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09.09.2025 10:30

Fachkräftemangel in der Nephrologie: Potenzial der Heimdialyse mehr nutzen

Adelheid Liebendörfer Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)

    In Deutschland sind rund 100.000 Menschen auf eine regelmäßige Dialyse angewiesen, da ihre Nierenfunktion stark eingeschränkt oder vollständig ausgefallen ist. Diese Behandlung ist lebensnotwendig und gleichzeitig kosten- und personalintensiv. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels in der ambulanten und stationären Patientenversorgung weist die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN) auf die Heimdialyse hin, eine Therapieform, die im Gegensatz zur Dialysebehandlung in Zentren und Kliniken hierzulande noch viel zu wenig genutzt wird, aber großes Potenzial birgt.

    Heimdialyse: flexibel, alltagsnah, medizinisch sinnvoll
    Bei der Heimdialyse wird die Behandlung von Patientinnen und Patienten eigenständig durchgeführt, entweder über das Bauchfell (Peritonealdialyse) oder als klassische Hämodialyse. Die daraus resultierenden Vorteile umfassen eine flexible, selbstbestimmte Zeitgestaltung, den Wegfall langer Anfahrten sowie einen gesundheitlichen Nutzen. „Je häufiger und kontinuierlicher dialysiert wird, desto besser wird die natürliche Nierenfunktion ersetzt“, sagt Kuhlmann, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Nephrologie am Vivantes Klinikum im Friedrichshain in Berlin. „Für berufstätige, aber auch für alle selbstständigen oder von der Familie unterstützten Betroffenen kann die Heimdialyse eine attraktive Option sein, die gleichzeitig auch eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität darstellt.“

    Die Voraussetzungen für die Anwendung der Heimdialyse umfassen eine sorgfältige Schulung der Patientinnen und Patienten sowie der behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Zudem ist die Bereitschaft und Eignung zur selbstständigen Durchführung der Heimdialyse erforderlich. Ambulante und stationäre Dialyseeinrichtungen stellen an dieser Stelle ein verlässliches Backup für medizinische Rückfragen dar.

    Gesundheitspolitisches Momentum nutzen - Heimdialyse strukturell verankern
    Die DGfN begrüßt, dass der Bewertungsausschuss aus Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV) zum 1. Januar 2025 neue finanzielle Anreize für die Heimdialyse geschaffen hat. Für die ersten 52 Behandlungswochen erhalten Leistungserbringer nun wöchentliche Zuschläge in Höhe von 96,50 Euro (GOP 40845–40847). Für diese Zwecke werden zusätzliche finanzielle Mittel in Höhe von circa 15 Millionen Euro bereitgestellt.
    „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Heimdialyse strukturell zu verankern“, sagt Prof. Dr. Martin Kuhlmann. „Wenn Deutschland seine Transplantationspolitik neu denkt, sollten auch nephrologische Versorgungswege neu gedacht werden – und zwar vom Zeitpunkt der Diagnose an. Der Nephrologe betont, dass Menschen mit chronischer Nierenkrankheit (CKD) Wahlmöglichkeiten benötigen, die zu ihrem Leben passen. Die Stärkung der Heimdialyse wurde seitens der DGfN daher bereits 2021 in deren 10-Punkte-Plan beschlossen (1, 2).

    Internationale Kooperation und Bedeutung der fachübergreifenden Prävention
    Auch international engagiert sich die DGfN für die Heimdialyse – etwa im Rahmen des International Home Dialysis Consortium (IHDC), das Fachgesellschaften, medizinisches Personal, Patientenorganisationen und politische Entscheidungstragende zusammenbringt (3).

    Gleichzeitig betont die DGfN die Bedeutung der Früherkennung. „Wir müssen gemeinsam mit Hausärztinnen, Kardiologen und Diabetologinnen die Früherkennung von CKD stärken“, so Kuhlmann. „Nur so lässt sich langfristig der Bedarf an Dialyse – und damit an Fachpersonal – reduzieren.“

    Einladung zur Pressekonferenz
    Die DGfN lädt Journalistinnen und Journalisten zur Online-Pressekonferenz am Dienstag, dem 30. September 2025, von 11:00 bis 12:30 Uhr ein. Sie findet im Vorfeld der 17. Jahrestagung der DGfN vom 2. bis 5. Oktober 2025 in Berlin (Estrel) statt. Zu den Themen der Pressekonferenz gehören auch Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in der Nephrologie wie der Ausbau der Heimdialyse. Weitere Infos finden Sie unten.

    Bei Abdruck Beleg erbeten.

    Interessenkonflikte:
    Prof. Dr. med. Martin Kuhlmann gibt an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

    Quellen:
    (1) https://www.dgfn.eu/pressemeldung/staerkung-der-heimdialyse-dgfn-legt-10-punkte-...
    (2) https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/10-punkte-plan-der-...
    (3) International Home Dialysis Consortium: https://www.theisn.org/initiatives/ihdc/#manifesto und https://www.theisn.org/initiatives/ihdc/#signatories

    Weitere Informationen:
    Für Patientinnen und Patienten: verständliche Darstellung der Möglichkeiten der Nierenersatztherapie: www.nieren-navi.de

    ****

    Terminhinweis:
    Online-Pressekonferenz
    Termin: Dienstag, 30. September 2025, 11:00 bis 12:30 Uhr
    Anmeldelink: https://register.gotowebinar.com/register/9175249060877034844
    Weitere Informationen finden Sie unter: https://idw-online.de/de/event79936?ipc_year=&ipc_month=

    17. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN) - Motto: „Zeitenwende“
    Termin: 02.10. - 05.10.2025
    Ort: ECC Berlin (Estrel Congress Center), Sonnenallee 225, 12057 Berlin
    Weitere Informationen: https://idw-online.de/de/event79646?ipc_year=&ipc_month=


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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