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14.10.2025 15:29

Studie belegt die besondere Prognosekraft von Studieneignungstests für den Erfolg im Medizinstudium

Jens Neus Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Das Forschungsteam der heiTEST Koordinationsstelle, einer Einrichtung der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg, hat mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sowie des Instituts für Test- und Begabungsforschung (ITB Consulting) in Bonn die beiden etablierten standardisierten Eignungstests für das Medizinstudium in einer gemeinsamen Studie wissenschaftlich überprüft. Die Forschenden konnten nachweisen, dass mit den Tests eine zuverlässige Vorhersage zum Studienerfolg – auch über die Abiturnote hinaus – getroffen werden kann.

    Der Test für Medizinische Studiengänge (TMS) und der Hamburger Naturwissenschaftstest (HAM-Nat) werden in Ergänzung zur Abiturnote und anderen Qualifizierungsmerkmalen bei den Auswahlverfahren zur jährlichen Vergabe der knapp 12.000 Studienplätzen eingesetzt. Ziel dieser Verfahren ist es, Studienplätze bevorzugt an diejenigen zu vergeben, die für das Studium und den späteren ärztlichen Beruf besonders geeignet sind. Alle Medizinischen Fakultäten in Deutschland greifen dabei auf eines der beiden Testformate, den TMS oder den HAM-Nat, zurück.

    An der nun veröffentlichten Studie nahmen rund 5.500 Personen teil, die zwischen 2017 und 2022 einen der beiden Eignungstests abgelegt hatten. Die Forschenden verglichen die Ergebnisse mit späteren Studienleistungen, gemessen an den Durchschnittsnoten während des Studiums und den Resultaten im Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (Physikum). Das Ergebnis war eindeutig: Wer in den Eignungstests gut abschnitt, hatte auch bessere Leistungen im Medizinstudium.

    Eignungstests übertreffen die Abiturnote in der Prognosekraft

    Anhand der Testergebnisse ist davon auszugehen, dass ein wesentlicher Teil der späteren Studienleistungen vorhergesagt werden kann. „Es gibt unzählige Gründe, warum eine Person im Studium besser abschneidet als eine andere“, erklärt Malvin Jähn, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Fakultät Heidelberg und Erstautor der Veröffentlichung: „Persönliche Umstände, Lernstrategien, Motivation oder auch die individuelle Veranlagung für das Fach. Wie nun gezeigt, können wir aber bis zu 30 Prozent der Ursachen, warum eine Person besser abschneidet als eine andere, bereits vor Studienbeginn erklären. Das ist bemerkenswert, denn die oben genannten Gründe, welche als primär ausschlaggebend erscheinen mögen, sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.“, sagt Malvin Jähn.
    Zudem wurde erstmals untersucht, wie die Kombination aus Abiturnote und Eignungstest die Prognosekraft bestimmt – mit einem beachtlichen Ergebnis. „Wir konnten konsistent zeigen, dass Eignungstests einen wesentlichen zusätzlichen Beitrag in der Vorhersage des Studienerfolgs über die Abiturnote hinaus leisten. Das gilt jedoch nicht in umgekehrter Richtung.“, so Malvin Jähn.

    Effektiv, fair und ein wichtiger Beitrag für die Medizinische Versorgung in Deutschland

    Die Analyse zeigte zudem, dass die Aussagekraft der Tests unabhängig von Alter und Geschlecht stabil bleibt. Frauen und Männer, jüngere und ältere Studieninteressierte – für alle Gruppen waren die Ergebnisse ähnlich zuverlässig. „Dieser Aspekt ist wichtig, weil ein solcher Test weitreichende Folgen für das Berufsleben der Bewerberinnen und Bewerber hat. Er muss zuverlässig, fair und valide sein, um flächendeckend eingesetzt werden zu können.“, so Tim Wittenberg, Geschäftsführer der heiTEST Koordinierungsstelle.

    „Im Hinblick auf den demographischen Wandel und unsere alternde Gesellschaft sind gute und wissenschaftlich fundierte Vergabeverfahren für Medizinstudienplätze essenziell für die flächendeckende medizinische Versorgung. Denn sie stellen sicher, dass Medizinstudienplätze bevorzugt an diejenigen Bewerberinnen und Bewerber vergeben werden, die künftig mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich studieren und später mit Engagement als Ärztinnen und Ärzte tätig sein werden. Diese Studie zeigt eindrücklich, dass standardisierte Eignungstests dabei einen wesentlichen Beitrag leisten können,“ sagt Professorin Martina Kadmon, Mitautorin der Studie und Präsidentin des Medizinischen Fakultätentags (MFT).

    In einem nächsten Schritt wollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, ob sich die Stärken von TMS und HAM-Nat kombinieren lassen. Ziel ist es, die Vorzüge beider Verfahren in einem gemeinsamen Test zu vereinen, um die Studierendenauswahl weiter zu verbessern und Chancen für einen Zugang zum Studium zu erweitern.

    Hintergrund: Studienplatzvergabe Medizin in Deutschland

    In Deutschland werden Medizinstudienplätze nach einem zentral geregelten Verfahren mit einem bundesweit einheitlichen Quotenschema vergeben. Die Durchführung erfolgt für alle Hochschulen durch die Stiftung für Hochschulzulassung. Nach Abzug verschiedener Vorabquoten werden 30 Prozent der verbleibenden Studienplätze an die Bewerberinnen und Bewerber mit den besten Abiturnoten vergeben. 60 Prozent werden nach den Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) vergeben. Bei dieser Quote können die einzelnen Hochschulen in einem begrenzten Umfang selbst die Kriterien und ihre Gewichtung für die Zulassung festlegen. Weitere 10 Prozent entfallen auf die sogenannte Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ), bei der die Hochschulen frei über die Zulassungskriterien befinden können. Die Hochschulen in Hamburg und Magdeburg berücksichtigen bei der AdH und den ZEQs unter anderem die Ergebnisse des HAM-Nat. Alle anderen Hochschulen verwenden den TMS.

    Der in Hamburg entwickelte und dort ebenfalls koordinierte Hamburger Naturwissenschaftstest „HAM-Nat“ im Multiple-Choice-Format, prüft sowohl das Basiswissen in den medizinisch relevanten Fächern Biologie, Chemie, Physik und Mathematik als auch das logische Denken. Der Test für Medizinische Studiengänge „TMS“ ist ein fachspezifischer Studierfähigkeitstest, der neben medizinisch-naturwissenschaftlichem Grundverständnis auch abstrakte kognitive Fähigkeiten, wie das Gedächtnis oder die Fähigkeit, Muster zu entdecken, prüft. Die deutschlandweite Durchführung des TMS wird durch die heiTEST Koordinationsstelle in Heidelberg betreut.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Malvin Jähn
    Wissenschaftlicher Mitarbeiter
    heiTEST Koordinationsstelle
    Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg
    Malvin.Jaehn@med.uni-heidelberg.de

    Tim Wittenberg
    Geschäftsführer
    heiTEST Koordinationsstelle
    Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg
    Tim.Wittenberg@med.uni-heidelberg.de


    Originalpublikation:

    Jaehn, M., Hissbach, J., Frickhoeffer, M. et al. Predictive validity of admission tests and educational attainment on preclinical academic performance – a multisite study. BMC Med Educ 25, 1255 (2025). https://doi.org/10.1186/s12909-025-07974-2


    Weitere Informationen:

    https://www.tms-info.org/ueber-den-tms/ Informationen zum TMS
    https://www.study-hamnat.de/ham-nat-info Informationen zum HAM-Nat
    https://www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de/studium-lehre/heitest heiTEST Koordinationsstelle


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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