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16.09.2004 14:01

100 Jahre Rechtsmedizin in Göttingen

Rita Wilp Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen

    83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin vom 22. bis 25. September 2004 im Göttinger Uniklinikum

    (ukg) Auf ihr 100-jähriges Bestehen kann die Rechtsmedizin der Universität Göttingen zurückblicken. Mit der 83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin wird dieses Jubiläum begangen. Den Vortrag zur Geschichte der Rechtsmedizin in Göttingen hält Prof. Dr. Klaus-Steffen Saternus, Direktor der Abteilung Rechtsmedizin, am Donnerstag, dem 23. September 2004 um 11:30 Uhr im Hörsaal 81 des Universitätsklinikums Göttingen. Die Jahrestagung findet vom 22. bis 25. September 2004 im Universitätsklinikum Göttingen statt.

    Folgende Themen stehen im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen:

    * Rechtsmedizin und Innere Sicherheit
    * Gewalt gegen Frauen und Kinder
    * Suizid und Psychose
    * Ballistik
    * Traumatologie und Biomechanik
    * Toxikologie: Grenzen der Untersuchung
    * DNA: Neue experimentelle Ansätze
    * Fachdidaktik
    Informationen zum Programm der Jahrestagung finden Sie unter: www.ifr-goettingen.de

    Als "Königlich Gerichtsmedizinische Unterrichtsanstalt der Georg-August Universität zu Göttingen" wurde das Institut für Rechtsmedizin innerhalb der Medizinischen Fakultät im Jahr 1904 gegründet.

    Das Institut war der Lehre, Forschung und der Dienstleistung für die Rechtspflege verpflichtet.

    Der erste Direktor des Instituts für Rechtsmedizin war der Pathologe und Unfallchirurg Prof. Dr. Paul Stolper. Er leitete das Institut von 1904 bis 1906 und beschäftigte sich u.a. mit Verletzungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Von 1906 bis 1934 leitete Prof. Dr. Eduard H. T. Lochte das Institut. Mit seiner Experimentierfreudigkeit und Originalität legte Lochte die Grundlagen für Tatortarbeit und Fallanalyse. Er untersuchte das Aussehen von Blutspuren, die Fallhöhe von Bluttropfen sowie die Richtung, aus der ein Tropfen auf dem Boden aufgetroffen war. Weitere Themen waren die Zusammensetzung von Schreibtinte und Klebstoffen. Prof. Lochte gilt zudem als "Vater der Haaranalyse".

    Zwischen 1934 und 1945 leiteten Prof. Dr. Berthold Mueller (1934 - 1937) und Prof. Dr. Gottfried G. G. Jungmichel (1938 - 1945) das Institut. Die wissenschaftliche Dynamik des Instituts ging verloren.

    Ab 1949 leitete Prof. Dr. Dr. Otto Schmidt, Arzt und Jurist, das Institut für gerichtliche Medizin und Kriminalistik. Ihm gelang die Auffächerung der Forschungsinhalte. Schmidt beschäftigte sich mit der Ballistik, der Totenstarre sowie der Alkoholforschung.

    Aus der experimentellen Physiologe kommend, übernahm der Rechtsmediziner Prof. Dr. Steffen Berg von 1966 bis 1989 die Institutsleitung und etablierte physiologische, biochemische und histochemische Methoden in der Gerichtsmedizin. Durch biochemische Untersuchung des Blutes eines Toten konnte nun zwischen gewaltsamer und nicht-gewaltsamer Todesursache unterschieden werden. Auch etablierte Berg die Bestimmung des Wundalters und der postmortalen Liegezeiten. Unter seinem Vorsitz wurde eine der ersten Ethikkommissionen Deutschlands in Göttingen eingerichtet. Als Wissenschaftler und Lehrer hat Steffen Berg eine breite Öffentlichkeit angesprochen und höchst originelle Publikationen verfasst.

    1989 übernahm Prof. Dr. med. Dr. jur. h.c. Klaus-Steffen Saternus die Leitung der Abteilung Rechtsmedizin. Schwerpunkt seiner Arbeit ist der Plötzliche Kindstod (SID, engl.: Sudden Infant Death). Prof. Saternus baute die primäre Krisenintervention sowie die Langzeitbetreuung für betroffene Angehörige auf. Der Ausbau der DNA-Analyse-Techniken verbesserte die Spurenkunde. Forschungserfolge in der Toxikologie (Giftkunde) ermöglichen es, aus dem Bluttropfen eines Brandopfers zu ermitteln, ob der Tod vor dem Brand oder durch den Brand (durch Ersticken) eintrat. Weitere Forschungsgebiete sind die Haaranalyse, die Biomechanik der Wirbelsäule sowie die Ballistik.
    Die Rechtsmedizin ist heute ein interdisziplinär arbeitendes, gesellschaftsbezogenes Fach und unterliegt der Diskussion über den Wandel ihrer Aufgaben in der Zeit. Unter der Leitung von Prof. Saternus entwickelte sich die Rechtsmedizin zu einem Querschnittsfach mit Beziehungen zu den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften.

    Weitere Informationen:
    Universität Göttingen - Bereich Humanmedizin
    Abt. Rechtsmedizin
    Prof. Dr. med. Dr. jur. h.c. Klaus-Steffen Saternus
    Windausweg 2
    37083 Göttingen
    Tel.: 0551/39 - 49 42


    Weitere Informationen:

    http://www.ifr-goettingen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Medizin, Politik, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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