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07.10.2025 15:48

Wenn Grenzen verschwimmen: Deutsch-dänisches Projekt entwickelt Lösungen für Klimaanpassung

Eva Sittig Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    POSEIDON-Halbzeitkonferenz zeigt Erfolge von sensorgestützter Baumbewässerung bis zu mobilem Hochwasserschutz

    Starkregen, steigendes Grundwasser, Hitze – die Folgen des Klimawandels machen weder an Landes- noch an Kommunalgrenzen halt. Vom 29. bis 30. September 2025 kamen in Kiel Fachleute aus Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft zur Halbzeitkonferenz des deutsch-dänischen Interreg-Projekts POSEIDON sowie des Schwesterprojekts ClimatePol zusammen, um innovative Lösungen für die Anpassung an den Klimawandel zu diskutieren. Die Veranstaltung zeigte: Die grenzübergreifende Zusammenarbeit trägt Früchte – von sensorgestützter Bewässerung für Stadtbäume bis hin zu mobilen Flutschutzwänden. „Wir sehen, dass der Austausch zwischen Dänemark und Deutschland enorm wertvoll ist“, sagt Dr. Agnes Sachse, Wissenschaftlerin im POSEIDON-Projekt und am Kompetenzzentrum Geo-Energie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). „Die Herausforderungen unterscheiden sich zwar: Norddeutschland kämpft vor allem mit Starkregenereignissen, Dänemark eher mit steigendem Grundwasser, aber auch mit Starkregen. Doch wir lernen voneinander und treiben Lösungen gemeinsam voran.“

    Vom Austausch zur Umsetzung

    Als Nachfolger des NEPTUN-Projekts bringt POSEIDON rund 35 Partner aus Dänemark und Deutschland zusammen, um innovative und alltagstaugliche Lösungen zur Anpassung der Wasser- und Abwassersysteme an den Klimawandel zu entwickeln und zu testen. Dazu gehören digitale Werkzeuge, Frühwarnsysteme sowie naturbasierte und technische Maßnahmen, die Kommunen direkt nutzen können. Erfahrungen werden gebündelt, damit gute Ansätze schneller gefunden, verglichen und übertragen werden. Unternehmen erhalten Hinweise zur Vermarktung erprobter Lösungen, Entscheidungsträger konkrete Empfehlungen für die Umsetzung. Übergeordnetes Ziel ist, Städte und Regionen so zu gestalten, dass sie Niederschlagswasser wie ein Schwamm aufnehmen, speichern und gezielt wieder abgeben – als Schutz vor Überschwemmungen und gegen Dürre.

    Praxisnahe Impulse

    Die zweitägige Konferenz bot dazu ein dichtes Programm aus Fachvorträgen, Workshops, Podiumsdiskussionen und Exkursionen. Julie Skødt Clausen, POSEIDON-Projektmanagerin von der Süddänischen Universität (SDU), berichtete von Innovationskooperationen zwischen Unternehmen und Kommunen: Gute Beispiele motivieren, zeigen Machbarkeit und helfen Hürden zu überwinden. Eine Exkursion zu einer Pilotanlage in Büdelsdorf demonstrierte praktisch, wie Stadtbäume mit intelligenter Bewässerungstechnologie und Sensorik auch unter Klimawandelbedingungen gedeihen können, um Kühlung und Schatten zu spenden.
    Intensiv diskutiert wurde Hitzeschutz. Dr. Max Bürck-Gemassmer von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit wies auf jährlich 3.000 bis 10.000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland hin – mehr als Verkehrstote. Als praktische Orientierung nahmen die Teilnehmenden die 3:30:300-Regel aus den Niederlanden mit: Jeder Mensch sollte mindestens drei Bäume vom Fenster aus sehen, jedes Stadtviertel sollte 30 Prozent Baumkronenfläche haben, und Grünflächen sollten maximal 300 Meter entfernt liegen. Silja Klepp, Professorin für Humangeographie an der CAU, betonte, Klimaanpassung als sozialen Prozess zu verstehen: Wer profitiert, wer wird belastet? Umweltgerechtigkeit sei zentral.

