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13.10.2025 16:23

Politische Einstellung kann Impfverhalten prägen

Hannah Fischer Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

    Bamberger Studie untersucht Ursachen für geringere Impfquote bei AfD-Anhängerinnen und -anhängern während der Corona-Pandemie

    Auch wenn die letzten Maßnahmen zur akuten Eindämmung der Corona-Pandemie bereits vor mehr als zwei Jahren ausgelaufen sind, ist das Thema nach wie vor für viele Menschen in Deutschland präsent. Häufig werden Forderungen nach einer fundierten Aufarbeitung der Corona-Pandemie laut. Eine neue sozialwissenschaftliche Studie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg liefert nun Erkenntnisse zu einem bisher kaum untersuchten Aspekt: Im Verlauf der COVID-19-Pandemie zeigte sich, dass die individuelle Parteienidentifikation das Impfverhalten beeinflusst. Auf die Frage „Warum ist das so?“, suchen Dr. Alexander Patzina und Prof. Dr. Rasmus Hoffmann vom Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Soziale Ungleichheit, an der Universität Bamberg sowie Dr. Hans Dietrich vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Michael Ruland vom Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) in ihrer Studie Antworten. Ein Artikel dazu ist jetzt in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie erschienen.

    28 Prozentpunkte Impflücke zwischen AfD-Anhängerinnen und -anhängern und anderen

    Das COVID-19-Impfprogramm im Jahr 2021 löste bei vielen Menschen Skepsis aus. Die Forschung hat dabei erhebliche Unterschiede in der Impfbeteiligung zwischen sozialen Gruppen festgestellt: Im Verlauf der COVID-19-Pandemie zeigte sich, dass die individuelle Parteienidentifikation das Impfverhalten beeinflusst. Die neue Studie der Universität Bamberg zeigt einerseits: Unterstützerinnen und Unterstützer der Alternative für Deutschland (AfD) ließen sich im Schnitt 28 Prozentpunkte seltener gegen das Coronavirus impfen als Wählerinnen und Wähler anderer Parteien. Andererseits nennt sie auch Gründe für diesen Unterschied:

    Der Unterschied lässt sich nicht etwa durch Alter, Bildung oder die subjektive und objektive COVID-19-Belastung erklären. Stattdessen waren es vor allem politische Einstellungen – insbesondere die Wahrnehmung der Pandemie als Bedrohung für persönliche Freiheit und Bürgerrechte – sowie das Gefühl fehlender politischer Repräsentation, die die geringere Impfbereitschaft erklären können. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die politische Stimmung vor einer Pandemie Einfluss darauf haben kann, wie Menschen auf zentrale Gesundheitsmaßnahmen reagieren“, erläutert Rasmus Hoffmann. „Wer glaubt, dass staatliche Maßnahmen die eigene Freiheit gefährden, ist oft kaum durch Appelle an die Eigenverantwortung zu erreichen“, erklärt Alexander Patzina weiter. „In solchen Fällen stehen Regierungen vor einem Dilemma: Freiwilligkeit stößt an Grenzen, verpflichtende Maßnahmen aber können den Widerstand noch verstärken.“

    Erkenntnisse auch für andere Public Health Maßnahmen relevant

    Das Forschungsteam betont, dass diese Erkenntnisse auch für andere Gesundheitspolitiken relevant sind. Bewegungen, die während einer Krise Ängste um Freiheitsrechte schüren, könnten den Erfolg öffentlicher Präventionsmaßnahmen deutlich mindern. „Das betrifft nicht nur COVID-19, sondern kann auch künftige Impfkampagnen, etwa gegen Grippe oder neue Infektionskrankheiten, sowie Gesundheitsmaßnahmen zu ganz anderen Themen wie etwa Hitzebelastung, beeinflussen“, sagt Hans Dietrich. Die Analyse mache deutlich, dass es nicht allein um medizinische Aufklärung gehe. „Politische Kommunikation, gesellschaftlicher Dialog und das Gefühl, gehört zu werden, sind entscheidend für die Akzeptanz von Gesundheitsmaßnahmen“, ergänzt Alexander Patzina.

    Über die Studie:

    Die Analyse basiert auf repräsentativen monatlichen Befragungen zwischen März und Oktober 2021 des Instituts für angewandte Sozialwissenschaften (infas). Insgesamt nahmen 7.762 Personen an der regelmäßigen Befragung teil. Neben der Impfbereitschaft wurden demografische Merkmale, persönliche Pandemie-Erfahrungen, Einstellungen zu COVID-19-Maßnahmen sowie Vertrauen in Politik und Gesellschaft erfasst.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Alexander Patzina
    Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Soziale Ungleichheit
    alexander.patzina@uni-bamberg.de


    Originalpublikation:

    Patzina, A., Dietrich, H., Ruland, M. & Hoffmann, R. (2025). Populist party support and COVID-19 vaccination: Explaining the AfD vaccination gap. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (online first). https://link.springer.com/article/10.1007/s11577-025-01015-y


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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