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25.08.1997 00:00

Hypnotisierte Moleküle/FREIES GELEIT FÜR PROTEINE

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    SCIENCE TIPS

    Weizmann Institute of Science 76100 Rehovot, Israel Vol. 2, No. 3, August 1997 ZUR SOFORTIGEN VEROEFFENTLICHUNG Presseanfragen richten Sie bitte an Luba Vikhanski, Tel. 972-8-934-3855, e-mail rrluba@wis.weizmann.ac.il.

    FREIES GELEIT FUER PROTEINE

    Einer volkstuemlichen Legende zufolge hypnotisiert eine Giftschlange ihr Opfer und bringt es zu voelliger Bewegungslosigkeit, bevor sie zuschlaegt. Einen aehnlichen Effekt hat Schlangengift auf molekularer Ebene: Es de-aktiviert naemlich ein Protein (bekannt als der Acetylcholin-Rezeptor), welches auf den Ablauf der Verbindung zwischen Nerv und Muskel einen entscheidenden Einfluss hat. In einem Beitrag des Weizmann-Instituts fuer Wissenschaft zu den PNAS (12 Juni, Vol.94, p. 6054), wird nun mit einer Praezision, groesser als zuvor, auf die genaue Stelle hingewiesen, an der das Schlagengift sich an den Acetylcholin-Rezeptor bindet. Es ist anzunehmen, dass diese Entdeckung in der Zukunft die Entwicklung eines synthetischen Gegengiftes gegen Schlangenbisse ermoeglichen wird.Ein solches synthetisches Gegengift koennte im Stande sein, genau diese winzige Stelle zu schuetzen und so die Verbindung des Giftes mit dem Rezeptor zu verhindern. So eine Methode wuerde bei Weitem wirksamer und schneller sein als die zur Zeit uebliche, bei der ein Pferdeserum, das Schutzstoffe gegen Schlangengift enthaelt, dem Opfer injiziert wird. Ein solches synthetische Molekuel wuerde wahrscheinlich auch das Risiko von Allergien die mit der Anwendung der Serumtherapie verbunden sind, verringern oder voellig ausschliessen. In ihrer Studie konzentriereten sich Prof. Sara Fuchs, Prof. Ephraim Katchalski-Katzir und Dr. Moshe Balass auf ein Peptid (ein Proteinfragment),das ein winziges Bruchstueck des Acetylcholin-Rezeptors bildet (es handelt sich um ca. ein Dutzend von Aminosaeuren aus einer Menge von ungefahr 2000), jedoch auf den Bindungsvorgang zwischen Rezeptor und Toxin einen entscheidenden Einfluss hat. In einer parallelen NMR-Spektroskopie-Studie (ueber die in derselben Ausgabe der PNAS berichtet wird) beschreiben Prof. Jacob Anglister und Dr. Tali Scherf strukturelle Gesichtspunkt der Bindung von Proteinfragment und Toxin.

    FREIES GELEIT FUER PROTEINE

    Die Loesung eines der aeltesten Raetsel der Immunforschung koennte sich aus einer Studie des Weizmann- Instituts ergeben, von der die Zeitschrift PNAS (June 12, Vol 94, p. 6335) berichtet. Das Raetsel betrifft Antikoerper, die "Waffen" des Immunsystems, deren Aufgabe es ist, fremde Proteine anzugreifen, zum Beispiel solche, die in krankheitserregenden Mikroorganismen vorkommen. Jeder Antikoerper ist gewoehnlich auf die Bindung an ein bestimmtes Protein zugeschnitten - es passt in seine Oberflaeche wie der Schluessel in ein Schloss. Einige Antikoerper funktionieren jedoch eher wie ein Haupt- schluessel, da sie an zahlreiche Proteine andocken koennen. Die Funktion und die Mechanismen dieser verblueffenden Allround-Talente wollen noch erforscht werden. Prof. Meir Wilchek, Doktorand Boris Tchernychev und Dr. Shmuel Cabilly fanden nun, dass die "Hauptschluessel-Antikoerper" mit Prolin interagieren, der Aminosaeure, die auf Proteinen und Proteinfragmenten an der Stelle auftritt, wo diese Proteine eine Schlinge oder scharfe Kurve bilden. Wenn ein Protein entfernt werden muss, weil es nicht mehr funktioniert oder nicht mehr gebraucht wird, werden diese Strukturelemente freigelegt, so die Annahme der Wissenschaftler. Diese Freilegung erm_glicht es wiederum dem Allround-Antikoerper, sich an die Kurve anzuheften und das Protein aus dem Koerper hinauszugeleiten. Die Studie bietet eine wissenschaftliche Basis fuer die Theorie, dass diese Art von Antikoerpern dazu dient, ein breites Spektrum von unerwUEnschten Proteinen aus dem Koerper zu entfernen, ohne jene Proteine zu stoeren, die vom Koerper noch gebraucht werden.

    Prof. Tziperman ist Inhaber des Barry Rymer Lehrstuhl fuer Umweltwissenschaft. Prof. Fuchs ist Inhaber des Prof. Sir Ernst B. Chain Lehrstuhl fuer Neuro-Immunologz und Prof. Katzir den Theodore R. Racoosin Lehrstul fUEr Bio-Physik. Finanzielle Hilfe fuer die Forschungsarbeit Prof. Wilchek ist Inhaber des Marc-R.-Gutwirth-Lehrstuhls fuer Molekularbiologie.

    Gefoerdert wurde die Studie unter anderem von der Muenchner Minerva-Stiftung.

    Das Weizmann-Institut ist ein bedeutendes Zentrum fuer Forschung und Hochschulstudien in Rehovot, Israel.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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