In neuen Allianzen entwickeln Gewerkschaften, Sozial-, Wohlfahrts- und Umweltverbände Lösungen, um soziale und ökologische Fragen integriert anzugehen. Das Magazin „Zukunftsgerecht“ vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) mit Förderung der Robert Bosch Stiftung gibt Einblicke in bestehende Kooperationen und empfiehlt, sie stärker in politische Prozesse einzubinden. Wie lassen sich mehr Gerechtigkeit und Teilhabe in der Transformation umsetzen? Um diese Frage geht es auch auf der IÖW-Tagung „Wandel am Limit. Und jetzt?“ am 9. Oktober 2025 in Berlin.
Berlin, 25. September 2025 – Ob CO2-Preis, Wärmewende oder der Umbau der Autoindustrie – Klimaschutz ist eine gesellschaftliche Anstrengung mit Konfliktpotenzial. Doch statt Klimaschutzmaßnahmen aufzuweichen, braucht es wirksame Ansätze, die Lasten und Chancen gerecht verteilen. Auf der Suche nach besseren Lösungen kann die Zivilgesellschaft eine wertvolle Partnerin für die Politik sein, so Forschende vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Im Magazin „Zukunftsgerecht“ mit Förderung der Robert Bosch Stiftung zeigen sie: Gewerkschaften, Sozial-, Wohlfahrts- und Umweltverbände haben in den letzten Jahren neue Allianzen gebildet, um soziale und ökologische Fragen integriert anzugehen. In dem Magazin geben zivilgesellschaftliche Akteure Einblicke, wie mehr Solidarität und Teilhabe im Wandel möglich sind. Um über gerechte Transformationen zu diskutieren, lädt das IÖW am 9. Oktober 2025 in Berlin zu der Tagung „Wandel am Limit. Und jetzt?“ ein.
„Die notwendigen ökologischen Transformationen werfen soziale Fragen auf – von Kostensteigerungen bei Strom, Heizen und Nahrungsmitteln über Arbeitsplätze bis hin zum Zugang zur Mobilität. Deshalb sind soziale Sicherheit und Verteilungsgerechtigkeit für erfolgreichen Klimaschutz entscheidend“, sagt Ulrich Petschow, Ökonom am IÖW und Mitautor des Magazins „Zukunftsgerecht: Wie Transformation Verbindung schafft – eine politische Handlungsagenda“. Auch im aktuellen Herbst der Reformen komme es darauf an, gerechte und zukunftsorientierte Lösungen auszuhandeln.
Klimakrise und soziale Ungerechtigkeit gleichzeitig bekämpfen
Etwa seit dem Jahr 2018 schließen sich zivilgesellschaftliche Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Arbeit verstärkt zusammen, um überparteiliche Ansätze zu entwickeln. Es gab seither zahlreiche gemeinsame Forderungen, etwa zur Einführung eines Klimageldes oder zu sozialem Klimaschutz in Mietwohnungen, sowie Bündnisse, zum Beispiel für ein Lieferkettengesetz oder für eine sozialverträgliche Mobilitätswende. Eine Art Dachverband dieser Bestrebungen ist die Klima-Allianz Deutschland mit über 150 Mitgliedsorganisationen. Sie setzt sich unter anderem dafür ein, Armut und Klimakrise gleichzeitig zu bekämpfen.
Das Magazin zeigt die Vielfalt bestehender Kooperationen auf. Interviews etwa mit der Diakonie, dem Umweltverband BUND und dem Deutschen Gewerkschaftsbund geben Einblicke in Chancen und Gelingensbedingungen von sozial-ökologischen Allianzen.
Geeinte Stimmen – und trotzdem nicht gehört?
Bisher werden Vorschläge der Allianzen allerdings kaum von der Politik aufgegriffen. Das Magazin ermutigt die Politik dazu, die Zivilgesellschaft als Gesprächspartnerin auf Augenhöhe einzubinden. „Zivilgesellschaftliche Verbände bündeln Sachverstand und sind zugleich im Austausch mit ihren zahlreichen Mitgliedern und Ehrenamtlichen, kennen also deren Interessen und Alltagssorgen. Sie einzubinden ist eine große Chance gegen Politikverdrossenheit und Populismus“, so der Forscher Petschow.
Gerechtere Lösungen sind essenziell für die Demokratie
Wie will die Gesellschaft die Lasten des ökologischen Umbaus verteilen? Wie ist ein sozialer Ausgleich möglich? Wenn es nicht gelingt, gerechte Antworten auf diese Fragen zu finden, wird es für Populist*innen leicht, soziale Ängste zu schüren und eine gesellschaftliche Spaltung zu befeuern. Die Autor*innen des Magazins zeigen: Es geht einerseits um Kompensationsmaßnahmen wie das Klimageld, das Einnahmen aus der CO2-Bepreisung und aus dem erweiterten Emissionshandel an Bürger*innen zurückverteilt. Andererseits braucht es auch langfristige Antworten darauf, wie der Staat allen Bürger*innen einen Zugang zu klimafreundlichen Lebensweisen ermöglichen kann. Das Magazin lässt keinen Zweifel: Die Gerechtigkeitsdimension im Wandel ist essenziell für die Demokratie.
