Die personalisierte Strahlentherapie auf dem Campus der Hochschulmedizin Dresden hat einen weiteren Meilenstein erreicht: Der hochmoderne MR-LINAC, der Magnetresonanztomographie (MRT) und Strahlentherapie seit Juni 2022 in einem Gerät vereint, wurde mit einer neuen Gating-Funktionalität aufgerüstet. Damit können Tumore in Echtzeit noch gezielter bestrahlt werden – ein Quantensprung für die schonende und gleichzeitig hochpräzise Behandlung von Krebspatient:innen. Stefanie Beyer konnte jetzt als eine der ersten Patientinnen von dieser hochmodernen Behandlungstechnik profitieren.
Seit der Inbetriebnahme des MR-LINACs „Unity“ der Firma Elekta im Juni 2022 wurden über 200 Patientinnen und Patienten an der Hochschulmedizin Dresden mit dem Magnetresonanz-Linearbeschleuniger (MR-LINAC) behandelt. Die neu in Betrieb genommene Gating-Funktionalität ermöglicht es, selbst kleinste Bewegungen des Tumors, etwa durch Atmung oder Darmbewegung, präzise zu verfolgen.
„Für unsere Patientinnen und Patienten bedeutet das mehr Sicherheit, weniger Nebenwirkungen und eine höhere Lebensqualität, weil die Strahlendosis noch gezielter auf den Tumor wirkt und das gesunde Gewebe besser geschont wird“, erläutert Prof. Esther Troost, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden und Dekanin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden.
Die am MR-LINAC bestrahlte 40-jährige Stefanie Beyer leidet an einem Ende 2023 diagnostizierten Stroma-Sarkom, einer seltenen Krebserkrankung. Trotz einer zügigen operativen Entfernung des Tumors und einer Chemotherapie bildeten sich bei ihr Metastasen in Kopf, Lunge und Nebenniere, wie die engmaschigen Nachkontrollen ergaben. Die Bestrahlung am Kopf konnte an einem normalen Linearbeschleuniger der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie erfolgen, da sich die Hirnmetastasen nicht bewegen. Für die Bestrahlung der Nebenniere wurde auf den MR-LINAC zurückgegriffen.
„Der MR-LINAC kommt insbesondere bei sehr komplexen und sich bewegenden Zielvolumen zum Einsatz. Mit der Bildgebung in Echtzeit können Tumore an Weichgeweben, deren Sitz sich u.a. durch die Atmung verändert, genau verfolgt und der Strahl gegebenenfalls angehalten werden. Damit können Tumore gezielter bestrahlt, die Dosis je Bestrahlungssitzung erhöht, und die Anzahl an Sitzungen insgesamt reduziert werden“, ergänzt Dr. Annika Lattermann, Fachärztin für Strahlentherapie an der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie.
Bei Stefanie Beyer war das Ziel, die Metastase an der Nebenniere zu erreichen, dabei jedoch die zahlreichen umliegenden Organe, wie Dünndarm, Dickdarm, Magen, Niere sowie die ebenfalls bestrahlte Lunge zu schonen. „Ich habe die Behandlung sehr gut vertragen. Außer Müdigkeit und Schlappheit hatte ich keine Nebenwirkungen“, erzählt sie. Am 11. September steht für sie die nächste Nachkontrolle an. „Ich bin dem Universitätsklinikum Dresden sehr dankbar für die umfassende Betreuung. Ich habe mich hier von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. Für jede einzelne Diagnose wurde eine Behandlungsmethode gefunden. Sowohl Chemotherapie als auch Bestrahlungen haben immer sehr gut angeschlagen“, sagt sie.
Stefanie Beyer wird am Sarkomzentrum Dresden behandelt, einem Teil des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT/UCC) Dresden. Es wird seit 2007 als Onkologisches Spitzenzentrum durch die Deutsche Krebshilfe gefördert. Sarkome sind bösartige Tumore von Weichteilen und Knochen, bei denen eine hochspezialisierte Diagnostik und Therapie notwendig ist, um die Patientinnen und Patienten erfolgreich zu behandeln. Aufgrund der Seltenheit dieser Tumore ist die Behandlung an spezialisierten Zentren, an denen verschiedene Disziplinen eng zusammenarbeiten, von besonderer Bedeutung.
„Die Behandlung von Frau Beyer zeigt, wie wichtig es für die bestmögliche Versorgung von Patientinnen und Patienten ist, dass exzellente Forschung, modernste Technik und interdisziplinäre Zusammenarbeit zusammengehen. Hier am Standort Dresden konnten wir in den vergangenen Jahren ein herausragendes Kompetenzzentrum für die Behandlung von Krebs aufbauen“, erklärt Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums.
Der MR-LINAC
Der MR-LINAC kommt vor allem bei beweglichen Weichgewebstumoren zum Einsatz, z. B. in Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse, Niere, Nebenniere, Prostata oder Gebärmutter. Auch nicht-onkologische Erkrankungen wie bestimmte Herzerkrankungen können mit dem System behandelt werden. In Dresden ist dies erstmals im März 2023 erprobt worden.
Der Freistaat Sachsen hat die Investition in das Großgerät mit insgesamt fast neun Millionen Euro unterstützt. Forschungsprojekte, die mit dem MR-LINAC verbunden sind, werden zudem aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.
Der Dresdner MR-LINAC war 2022 das fünfte Gerät in Deutschland – neben Heidelberg, Tübingen, München und Trier. Tübingen und Trier nutzen dasselbe Modell. Das aktuelle Upgrade wird inzwischen Schritt für Schritt an allen Standorten eingeführt.
Prof. Dr. med. Dr. Esther Troost
Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden
Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Leiterin der Abteilung „Bildgestützte Strahlentherapie"
Institut für Radioonkologie – OncoRay
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Tel.: +49 (0)351 458 3352
E-Mail: Esther.Troost@ukdd.de
Dr. med. Annika Lattermann
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Tel.: +49 (0) 351 458 19419
E-Mail: Annika.Lattermann@ukdd.de
Patientin Stefanie Beyer (l.) im Gespräch mit Dr. Annika Lattermann, Fachärztin für Strahlentherapie ...
Quelle: UKD/Michael Kretzschmar
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
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Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
Patientin Stefanie Beyer (l.) im Gespräch mit Dr. Annika Lattermann, Fachärztin für Strahlentherapie ...
Quelle: UKD/Michael Kretzschmar
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