In der aktuellen Ausschreibungsrunde für die renommierten ERC Starting Grants überzeugten gleich zwei Wuppertaler Forschende den Europäischen Forschungsrat. Prof. Dr. Philipp Trotter forscht daran, wie der Zugang zur Energieversorgung in Afrika neugedacht werden kann. Jun.-Prof. Dr. Mario Wiesenfeldt entwickelt eine innovative Methode für die chemische Medizin.
„IntegrateEnergy“ – Förderung für Prof. Dr. Philipp Trotter
Philipp Trotter ist Professor für Nachhaltigkeitsmanagement an der Bergischen Universität Wuppertal. Seine Forschung befasst sich mit Energie und Innovation für nachhaltige Entwicklung in Subsahara-Afrika und verbindet dabei die Disziplinen Ingenieurwesen, Geografie, Sozialwissenschaften und Management.
Im Rahmen seines Starting Grants entwickelt Trotter einen völlig neuen Ansatz, um die Wirksamkeit von Energieprogrammen in Afrika zu steigern: Das Projekt „IntegrateEnergy“ erarbeitet einen Paradigmenwechsel weg von Stromzugang in Isolation – also dem bloßen Bereitstellen von Stromanschlüssen – hin zu einer Integration von Energieversorgung in bestehende Wertschöpfungsketten. Die Einbindung wichtiger Schlüsselsektoren wie Landwirtschaft, Gesundheit, Bildung und Kleingewerbe soll eine effizientere Ressourcennutzung und geringere Verluste in Produktions- und Lieferketten ermöglichen.
Über 570 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika leben ohne Strom. „Programme von großen Gebern wie der Europäischen Union, der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank investieren Milliarden in Stromanschlüsse, oft ohne sicherzustellen, dass der Strom gezielt für produktive und gesellschaftlich wichtige Anwendungen genutzt wird. Die Folge: Viele Anlagen bleiben untergenutzt, scheitern früh oder entfalten suboptimale Wirkung in der Entwicklungsarbeit“, berichtet Trotter. Mit seinem Projekt will er zeigen, wie sektorübergreifende Synergien vor Ort realistisch und nachhaltig geschaffen werden können.
Trotter und sein Team rücken dabei lokale Stakeholder aus Uganda in den Mittelpunkt: Durch sogenannte Co-Production-Ansätze werden die Akzeptanz, Bedürfnisse sowie Anforderungen an integrative Energiesysteme in verschiedenen konkreten lokalen Kontexten in Uganda in enger Zusammenarbeit mit ugandischen Stakeholdern erforscht. „Die Erkenntnisse werden dann in interaktive, multikriterielle Optimierungsmodelle übersetzt, um Ressourceneffizienz der entsprechenden System-Designs sicherzustellen“, erläutert Trotter das Vorgehen. Ein weiteres Ziel ist es, politische und institutionelle Rahmenbedingungen aufzuzeigen, die sektorübergreifende Zusammenarbeit ermöglichen und fördern. Um Umsetzungsbarrieren zu identifizieren und Kooperationen zwischen Energie-, Landwirtschafts-, Gesundheits- und Bildungssektor zu stärken, führen die Forschenden unter anderem begleitende Analysen durch.
Zudem soll IntegrateEnergy innovative Geschäfts- und Finanzierungsmodelle entwerfen, bei denen Einnahmen aus profitablen Energieanwendungen soziale und gemeinwohlorientierte Projekte mitfinanzieren.
„Wir erwarten uns von dem Projekt Impulse für eine Neuausrichtung internationaler Energieprogramme und des UN-Nachhaltigkeitsziels 7 – weg vom reinen Energiezugang, hin zu Energie für nachhaltige Entwicklung“, so Trotter.
