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10.10.2025 08:52

Italienisch-deutsches Medizinteam findet neue Hinweise für Ursache von wiederkehrender Herzbeutelentzündung

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Eine Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis) ist, früh entdeckt, gut zu behandeln. Bleibt sie jedoch unentdeckt, kann sie lebensbedrohlich sein. In einigen Fällen klingt sie ab und kehrt nach einigen Monaten wieder. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Italien und Deutschland haben nun einen neuen Zusammenhang für eine solche rezidivierende Perikarditis entdeckt. Im Mittelpunkt steht dabei ein körpereigener Stoff, der entzündungshemmende Vorgänge im Körper unterbindet. Von Seiten der Universität und des Universitätsklinikums des Saarlandes ist Professor Lorenz Thurner an der Studie beteiligt, die nun im Fachmagazin Jama Network open erschienen ist.

    Es ist eine Krankheit, die auch Ärztinnen und Ärzte bisweilen mit einem Herzinfarkt oder einer Angina pectoris verwechseln: eine Herzbeutelentzündung, fachsprachlich Perikarditis genannt. Entzündet sich das Gewebe rund um unser Herz, spüren Betroffene oft einen stechenden Schmerz in der Brustgegend, der auch in Arme, Bauch und Schultern abstrahlen kann. Solch eine Perikarditis kann in seltenen Fällen, auch nach einer erfolgreichen Behandlung der akuten Erkrankung, als rezidivierende Perikarditis nach einigen Monaten erneut auftreten.

    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Italien und Deutschland haben nun einen Zusammenhang beobachtet, der erklären könnte, weshalb es bei manchen Patientinnen und Patienten der ohnehin schon seltenen Perikarditis (ca. 30 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr in Deutschland) zu einem erneuten Aufflammen der Krankheit kommt. „Wir haben im José-Carreras-Center in Homburg Proben von 142 Patientinnen und Patienten mit Perikarditis aus der italienischen PERIPLO-Studie untersucht. Bei mehr als der Hälfte derjenigen, die eine aktive Perikarditis hatten, konnten Antikörper nachgewiesen werden, die den Antagonisten des Interleukin-1-Rezeptors (IL-1Ra) blockieren“, berichtet Prof. Lorenz Thurner, Arbeitsgruppenleiter im Jose-Carreras-Center und leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum des Saarlandes.

    „Interleukin-1 ist ein Bestandteil des Immunsystems, der Entzündungsreaktionen fördert, mit dem der Körper auf eindringende Feinde wie Viren und Bakterien reagieren kann. Wird nun der Antagonist dieses Interleukin-1 unterdrückt, stehen dem entzündungsfördernden Botenstoff buchstäblich alle Türen offen“, erklärt PD Christoph Kessel von der Universität Münster. „Denn indem der betreffende Antikörper die natürliche Balance zwischen Entzündungsreaktion und deren Hemmung stört, fördert er auf diese Weise eine erneut auftretende Perikarditis.“

    Wichtig ist ebenfalls, dass die Forscher im Rahmen der PERIPLO-Studie einige Patienten auch über einen längeren Zeitraum beobachten konnten. „Dabei konnten wir sowohl den Krankheitsverlauf als auch den Antikörperstatus verfolgen“, so Dr. Maddalena Alessandra Wu, Studienleiterin der PERIPLO-Studie von der Universität Mailand. „Dabei stellten wir fest, dass die Antikörper verschwanden, wenn die Entzündung abgeklungen ist und sich die entzündungshemmenden Abwehrmechanismen der Patienten erholten.“ Dies deute darauf hin, dass die Antikörper nur vorübergehend auftreten und mit aktiven Krankheitsschüben in Verbindung stehen.

    Die Studie, die als Zusammenarbeit der Universität Mailand, der Universität Münster und der Universität und dem Universitätsklinikum des Saarlandes entstanden ist, ist eine vielversprechende Grundlage für weitere Forschungen, um die Rolle des IL-1Ra-Antikörpers genauer zu beleuchten und so möglicherweise neue therapeutische Ansätze gegen die Krankheit zu finden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Lorenz Thurner
    E-Mail: lorenz.thurner@uks.eu


    Originalpublikation:

    Wu MA, Kessel C, Fadle N, et al. IL-1 Receptor Antagonist Antibodies in Idiopathic Recurrent Pericarditis. JAMA Netw Open. 2025;8(10):e2536691. doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.36691


    Bilder

    Prof. Dr. Lorenz Thurner
    Prof. Dr. Lorenz Thurner
    Quelle: Thorsten Mohr
    Copyright: Universität des Saarlandes/Thorsten Mohr


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    regional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Lorenz Thurner


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