Mitdiskutieren: Tagung am 9. Oktober 2025
Soziale Gerechtigkeit und mehr Teilhabe sind Kernthemen der Tagung „Wandel am Limit. Und jetzt?“ des IÖW und der Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung am 9. Oktober 2025 in Berlin. Katja Kipping, Geschäftsführerin der Wohlfahrtsorganisation Paritätischer Gesamtverband, wird die Diskussion eröffnen. Im Vorfeld der Tagung betont sie: „Klima und Gesellschaft drohen zu kippen – durch globale Erwärmung und durch den Aufwind der Feinde der Demokratie. Um den Klima-Kipppunkt sowie das Kippen der Demokratie zu verhindern, brauchen wir die enge Verzahnung von Klimaschutz und sozialer Sicherheit, kurzum die sozial-ökologische Transformation.“
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Über das Magazin „Zukunftsgerecht“
Die Analysen und Empfehlungen des Magazins „Zukunftsgerecht“ basieren auf Interviews, Workshops und Recherchen des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung im Projekt „Die sozial-ökologische Transformation gemeinsam gerecht gestalten“. Gefördert wurde das Projekt von der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung.
Das einmalig erscheinende Magazin richtet sich einerseits an Politiker*innen, die vor der schwierigen Aufgabe stehen, gerechte Lösungen für den ökologischen Wandel umzusetzen – trotz akuter Krisen und Sparzwänge. Andererseits ist das Magazin denen gewidmet, die sich beruflich oder ehrenamtlich in zivilgesellschaftlichen Organisationen engagieren. Sie finden darin Anregungen, um Zusammenhänge zwischen sozialen und ökologischen Themen neu zu denken und wirksame Kooperationen einzugehen. Der Theorieteil zeigt etwa, wie sich Allianzen bei lang- und kurzfristigen klimapolitischen Maßnahmen positionieren können oder was Politik und Verbände aus der Kommunikation zum Gebäudeenergiegesetz lernen können, um Konfliktpotenziale vorausschauender zu bearbeiten. Wie Allianzen bereits Erfolge erzielt haben und wo Hürden liegen, zeigen Interviews mit zivilgesellschaftlich engagierten Personen – etwa über die Zukunftskommission Landwirtschaft und das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende.
► Zum Magazin: https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/DOKUMENTE/Publikationen/2025/Zukunftsg... (PDF, barrierefrei, 5.9 MB)
► Zum Projekt: https://www.ioew.de/projekt/die_sozial_oekologische_transformation_gemeinsam_ger...
► Illustration „Zukunft“: https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/DOKUMENTE/Pressemitteilungen/2025/Illu... (PNG, 1.1 MB)
► Abbildung „Überblick über sozial-ökologische Allianzen“: https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/DOKUMENTE/Pressemitteilungen/2025/UEbe... (PNG, 0.7 MB)
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Explorative Tagung „Wandel am Limit. Und jetzt?“, 9. Oktober 2025, Berlin
► Austausch zu „Gerechtigkeit und Solidarität im Wandel“, „Demokratische Innovationen in polarisierten Zeiten“ sowie „Alternatives Wirtschaften in der Krise“
► Veranstaltet von Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung (VÖW)
► Anmeldung bis 1. Oktober 2025
► Mehr Informationen: https://www.ioew.de/wandel-am-limit
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Pressekontakt:
Richard Harnisch
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Tel.: +49–30 – 884 594-16
kommunikation@ioew.de
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Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. Rund 60 Mitarbeiter*innen erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung. Das IÖW ist Mitglied im „Ecological Research Network“ (Ecornet), dem Netzwerk der außeruniversitären, gemeinnützigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschungsinstitute in Deutschland.
https://www.ioew.de
Ulrich Petschow
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Tel.: +49–30–884 594-0
ulrich.petschow@ioew.de
Sharp, Helen; Petschow, Ulrich: Zukunftsgerecht. Wie Transformation Verbindung schafft – eine politische Handlungsagenda. https://www.ioew.de/publikation/zukunftsgerecht
https://www.ioew.de/wandel-am-limit Programm und Anmeldung zur Tagung am 9. Oktober
Wie kann eine gerechte und nachhaltige Zukunft aufgebaut werden? Zu diesem Aushandlungsprozess könne ...
Copyright: Grafik: IÖW / Jule Roschlau 2025.
Überblick über beispielhafte sozial-ökologische Allianzen
Copyright: IÖW 2025
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
Wie kann eine gerechte und nachhaltige Zukunft aufgebaut werden? Zu diesem Aushandlungsprozess könne ...
Copyright: Grafik: IÖW / Jule Roschlau 2025.
Überblick über beispielhafte sozial-ökologische Allianzen
Copyright: IÖW 2025
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