„orthocat“ – Förderung für Jun.-Prof. Dr. Mario P. Wiesenfeldt
Der bisher an der Ruhr-Universität Bochum beschäftigte Chemiker Dr. Mario P. Wiesenfeldt wechselte zum 1. September als Junior-Professor an die Bergische Universität Wuppertal und baut im Rahmen seines ERC Starting Grants eine Forschungsgruppe in der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaft auf. Sein Projekt „orthocat” zielt darauf ab, eine neue Methode zu entwickeln, die zukünftig vor allem in der medizinischen Chemie Anwendung finden soll.
Arzneistoffe bestehen oft aus sehr komplexen chemischen Verbindungen. Damit sie gezielt hergestellt werden können, braucht es Katalysatoren – sie wirken wie Werkzeuge, die chemische Reaktionen ermöglichen und beschleunigen.
Oft bestehen diese Katalysatoren aus seltenen Metallen. Die werden auf der Erde allerdings immer knapper. Außerdem können bestimmte Wirkstoffe die metallischen Katalysatoren leicht ausbremsen, und es ist aufwendig, die teilweise giftigen Metallreste am Ende aus dem Medikament zu entfernen. Das kostet Zeit, Geld und erzeugt viel Abfall.
Das Projekt „orthocat“ sucht deshalb nach einer Alternative: Katalysatoren, die ganz ohne Metalle auskommen. Damit diese sogenannten Organokatalysatoren so effizient arbeiten wie ihre metallischen Kollegen, nutzt Wiesenfeldt sichtbares Licht als Energiequelle. Dabei achtet er auf milde Bedingungen, vermeidet also zum Beispiel hohe Temperaturen.
„Die große Herausforderung ist die Selektivität. Die meisten Wirkstoffkandidaten besitzen mehrere mögliche Reaktionsstellen. Ohne eine gezielte Steuerung könnte die Reaktion an der falschen Stelle einsetzen – und es entstünden unbrauchbare Nebenprodukte. Im Projekt lösen wir das, indem der Katalysator nur mit einem ganz bestimmten Teil des Moleküls einen lichtabsorbierenden Mini-Verbund bildet, einen sogenannten EDA-Komplex. So reagiert ausschließlich diese gewünschte Stelle, der Rest bleibt unberührt“, erklärt Wiesenfeldt.
---
Mehr Hintergrund: ERC Starting Grant
In der aktuellen Förderrunde wurden 3.928 Projektvorschläge eingereicht, von denen nur etwas mehr als 12 Prozent eine Förderung erhalten. Für ihre Starting Grants erhalten die Forschenden zunächst jeweils eine Fördersumme von 1,5 Millionen Euro. Das Geld wird über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung gestellt.
Zielgruppe der ERC Starting Grants sind exzellente Nachwuchswissenschaftler*innen am Beginn einer unabhängigen Karriere: Forschende aller Nationalitäten mit zwei bis sieben Jahren Berufserfahrung seit Abschluss ihrer Promotion, einer vielversprechenden wissenschaftlichen Laufbahn und einem hervorragenden Forschungsvorhaben können sich bewerben. ERC Starting Grant-Ausschreibungen sind für alle Themen und Disziplinen offen. Die Anträge werden ausschließlich nach dem Kriterium der wissenschaftlichen Exzellenz beurteilt.
Weitere Zahlen, Fakten und Hintergründe: https://erc.europa.eu/news-events/news/erc-2025-starting-grants-results (Pressemitteilung ERC vom 4. September 2025)
IntegrateEnergy
Prof. Dr. Philipp Trotter
Fakultät für Wirtschaftswissenschaft –
Schumpeter School of Business and Economics
E-Mail trotter@wiwi.uni-wuppertal.de
orthocat
Jun.-Prof. Dr. Mario Wiesenfeldt
Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften
E-Mail wiesenfeldt@uni-wuppertal.de
Dürfen sich jeweils über eine Förderung in Millionenhöhe freuen: die ERC-Starting-Grant-Preisträger ...
Quelle: li.: Baege, re.: Engel-Albustin
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Chemie, Energie, Medizin, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
Dürfen sich jeweils über eine Förderung in Millionenhöhe freuen: die ERC-Starting-Grant-Preisträger ...
Quelle: li.: Baege, re.: Engel-Albustin
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).