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01.10.2025 13:07

Männerbilder als Kriegsfaktor – Neue Studie zeigt psychologische Wurzeln von Gewalt

Kristin Voigtländer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt

    Gewaltlegitimierende Männlichkeitsvorstellungen sind der stärkste Einzelfaktor hinter Kriegsbefürwortung, zeigt eine Studie von Alexander Yendell (FGZ Leipzig) und David Herbert (Universität Bergen) mit über 1.000 Befragten in Großbritannien. Wer glaubt, Männer sollten ihre Familie mit Gewalt schützen oder für Ehre kämpfen, stimmt Kriegen deutlich häufiger zu. Zusätzlich verstärken autoritäre Unterordnung und sadistische Charakterzüge die Kriegsbereitschaft. Kindheitserfahrungen mit Gewalt fördern später solche rigiden Männerbilder. Kriege sind nicht nur strategische Entscheidungen, sondern spiegeln tief sitzende psychische Strukturen. Publiziert in Politics & Governance (Open Access).

    Brutale Kindheit, verherrlichte Härte, zerstörerische Männerbilder: Der jüngste Skandal um Elon Musks Vater Errol zeigt, wie missbrauchte Macht, Gewalt und überkommene Männlichkeitsvorstellungen bis heute nachwirken. Laut Recherchen der New York Times soll Errol Musk fünf seiner Kinder und Stiefkinder misshandelt haben – Vorwürfe, die er bestreitet. Doch die Debatte rückt ein Grundmuster in den Fokus: Gewalt als Teil männlicher Selbstdefinition.

    Genau dieses Muster steht im Zentrum einer jetzt veröffentlichten Studie von Alexander Yendell (FGZ Leipzig) und David Herbert (Universität Bergen). Analysiert wurden über 1.000 Befragte in Großbritannien, publiziert im Fachjournal Politics & Governance.
    Ein Ergebnis ragt heraus: Wer Gewalt im Namen eines „maskulinen Männerbilds“ gutheißt – etwa, dass Männer ihre Familie mit Gewalt schützen oder für Ehre kämpfen sollen –, befürwortet Krieg weitaus häufiger. Dieses starre Männlichkeitsbild ist der stärkste Einzelfaktor hinter Kriegszustimmung. Daneben verstärken auch autoritäre Unterordnung, radikale politische Ansichten – und vor allem sadistische Charakterzüge, also die Lust daran, andere zu quälen oder zu demütigen – die Bereitschaft, Kriege zu befürworten..
    „Kriege sind nicht nur das Ergebnis strategischer Entscheidungen. Sie spiegeln tief sitzende psychische Strukturen wider – und an vorderster Stelle stehen gewaltverherrlichende Männerbilder“, sagt Yendell.

    Kindheit prägt Gewaltbereitschaft

    Die Studie zeigt: Wer als Kind Gewalt oder Misshandlung erlebt hat, entwickelt eher autoritäre, sadistische und rigide Männlichkeitsvorstellungen – und steht später Kriegen meist weniger kritisch gegenüber. Solche Erfahrungen fördern Denkmuster, die Gewalt rechtfertigen.

    Nicht nur die Mächtigen gefährlich

    Die Forschenden warnen davor, Kriege nur mit einzelnen Herrschern zu erklären. Entscheidend ist, dass breite Bevölkerungsteile bestimmte Muster teilen. Nicht der Einzelne entscheidet allein, sondern Gesellschaften tragen solche Haltungen mit.

    Putin als Beispiel

    Wladimir Putin, aufgewachsen unter harten Bedingungen und stilisiert als starker Mann, verkörpert diese psychologischen Muster in extremer Form – getragen von einer Gesellschaft, in der Härte und Gewalt oft schon von Kindheit an verankert sind.

    Fazit

    Wer Gewalt und Krieg verhindern will, muss weiter blicken als bis zu Politik und Strategie. Er muss die psychologischen Wurzeln erkennen – und sie liegen vor allem in verhärteten, gewaltlegitimierenden Männerbildern.

    Studie
    Alexander Yendell & David Herbert: Authoritarianism and the Psychology of War: Exploring Personality Traits in the Legitimation of Military Conflict, in: Politics & Governance, Vol. 13, 2025 (Open Access). https://www.cogitatiopress.com/politicsandgovernance/article/view/10292

    Über das FGZ
    Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) ist ein interdisziplinäres, transferorientiertes und ortsverteiltes Institut. Es besteht seit 2020 und wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert. Das FGZ verbindet Grundlagenforschung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt mit anwendungsnaher Forschung zu aktuellen Herausforderungen aus einer Vielfalt an disziplinären Perspektiven.

    Kontakt
    Kristin Voigtländer
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt
    Tel. +49 341 97-37762
    E-Mail: presse@fgz-risc.de
    www.fgz-risc.de


    Originalpublikation:

    https://www.cogitatiopress.com/politicsandgovernance/article/view/10292


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Politik
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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