitere erlaubt es uns, während der Bildung oder des Abrufs von Erinnerungen gezielt Zellgruppen mittels Lichtpulsen an- oder auszuschalten und auf diese Weise die Gedächtnisfunktion zu beeinflussen.“ Mit ihrer Arbeit werden die Forschenden dazu beitragen, die neuronalen Mechanismen der Gedächtnisbildung im Mammillarkörper und assoziierten Strukturen aufzuklären, um so neue Therapieansätze für Demenzerkran-kungen zu schaffen. „MBExC ist es gelungen, mit Oliver Barnstedt einen hervorragenden Nachwuchswissen-schaftler für den Göttingen Campus zu gewinnen, dessen Leistungen nun auch durch den ERC Starting Grant international sichtbar anerkannt wird“, sagt MBExC-Sprecher Prof. Dr. Tobias Moser, Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften an der UMG.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Anggi Hapsari
    Georg-August-Universität Göttingen
    Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften
    Telefon: (0551) 39-25729
    E-Mail: kartika.hapsari@biologie.uni-goettingen.de
    Internet: http://www.uni-goettingen.de/de/480229.html

    Dr. Oliver Barnstedt
    European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G)
    Telefon: (0551) 39-61341
    E-Mail: o.barnstedt@eni-g.de
    Internet: https://eni-g.de/de/staff/oliver-barnstedt


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7899 Pressemitteilung mit Fotos zum Download


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).