    Beachtliche Halbzeitergebnisse

    Das POSEIDON-Projekt, koordiniert von der Süddänischen Universität und angesetzt für 2024 bis 2027, verzeichnet zur Halbzeit beachtliche Ergebnisse. Ein paar Beispiele: „In Norderstedt wurde eine intelligente Schwallbewässerung für dürregeschädigte Alleebäume entwickelt. Sensoren und ein Dashboard liefern Bewässerungsempfehlungen, damit die Bäume Tiefenwurzeln bilden und Dürre und Sturm besser standhalten“, erläutert Dr. Agnes Sachse. Bei der Feuerwehr Roskilde in Dänemark wurden mobile Flutschutzwände unter realitätsnahen Bedingungen getestet. Daraus entstand eine Kooperation, die einer deutschen Firma den Markteintritt in Dänemark ermöglicht. Die Stadtwerke Husum Netz GmbH arbeiten mit der CAU an einem maschinellen Frühwarnsystem, das sinkende Grundwasserstände in zwölf Brunnen erkennt und so die Trinkwasserversorgung absichert.
    Eine Akteursanalyse zeigt zugleich Hindernisse: „Kleine und mittelständische Unternehmen haben oft Schwierigkeiten, kommunale Entscheidungsträger zu erreichen. Ausschreibungsverfahren bevorzugen häufig technisch-bauliche gegenüber naturbasierten Lösungen, und es fehlt an klaren Zuständigkeiten für Klimaanpassung in den Verwaltungen. Es gibt also noch eine Menge zu tun“, betont die Wissenschaftlerin. Bis 2027 will POSEIDON die Kooperationen weiter vertiefen und das kommunale Klimaanpassungsmanagement mit Fokus auf Messbarkeit und Evaluierung unterstützen: „Wir setzen bereits viele Maßnahmen um, aber wir müssen besser verstehen, wie effektiv sie sind.“ Durch die Bündelung von Pilotwissen, praxistauglichen Methoden und belastbarer Erfolgsmessung wird wasserbezogene Klimaanpassung wirksamer und schneller umgesetzt. Mit ihrem Engagement in POSEIDON stärkt die CAU den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Kommunen und Wirtschaft – mit Ansätzen, die in der deutsch-dänischen Grenzregion funktionieren und sich auf den Ostseeraum übertragen lassen.

    Fotos zum Download:

    http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2025/165-Poseidon-Projekt.jpg
    Exkursion nach Büdelsdorf: Mit Blick in den Technikraum erläutert Dr. Axel Leybold (Aco Smart Solutions), wie die smarte Bewässerung von Stadtbäumen funktioniert.
    © Jeppe Vinum, flowerhaus

    http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2025/165-Poseidon-Projekt__3_.jpg
    Zum Start der Konferenz informiert Henning Mümmler-Grunow vom Ministerium für Energiewende Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein über den aktuellen Stand der Anpassung an den Klimawandel in Schleswig-Holstein.
    © Jeppe Vinum, flowerhaus

    http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2025/165-Poseidon-Projekt__2_.jpg
    Intensive Gespräche in der Konferenzpause (links: Simon Radtke, KielRegion; Mitte: Bärbel Laarmann-Ackermann, Umweltschutzamt, Untere Wasserbehörde, Stadt Kiel)
    © Jeppe Vinum, flowerhaus

    Presse, Kommunikation und Marketing, Eva Sittig, Text/Redaktion: Daniela Schmidt
    Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104
    presse@uv.uni-kiel.de | http://www.uni-kiel.de
    http://www.instagram.com/kieluni | http://www.linkedin.com/school/kieluni | http://www.facebook.com/kieluni

    Link zur Meldung: http://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/165-poseidon


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Agnes Sachse
    Angewandte Geowissenschaften – Aquatische Geochemie und Hydrogeologie
    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    agnes.sachse@ifg.uni-kiel.de


    Weitere Informationen:

    http://www.poseidon-klimaanpassung.de Projekt POSEIDON


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften, Meer / Klima
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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