idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.09.2025 12:47

Forschung für nachhaltige Materialien und Technologien: Matena innovate! Center lanciert vier neue Projekte

Sarah Batelka Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Das Matena innovate! Center, ein An-Institut der Universität Bremen, lanciert vier neue Projekte für bis zu drei Jahre mit rund 1,5 Millionen Euro. Ziel ist es, exzellente materialwissenschaftliche Grundlagenforschung schneller in die marktfähige Anwendung zu bringen.

    Das Matena innovate! Center wurde 2024 gegründet und wird von der Joachim Herz Stiftung gefördert. Es setzt dort an, wo klassische Innovationsketten versagen und Forschung oft vor dem Prototypenstadium stecken bleibt. Hier schließt es die systemische Lücke im Wissens- und Technologietransfer. Das Center bringt Forschende aus den Materialwissenschaften mit Fachleuten aus dem Transfer- und Innovationsmanagement zusammen. So werden etwa Patentierungen oder die Gründung von Start-ups aus den Projekten heraus vorangetrieben.

    Forschende aus dem MAPEX Center for Materials and Processes der Universität Bremen können gemeinsam mit dem Matena innovate! Center Projektfinanzierungen durch ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren starten. Der Lenkungskreis des Matena innovate! Centers hat vier neue Transferprojekte ausgewählt, die dieses Verfahren erfolgreich durchlaufen haben. Somit werden aktuell sieben Forschungsvorhaben vorangetrieben: Drei Transfer-Pilotprojekte zur Herstellung von umweltfreundlichen Zink-Ionen-Batterien, nachhaltigen Futtermitteln in der Aquakultur und neuartigen Wasserstoffsensoren laufen bereits seit Anfang 2025.
    Die neuen Transferprojekte im Überblick

    Ziel des Projekts Use Swarf ist das Upcycling von Schleifschlamm – ein Abfallprodukt, das bei Schleifarbeiten, insbesondere in der Metallverarbeitung, entsteht. In Deutschland fallen jährlich knapp 200.000 Tonnen davon an. Die beteiligten Wissenschaftler:innen entwickeln ein Verfahren, um Schleifschlamm als hochwertige Ressource wiederzuverwenden: Er kann zur Herstellung von Verschleißschutzschichten erneut eingesetzt werden.

    Use Swarf wird koordiniert von Dr. Anastasiya Tönjes vom Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien – IWT. Projektpartner sind PD Dr. Daniel Meyer und Dr. Nils Ellendt sowie Dr. Lasse Langstädtler vom Leibniz-IWT und der Universität Bremen.

    Das Projekt Twinspace entwickelt ein neuartiges Robotersystem, um Leichtbaukomponenten in der Luftfahrtindustrie herzustellen. In dem Verfahren sollen Carbonfasern automatisiert aufeinander abgelegt und damit Produktionskosten gesenkt sowie die Energieeffizienz gesteigert werden. Mithilfe des Robotersystems sollen außerdem zeit- und materialintensive Testläufe durch Simulationen und Prozesse in Echtzeit simuliert werden. Gelingen kann das mit sogenannten semantischen digitalen Zwillingen. Dabei handelt es sich um digitale Modelle der Produktionsanlage, die physikalische Modelle mit datenbasierten KI-Technologien kombinieren. So verbindet das System künstliche Intelligenz mit neuesten Erkenntnissen aus Materialwissenschaft und Fertigungstechnik.

    Twinspace wird koordiniert von Professor Michael Beetz am AICOR Institute for Artificial Intelligence der Universität Bremen. Projektpartner ist das Faserinstitut Bremen e.V. (FIBRE) unter der Leitung von Professor David May.

    Das Projekt Ostenit widmet sich einem neuartigen optischen Sensor, der die Qualität und Ressourceneffizienz bei der Oberflächenbehandlung von Stahlprodukten steigern soll. Um Stahloberflächen zu härten, sind energieintensive Nitrierverfahren der industrielle Standard: Sie sind essentiell für viele Anwendungen in der Automobilindustrie und der Luft- und Raumfahrttechnik. Die Wissenschaftler:innen entwickeln in diesem Projekt einen Sensor, um erstmals die beim Nitrierprozess wachsende Schicht direkt am Bauteil im Ofen erfassen und aktiv einstellen zu können. Dank der neuen In-Prozess-Sensorik lässt sich so die Qualität der der Oberflächenbehandlung deutlich steigern. Zugleich lassen sich durch die direkte Randzonenüberwachung am Bauteil erhebliche Energieeinsparungen erzielen.

    Das Vorhaben basiert auf einer engen, interdisziplinären Zusammenarbeit von Professor Andreas Fischer vom Bremer Institut für Messtechnik, Automatisierung und Qualitätswissenschaft der Universität Bremen (BIMAQ), Dr. Jérémy Epp und Dr. Matthias Steinbacher vom Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien – IWT.

