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13.10.2025 07:40

Soziale Gerechtigkeit erhöht kurzfristig Flächenverbrauch

Bastian Thüne Presse und Redaktion
ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

    Weniger Einkommensungleichheit führt zunächst zu einem höheren Biodiversitätsfußabdruck, insbesondere getrieben durch den konsumbezogenen Flächenverbrauch. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich ein erhöhter Fleischkonsum, wie eine neue Studie des ZEW Mannheim in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) sowie der ESSEC Business School zeigt. Datengrundlage bilden Einkommens- und Konsumdaten von über 200.000 US-Haushalten. Die Ergebnisse können auch auf Deutschland und andere europäische Industriestaaten übertragen werden.

    „Der Haupttreiber des Landverbrauchs ist der ansteigende Fleischkonsum, der zu mehr benötigter Weide- und Anbaufläche führt. Da der Fleischkonsum mit ansteigendem Einkommen nicht immer weiter im gleichen Maße zunimmt, sinkt der durchschnittliche Landverbrauch pro Dollar ab einem gewissen Einkommenslevel jedoch wieder“, nennt Ko-Autor Prof. Lutz Sager von der ESSEC Business School als Grund.

    „Eine Umverteilung von Einkommen hin zu ärmeren Haushalten kann kurzfristig den Druck auf die Nutzung von Land erhöhen. Wir schätzen, dass eine vollständige Einkommensgleichheit in den USA die durchschnittliche Landnutzung um 3,2 Prozent erhöhen würde, was rund 189.000 Quadratkilometern zusätzlicher Fläche entspricht“, erklärt Tim Kalmey, Wissenschaftler am ZEW-Forschungsbereich „Umwelt- Klimaökonomik“ und Ko-Autor der Studie.

    „Das zeigt: Umwelt- und Verteilungsziele stehen nicht automatisch im Einklang. Um die nationalen und globalen Biodiversitätsziele zu erreichen, braucht es beispielsweise zusätzliche Naturschutzmaßnahmen, wenn zeitgleich die Einkommensungleichheit reduziert wird“, resümiert Kalmey

    Technologie entlastet – Konsumgewohnheiten belasten

    Von 1996 bis Anfang der 2010er-Jahre führten Effizienzgewinne in Produktion und Lieferketten dazu, dass sich Biodiversitätsfußabdrücke trotz steigenden Konsums verringerten. Wären beispielsweise die Technologien auf dem Level von 1996 geblieben, dann hätte sich die durchschnittliche Landnutzung pro Haushalt von 4.8 auf 7.5 Hektar, also um 65 Prozent erhöht. Dank des technologischen Fortschritts fiel der tatsächliche Durchschnitt auf 4.6 Hektar im Jahr 2022.

    Seit 2014 reichen neue Technologien jedoch nicht mehr aus, um den steigenden Konsum zu kompensieren. Besonders der gestiegene Konsum von Fleisch- und anderen tierischen Produkten wirkt sich negativ auf die Biodiversität aus.

    Erkenntnisse gelten auch für Deutschland und die EU

    „Wir gehen davon aus, dass sich die Ergebnisse auch auf europäische Verbraucherinnen und Verbraucher übertragen lassen, da der grundsätzliche Zusammenhang zwischen Konsumverhalten und Einkommen in westlichen Industrieländern ähnlich ist. Zudem gleichen sich die Biodiversitätsfolgen des Konsums zwischen den Ländern, da ähnliche Technologien und globale Wertschöpfungsketten dahinterstehen“, erklärt Ko-Autor Dr. Jasper Meya vom iDiv. „Zudem deuten die vorliegenden Studien mit europäischen Haushaltsdaten auf einen ähnlichen strukturellen Zusammenhang zwischen Biodiversitätsfußabdruck und Haushaltseinkommen hin.“

    Datengrundlage

    Die Studie basiert auf Daten von über 200.000 US-Haushalten aus dem Consumer Expenditure Survey, das von 1996 bis 2022 detaillierte Ausgaben- und Einkommensinformationen erfasst. Diese wurden mit globalen Biodiversitätsintensitäten verschiedener Konsumgüter verknüpft, die sowohl inländische als auch Biodiversitätseffekte im Ausland berücksichtigen. So konnten die konsumgetriebenen Biodiversitätsfußabdrücke für einzelne Haushalte über mehr als 25 Jahre hinweg ausgewertet werden. Der mit der Produktion von Gütern einhergehende Landverbrauch stellt dabei einen wesentlichen Treiber für Biodiversitätsverlust dar und ist für einen Großteil des Verlusts an globaler Artenvielfalt verantwortlich.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Tim Kalmey
    Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Umwelt- und Klimaökonomik“
    Tel.: +49 (0)621 1235-163
    E-Mail: tim.kalmey@zew.de


    Originalpublikation:

    ZEW Discussion Paper: https://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp25041.pdf


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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