Schimpansen im Kibale-Nationalpark in Uganda verblüffen Forschende der Uni Osnabrück mit einem Verhalten, das bisher kaum dokumentiert wurde: Sie fangen fliegende Insekten und tragen sie gezielt auf eigene und Wunden von Gruppenmitgliedern auf. Diese Beobachtung könnte wichtige Hinweise auf die Verhaltensvielfalt von Schimpansen, ihre Kognition und die Ursprünge menschlicher Heilpraktiken liefern.
Im Fachjournal „Nature Springer Reports“ berichten Prof. Simone Pika, Dr. Kayla Kolff und Alessandra Mascaro von der Uni Osnabrück gemeinsam mit Daniela Acosta Flórez von der Yale University über das faszinierende Verhalten wildlebender ostafrikanischer Schimpansen im Kibale-Nationalpark (Uganda).
Bislang war ein derartiges Verhalten nur bei einer einzigen Schimpansengemeinschaft in Zentralafrika beobachtet worden. Zwischen November 2021 und Juli 2022 konnten die Wissenschaftlerinnen jedoch auch sechs Tiere in Uganda dabei beobachten, wie sie sowohl bei sich selbst als auch bei Artgenossen fliegende Insekten auf offene Wunden auftrugen. „Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Anwendung von Insekten viel weiterverbreitet ist als bislang angenommen“, sagt Dr. Kayla Kolff von der Uni Osnabrück und Erstautorin der Studie.
Die Forschenden formulieren drei Hypothesen, die nun in weiteren Studien überprüft werden sollen: Wählen die Schimpansen gezielt bestimmte Insektenarten mit möglicherweise heilenden Substanzen? Wird das Verhalten kulturell weitergegeben und erlernt? Und steckt dahinter neben Selbstfürsorge auch das Verständnis, anderen zu helfen und ihre Schmerzen zu lindern?
Unabhängig davon, ob die Insekten tatsächlich medizinische Eigenschaften besitzen, liefern die Beobachtungen wertvolle Einblicke in die Verhaltensplastizität und Kognition von Schimpansen sowie die Evolution von Heilverhalten. Die Kombination aus Selbstmedikation und potentieller Fürsorge für Artgenossen könnte ein Vorläufer menschlicher Praktiken der Wundversorgung sein.
„In den 1980er Jahren waren es Beobachtungen an Schimpansen, die das Feld von Tierselbstmedikation begründeten, und nun rückt sie wieder einmal ins Zentrum der Diskussion über medizinische und kognitive Fähigkeiten sowie kulturelle Traditionen im Tierreich – und eröffnen somit ein neues spannendes Forschungsfeld, das wichtige Brücken zur Geschichte menschlicher Medizin schlägt“, sagt Prof. Simone Pika, Leiterin der
Weitere Informationen für die Medien:
Dr. Kayla Kolff, Universität Osnabrück
Institut für Kognitionswissenschaft
E-Mail: kkolff@uni-osnabrueck.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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