    Das Projekt Nachhaltige Gasaufbereitung im Stahlwerk adressiert das immense CO2-Aufkommen bei der Stahlerzeugung und dessen Aufbereitungsproblem. Kohlendioxidhaltige Gase, die bei der Stahlerzeugung entstehen, können mithilfe von katalytischer Gasaufbereitung umgewandelt werden. Dabei entstehen Stoffe, die anschließend als Energiequellen oder Rohstoffe weiterverwendet werden können. Im Projektsoll diese katalytische Gasaufbereitung im Zusammenspiel mit Wasserstoff genutzt werden, um synthetischen Kraftstoff zu erzeugen. Es möchte belegen, dass der Ansatz einen klaren Beitrag zur CO₂-Reduktion leistet.

    Das Projekt wird von Professor Jorg Thöming, Leiter des Fachgebiets Chemische Verfahrenstechnik am Fachbereich Produktionstechnik der Universität Bremen, koordiniert.
    „Gesellschaftlichen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft leisten“

    Prof. Dr. Jutta Günther, Rektorin der Universität Bremen, betont: „Die Erforschung nachhaltiger Materialien und Technologien ist ein Exzellenzschwerpunkt an der Uni Bremen. Unsere Spitzenforscher:innen haben aber nicht nur den Anspruch, ambitioniert zu forschen, sondern auch Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Probleme zu leisten. Genau das befördert das Matena innovate! Center. Wir freuen uns über die neuen Projekte und Partnerschaften.“

    „Wir sind begeistert über die hervorragenden Projektideen zu Material – Technologie – Nachhaltigkeit und werden diese exzellente Forschung zusammen mit den Teams und Partnern bis zur Marktreife vorantreiben. Wir freuen uns darauf, gemeinsam den Technologietransfer hin zu einer industriereifen Lösung zu meistern und damit auch einen gesellschaftlichen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft zu leisten“, sagt Professor Kurosch Rezwan, Scientific Director des Matena innovate! Center und Vorsitzender des Lenkungskreises.

    „Mit den Projekten, die wir jetzt starten, zeigen die Teams und Matena, wie exzellente Forschung in konkrete Lösungen für zentrale Herausforderungen übersetzt werden kann – von Material Upcycling über KI-gestützte Produktion bis zur Energie- und CO₂-Reduktion. Mit Matena schaffen wir die Strukturen, um diesen Weg gezielt zu unterstützen – zwischen Labor, Anwendung und Markt“, ergänzt Dr. Jan Wedemeier, Managing Director des Matena innovate! Center.

    „In Bremen entstehen gerade relevante Lösungen für sehr konkrete Probleme unserer Gegenwart im Bereich Klimaschutz und Ressourceneffizienz. Die Erkenntnisse zu neuen Materialien und Technologien sowie der nachhaltigen Wiederverwertung von Rohstoffen bleiben nicht in der Grundlagenforschung stecken, sondern sind auf dem Weg zur Marktreife. Genau das wollen wir im Sinne des Gemeinwohls mit unserer Förderung erreichen“, so Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. sc. ETH Kurosch Rezwan, JHS innovate! Zentrum MaTeNa gGmbH, Tel. +49 (0) 421 218 64930, E-Mail: krezwan@uni-bremen.de,
    Dr. Jan Wedemeier, JHS innovate! Zentrum MaTeNa gGmbH, M +49 (0)160 1625207, E-Mail: matena@uni-bremen.de


    Weitere Informationen:

    https://www.joachim-herz-stiftung.de/forschen-gruenden/innovate-cente


    Bilder

    Im Matena Transferprojekt Twinspace werden intelligente digitale Zwillinge für Robotersysteme entwickelt. Erprobte Technologien aus der Alltagsrobotik werden auf die Produktion von Leichtbaukomponenten in der Luftfahrtindustrie transferiert.
    Im Matena Transferprojekt Twinspace werden intelligente digitale Zwillinge für Robotersysteme entwic ...
    Quelle: Patrick Pollmeier
    Copyright: Patrick Pollmeier, AICOR Institut für Künstliche Intelligenz

    Im Matena Transferprojekt Use Swarf wird das Upcycling von Schleifschlamm erforscht.
    Im Matena Transferprojekt Use Swarf wird das Upcycling von Schleifschlamm erforscht.
    Quelle: Patrick Pollmeier
    Copyright: Patrick Pollmeier, Universität Bremen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Im Matena Transferprojekt Twinspace werden intelligente digitale Zwillinge für Robotersysteme entwickelt. Erprobte Technologien aus der Alltagsrobotik werden auf die Produktion von Leichtbaukomponenten in der Luftfahrtindustrie transferiert.


    Zum Download

    x

    Im Matena Transferprojekt Use Swarf wird das Upcycling von Schleifschlamm erforscht.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).