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30.09.2025 20:00

Joachim Herz Preis geht an Dresdner Wissenschaftler Hans Kleemann

Sarah Bloch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Joachim Herz Stiftung

    Dr. Hans Kleemann (TU Dresden) erhielt heute den mit 500.000 € dotierten Joachim Herz Preis. Es ist einer der höchstprämierten Wissenschaftspreise in Deutschland. Mit ihm werden interdisziplinäre, anwendungsbezogene Forschungsvorhaben für mehr Nachhaltigkeit ausgezeichnet – 2025 im Bereich der Biotechnologie. Mit seinem Projekt „UnbeLEAFable“ verfolgt Kleemann das Ziel, biobasierte, recyclebare Leiterplatten zu entwickeln, sie basieren auf natürlichen Blattstrukturen und sollen konventionelle Leiterstrukturen ersetzen. Sein Projekt kann einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer kreislauffähigen Elektronik leisten und zeigt, wie Hightech-Anwendungen von der Natur inspiriert werden können.

    Jedes Jahr entstehen weltweit rund 62 Millionen Tonnen Elektroschrott, rund 60 Prozent davon bestehen aus Leiterplatten. Sie kommen in nahezu jedem elektronischen Gerät vor und verbinden die in ihnen verwendeten elektronischen Komponenten. Aktuell gibt es zwei Probleme: Leiterplatten werden aus nicht-nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und sie lassen sich nur mit großem Aufwand recyclen. Kleemanns Forschungsprojekt „UnbeLEAFable“ nutzt die strukturellen Eigenschaften von Blattskeletten und biobasierte Materialien, um nachhaltige Leiterplatten zu entwickeln.

    Dafür nutzt er das filigrane Gefäßsystem der Blätter als natürliches Gerüst und füllt es mit Biokunststoffen auf. So entsteht ein neuartiges Material für nachhaltige Leiterplatten, die die herkömmlichen Bauteile ersetzen können. Gelingt dies, kann das Projekt einen großen Beitrag zu einer fossilfreien Zukunft leisten. Bei der Herstellung würden einerseits weniger Energie und keine fossilen Rohstoffe benötigt werden und andererseits wären die entstehenden Leiterplatten biologisch abbaubar, so dass sich die übrigen Komponenten wiederverwenden lassen.

    Stimmen zum Preis

    Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung, würdigte bei der Preisverleihung neben der wissenschaftlichen Pionierleistung auch die Bedeutung seiner Arbeit für den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen: „Dr. Kleemann zeigt, wie sich wissenschaftliche Exzellenz mit Verantwortung für unsere Umwelt verbinden lässt. Sein Ansatz, natürliche Strukturen für Hightech nutzbar zu machen, eröffnet neue Wege zu einer ressourcenschonenden Elektronik. Es ist ein beeindruckendes Beispiel für interdisziplinäre, mutige Forschung und genau solche Pionierleistungen wollen wir mit dem Joachim Herz Preis unterstützen.“

    Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg, fügte hinzu: „Die Forschung von Dr. Kleemann verbindet auf spektakuläre Weise wissenschaftlichen Fortschritt mit einer nachhaltigen Entwicklung. Jedes Jahr werden fast 40 Millionen Tonnen Leiterplatten zu Elektroschrott – hier ist jeder Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit und effizientem Klimaschutz ein guter und richtiger. Die Vorstellung, hier zukünftig mit Blattskeletten und biobasierten Materialien zu arbeiten ist allemal faszinierend. Ich wünsche Dr. Kleemann für seine Forschung weiterhin viel Erfolg und gratuliere ihm ganz herzlich zum Joachim Herz Preis.“

    Preisgeld ebnet Weg für nächste Entwicklungsschritte

    Der mit 500.000 Euro dotierte Joachim Herz Preis ermöglicht Kleemann die Umsetzung von drei konkreten Vorhaben:

    1. Er möchte den Prototypen einer biologisch abbaubaren, flexiblen Leiterplatte entwickeln, die sich für kleinere Geräte eignen und daher für die Industrie besonders interessant sind.
    2. Es soll ein Verfahren etabliert werden, wie die wichtigen, leitenden Kupferbahnen ressourcensparender auf die Leiterplatte aufgebracht werden.
    3. In Kooperation mit der renommierten Technischen Sammlung Dresden sollen Bildungsangebote entwickelt werden, die das Vorhaben in der Gesellschaft bekannt machen.

