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07.10.2025 11:55

CDK4/6-Hemmer: Neue Hoffnung bei der Behandlung von Darmkrebs

Konstanze Adam Stiftungskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wilhelm Sander-Stiftung

    Forschende des Universitätsklinikums Würzburg und der LMU München haben die Wirksamkeit von CDK4/6-Hemmern bei Darmkrebs untersucht – mit vielversprechenden Ergebnissen. Die für Brustkrebs entwickelten Medikamente bremsen das Wachstum von Darmkrebszellen wirksam, auch bei therapieresistenten Tumoren. Entscheidend für den Therapieerfolg ist das Protein p16: Krebszellen mit hoher p16-Expression sprechen schlechter auf die Behandlung an. Das Protein könnte als Biomarker dienen, um Betroffene zu identifizieren, die besonders profitieren. Die von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderte Studie wurde in „Cellular Oncology" publiziert und könnte den Weg für individualisierte Therapieansätze ebnen.

    Darmkrebs zählt weltweit zu den häufigsten Krebserkrankungen und stellt die Onkologie vor große Herausforderungen. Trotz Fortschritten in der Chemotherapie entwickeln viele Patientinnen und Patienten Resistenzen gegenüber bestehenden Therapien, was die Behandlungschancen erheblich mindert. CDK4/6-Hemmer haben in präklinischen Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt und könnten neue Therapieoptionen eröffnen.

    Wie CDK4/6-Hemmer wirken

    CDK steht für Cyclin-abhängige Kinasen: Enzyme, die wie Schalter die Zellteilung steuern. Besonders CDK4 und CDK6 regulieren den Übergang in die nächste Teilungsphase. Bei vielen Krebsarten ist dieser Signalweg überaktiv, wodurch sich die Zellen unkontrolliert vermehren. CDK4/6-Hemmer blockieren diese Enzyme und bremsen so das Zellwachstum. Die Krebszellen werden quasi in der Teilung angehalten.

    p16 als Schlüssel zum Therapieerfolg

    Das Forschungsteam unter Leitung von PD Dr. Florian P. Reiter vom Uniklinikum Würzburg (UKW) untersuchte CDK4/6-Hemmer an verschiedenen Darmkrebs-, Brustkrebs- und Leberkrebszelllinien – darunter auch chemotherapieresistente Varianten. In den meisten Fällen konnte die Wirkstoffklasse das Zellwachstum deutlich bremsen. Auffällig war, dass Krebszellen mit hoher p16-Expression schlechter auf die Behandlung ansprachen. Die Auswertung von Gewebeproben von 185 Darmkrebsbetroffenen zeigte außerdem, dass: eine niedrige p16-Aktivität mit einer besseren Prognose verbunden war, während die p16-Messung in frühen Tumorstadien keinen klaren Vorhersagewert hatte.

    Julia Schneider, Assistenzärztin am LMU Klinikum München und Erstautorin der Studie, erklärt: „CDK4/6-Hemmer können das Wachstum von Dickdarmkrebszellen wirksam bremsen, auch bei therapieresistenten Tumoren. Das Protein p16 scheint ein wichtiger Hinweisgeber für den Therapieerfolg zu sein. Der Biomarker könnte helfen, Patientinnen und Patienten zu identifizieren, die besonders von dieser Behandlung profitieren, sowie jene, bei denen alternative Ansätze erforderlich sind."

    Ausblick: Individuelle und nebenwirkungsärmere Therapien

    „Unsere Ergebnisse könnten den Grundstein für neue, möglicherweise sogar chemotherapiefreie Behandlungsansätze legen", betont PD Dr. Florian P. Reiter, Oberarzt an der Medizinischen Klinik II des UKW und Letztautor der Studie. „Diese Medikamentenklasse hat bereits die Behandlung von Brustkrebs revolutioniert – nun könnte sie auch die Darmkrebstherapie verbessern."

    Weitere mechanistische Studien sind notwendig, um die genaue Rolle von p16 bei der Resistenzentwicklung zu verstehen. Vielversprechend ist die Kombination von CDK4/6-Hemmern mit Immuntherapien oder zielgerichteten Therapien. „Langfristig könnte dies zu individuelleren und nebenwirkungsärmeren Behandlungsmöglichkeiten für Darmkrebspatienten führen", so Reiter.

    (3.547 Zeichen inkl. Leerzeichen)
    * Die in diesem Text verwendeten Genderbegriffe vertreten alle Geschlechtsformen.

    Wilhelm Sander-Stiftung: Partnerin der Krebsforschung

    Die Wilhelm Sander-Stiftung hat das Forschungsprojekt mit 90.000 € über 2 Jahre unterstützt. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 280 Millionen Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz ausbezahlt. Damit ist die Wilhelm Sander-Stiftung eine der bedeutendsten privaten Forschungsstiftungen im deutschen Raum. Sie ging aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

    Kontakt

    Konstanze Adam
    Wilhelm Sander-Stiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit & Stiftungskommunikation
    Tel.: +49 (0) 89 544187-0
    E-Mail: adam@sanst.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. univ. Florian P. Reiter MHBA
    Oberarzt
    Medizinische Klinik und Poliklinik II
    Abteilung für Hepatologie
    Universitätsklinikum Würzburg
    Oberdürrbacher Straße 6
    97080 Würzburg
    E-Mail: Reiter_F@ukw.de

    Julia Schneider
    Assistenzärztin
    Medizinische Klinik und Poliklinik II
    Klinikum der Universität München
    Marchioninistraße 15
    81377 München
    E-Mail: Julia.Schneider@med.uni-muenchen.de


    Originalpublikation:

    Schneider, J.S., Khaled, N.B., Ye, L. et al. Efficacy of CDK4/6 Inhibition in colorectal cancer and the role of p16 expression in predicting drug resistance. Cell Oncol. (2025). doi.org/10.1007/s13402-025-01080-7


    Weitere Informationen:

    https://www.wilhelm-sander-stiftung.de
    https://www.linkedin.com/company/wilhelm-sander-stiftung/


    Bilder

    Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. univ. Florian P. Reiter MHBA, Oberarzt, Universitätsklinikum Würzburg
    Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. univ. Florian P. Reiter MHBA, Oberarzt, Universitätsklinikum Würzburg

    Copyright: © Universitätsklinikum Würzburg

    Julia Schneider, Assistenzärztin, Klinikum der Universität München
    Julia Schneider, Assistenzärztin, Klinikum der Universität München

    Copyright: © Julia Schneider


    Anhang
    attachment icon 07.10.25 Pressemitteilung Wilhelm Sander-Stiftung_CDK4/6-Hemmer

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. univ. Florian P. Reiter MHBA, Oberarzt, Universitätsklinikum Würzburg


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    Julia Schneider, Assistenzärztin, Klinikum der Universität München


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