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04.09.2025 15:27

ERC Starting Grant für Anna Czarkwiani zur Erforschung des Schwerkraft­sinns

Benjamin Griebe Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Dr. Anna Czarkwiani, Postdoktorandin am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) der Technischen Universität Dresden, wurde mit einem renommierten Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) ausgezeichnet. Die Förderung von zwei Millionen Euro, die ihr für fünf Jahre zur Verfügung stehen, wird Dr. Czarkwiani dafür nutzen, die Biologie des Schwerkraftsinns (Gravisensation) und damit verbundene Erkrankungen zu erforschen.

    Unsere Fähigkeit, aufrecht zu stehen, zu gehen oder einfach zu wissen, wo oben und unten ist, basiert auf dem Schwerkraftsinn. Bei Menschen und bei vielen Tieren ist dieser Sinn im Innenohr verankert, wo winzige Biomineral-Kristalle, sogenannte Otokonien, wie „kleine Steine“ wirken. Diese bewegen sich in den flüssigkeitsgefüllten Kammern des Innenohrs und senden Signale, die uns Bewegungen und Orientierung ermöglichen. Mit der Zeit oder durch bestimmte Umwelteinflüsse können Otokonien jedoch abgebaut werden, was zu Gleichgewichtsstörungen wie Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen oder Gehschwierigkeiten führen kann.

    „Wir wissen erstaunlich wenig darüber, wie Otokonien entstehen und sich abbauen. Selbst grundlegende Fragen zu den Genen und Zellen, die ihre Entwicklung steuern, sind noch unbeantwortet“, erklärt Dr. Czarkwiani. „Der Schwerkraftsinn ist unser ältestes sensorisches System, aber zugleich das am wenigsten verstandene. Mit Unterstützung des ERC Starting Grants möchte ich das ändern.“

    Dr. Czarkwiani wird den Schwerkraftsinn mithilfe des Axolotls untersuchen. „Der Axolotl, ein mexikanischer Salamander, ist der ideale Modellorganismus. Im Gegensatz zum Menschen ist sein Innenohr leicht zugänglich, was Experimente und mikroskopische Untersuchungen erleichtert. Gleichzeitig ist die Morphologie des Innenohrs der des Menschen sehr ähnlich. Besonders spannend ist, dass der Axolotl die Fähigkeit besitzt, Otokonien zu regenerieren, was neue Ansätze zur Wiederherstellung des Gleichgewichtssinns liefern könnte“, erläutert Dr. Czarkwiani.

    Ihre Forschung wird sich auf drei Schlüsselbereiche konzentrieren. Zunächst möchte sie Otokonien als Biomaterial untersuchen, um ihre Entstehung und einzigartigen Eigenschaften zu verstehen. Anschließend wird sie mit Methoden der Zell- und Molekularbiologie die Gene und Zellen charakterisieren, die für die Regeneration des Schwerkraftsinns im Innenohr verantwortlich sind. Schließlich plant sie, eine Plattform für Verhaltensanalysen zu entwickeln, die in Zukunft die Testung potenzieller Medikamente zur Wiederherstellung der Otokonien-Funktion ermöglichen könnte.

    Über Dr. Anna Czarkwiani

    Anna Czarkwiani absolvierte ihren Bachelor of Science in Humangenetik und ihren Master of Research in Stammzellen und Entwicklung am University College London (UCL). 2012 erhielt sie ein Wellcome Trust PhD-Stipendium, um ihre Doktorarbeit in Entwicklungs- und Stammzellbiologie bei Prof. Paola Oliveri zur Regeneration des Skeletts bei Seesternen am UCL zu absolvieren. 2018 wurde sie mit einem Humboldt-Forschungsstipendium ausgezeichnet und begann ihre Tätigkeiten am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD), wo sie mit Dr. Maximina H. Yun an der Thymus-Regeneration bei Axolotln arbeitete. Während ihrer Postdoc-Zeit wurde sie Mutter von zwei Kindern. Ihre Leistungen wurden weithin anerkannt. 2022 erhielt sie den L'Oréal-UNESCO For Women in Science Award. 2023 wurde ihr das Maria Reiche Postdoktorandenstipendium der TU Dresden verliehen, um ihre unabhängige Forschung zur Regeneration des Schwerkraftsinns bei Axolotln voranzutreiben.

    ERC Starting Grant

    Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) hat in diesem Jahr 478 Starting Grants an Nachwuchswissenschaftler:innen in ganz Europa vergeben. Die Gesamtförderung von 761 Millionen Euro unterstützt herausragende Forschung in verschiedenen Bereichen, darunter Physik und Ingenieurwissenschaften, Lebenswissenschaften sowie Sozial- und Geisteswissenschaften. Die Unterstützung hilft den Forschenden dabei, ihre eigenen Projekte zu starten, Forschungsteams aufzubauen und ihre vielversprechendsten Ideen zu verfolgen.

    Über das Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD)

    Am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) der TU Dresden widmen sich Spitzenforscher und -forscherinnen aus mehr als 30 Ländern neuen Therapieansätzen. Sie entschlüsseln die Prinzipien der Zell- und Geweberegeneration und ergründen deren Nutzung für Diagnose, Behandlung und Heilung von Krankheiten. Das CRTD verknüpft Labor und Klinik, vernetzt Wissenschaft und Klinik, nutzt Fachwissen in Stammzellforschung, Entwicklungs- und Regenerationsbiologie, um letztlich die Heilung von Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, hämatologischen Krankheiten wie Leukämie, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes sowie Augen- und Knochenerkrankungen zu erreichen. Das CRTD wurde 2006 als Forschungszentrum der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gegründet und bis 2018 als DFG-Forschungszentrum, sowie als Exzellenzcluster gefördert. Seit 2019 wird das CRTD mit Mitteln der TU Dresden und des Freistaates Sachsen finanziert.

    Das CRTD ist eines von drei Instituten der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB) der TU Dresden.

    Medienkontakt:

    Pressestelle TU Dresden
    Tel: +49 351 463-32398
    E-Mail: pressestelle@tu-dresden.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Anna Czarkwiani
    Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD)
    E-Mail: anna.czarkwiani@tu-dresden.de


    Bilder

    Dr. Anna Czarkwiani
    Dr. Anna Czarkwiani
    Quelle: Magdalena Gonciarz
    Copyright: Magdalena Gonciarz


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Dr. Anna Czarkwiani


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