    In der Reportage „Der Mann, der Leiterplatten auf Bäumen wachsen lassen will“ stellt die Joachim Herz Stiftung den Wissenschaftler und Menschen Hans Kleemann vor. Er gibt Einblick, wie aus einem unscheinbaren Blattskelett ein Hightech-Produkt entsteht, und was ihn persönlich antreibt: https://www.joachim-herz-stiftung.de/storys/joachim-herz-preis-2025

    Der Joachim Herz Preis

    Die Joachim Herz Stiftung zeichnet mit dem Joachim Herz Preis herausragende Wissenschaftler:innen aus, die mit interdisziplinären Ansätzen Impulse für eine nachhaltige Zukunft geben. Der mit 500.000 Euro dotierte Forschungspreis prämiert Vorhaben von Forschenden in einer frühen Karrierephase, die ihre Forschung vertiefen möchten oder den Transfer ihrer Forschungsvorhaben in die praktische Anwendung verfolgen. Teil der Förderung ist die Finanzierung einer mehrtägigen Konferenz, die von den Preisträger:innen zur Unterstützung ihres Vorhabens geplant und gemeinsam mit der Joachim Herz Stiftung durchgeführt wird. Der Joachim Herz Preis wird jährlich abwechselnd in den Naturwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften vergeben.

    Förderung schließt kritische Lücke im Innovationsprozess

    Mit ihrer Förderung adressiert die Joachim Herz Stiftung eine Lücke in der deutschen Förderlandschaft. Während für die Grundlagenforschung gute Förderprogramme bestehen, gibt es für die risikobehaftete Phase der Produktentwicklung, des Prototypings und der Skalierung kurz vor oder während des Markteintritts wenig Unterstützung. Deswegen wird diese Phase auch als „Valley of Death“ bezeichnet, denn das Venture Capital engagiert sich erst nach dem Durchschreiten dieses „Tal des Todes“, wenn ein Tech-Start-up bereits gegründet ist und sich am Markt etabliert.

    Über Hans Kleemann

    Dr. Hans Kleemann ist Forschungsgruppenleiter am Integrated Center for Applied Physics & Photonic Materials der Technischen Universität Dresden. Er geht der Frage nach, wie elektronische Systeme nachhaltig gestaltet werden können. Dabei erstrecken sich seine Arbeiten von fundamentalen physikalischen und materialwissenschaftlichen Fragenstellungen, über prozesstechnische Forschung bis hin zur Systemintegration und Methoden des neuromorphen Rechnens. Nachdem er an der TU Dresden promoviert wurde, führte ihn sein Weg u. a. an die UC Berkeley und zum südkoreanischen Wirtschaftsunternehmen Samsung SDI. Das Projekt „UnbeLEAFable" beruht auf Vorarbeiten aus dem Forscherteam von Hans Kleemann, die seit April 2025 mit einem EXIST Forschungstransfer durch das Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) gefördert werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Hans Kleemann
    hans.kleemann1@tu-dresden.de


    Bilder

    In diesem Schnellkochtopf kochte Dr. Hans Kleemann die ersten Blätter in seinem Büro aus.
    In diesem Schnellkochtopf kochte Dr. Hans Kleemann die ersten Blätter in seinem Büro aus.
    Quelle: Dennis Yenmez
    Copyright: Joachim Herz Stiftung


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Elektrotechnik, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    In diesem Schnellkochtopf kochte Dr. Hans Kleemann die ersten Blätter in seinem Büro aus.


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