Die Joachim Herz Stiftung, die Stiftung Mercator und die Stiftung Wissenschaft und Demokratie fördern das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) mit vier Millionen Euro. Erstmals wird das HIIG institutionell von drei Stiftungen gemeinsam unterstützt. Die Förderung schafft die Grundlage für eine thematische Neuausrichtung der zentralen Themenfelder: Demokratischer Wandel und Wissen, Neue Technologien und Zukunft des Rechts sowie Innovation, Unternehmertum und Gesellschaft. Ergänzt wird dieses Profil durch den bereits etablierten Schwerpunkt KI und Gesellschaft.
Gemeinsam stellen die vier Forschungsschwerpunkte sicher, dass das HIIG seine wissenschaftliche Expertise wirkungsvoll in die Digitalisierungsforschung einbringen kann. Ziel ist ein agiler Forschungsansatz, der gesellschaftliche Veränderungen frühzeitig erkennt, technologische Entwicklungen kritisch einordnet und Impulse für ihre demokratische Gestaltung gibt. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft als fundierte Grundlage für Entscheidungen in der digitalen Transformation.
Ob Künstliche Intelligenz oder Quantencomputer: Mit der fortschreitenden Entwicklung disruptiver Technologien wird die Debatte über ihre gesellschaftliche Dimension und verantwortungsvolle Nutzung immer dringlicher. Umso wichtiger ist eine Forschung, die gemeinsam mit relevanten Akteuren tragfähige Lösungen für die digitale Transformation entwickelt. Das HIIG richtet seine Arbeit deshalb strategisch neu aus und konzentriert sich künftig auf vier Themenfelder:
Demokratischer Wandel und Wissen:
Wie verändert sich das Vertrauen in Fakten und demokratische Entscheidungsprozesse im Zuge von tiefgreifender Digitalisierung und welche Bedeutung hat wissenschaftlich produziertes Wissen im demokratischen Diskurs?
KI und Gesellschaft:
Wie werden KI-Systeme transparent, reguliert und gemeinwohlorientiert gestaltet und evaluiert und wie wird dabei gesellschaftliche Verantwortung, etwa für Nachhaltigkeit, umgesetzt?
Neue Technologien und Zukunft des Rechts:
Wie gestalten sich die komplexen Wechselwirkungen zwischen technologischen Innovationen und dem Rechtssystem, zum Beispiel von KI-Systemen oder bei der Regulierung von Quantentechnologien?
Innovation, Unternehmertum und Gesellschaft:
Wie kann unternehmerisches Handeln stärker in die Gesellschaft eingebunden werden und wie können Unternehmen Verantwortung für eine nachhaltige digitale Transformation übernehmen?
Innerhalb der Forschungsschwerpunkte entwickelt das HIIG laufend neue Projekte und passt Fragestellungen an, um direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen und technologische Innovationen zu reagieren. Im Austausch mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entstehen so fundierte Grundlagen für zukunftsweisende Entscheidungen. Dafür entwickelt das HIIG-Team neue Methoden, die ko-kreatives Arbeiten, gesellschaftlichen Austausch und interdisziplinäre Zusammenarbeit verbinden. Dazu gehören Zukunftswerkstätten, Multi-Stakeholder-Dialoge oder Reallabore. Diese Formate machen komplexe Fragen greifbar und fördern den Austausch zwischen Praxis und Forschung. So verbindet das Forschungsteam wissenschaftliche Tiefe mit konkreter gesellschaftlicher Wirkung.
Stimmen zur Förderung
Astrid Kuhn, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Wissenschaft und Demokratie: „Digitale Technologien prägen unseren Alltag und beeinflussen zunehmend auch unser politisches Handeln. Beispielsweise setzt der digitale Strukturwandel der Öffentlichkeit unsere Repräsentantinnen und Repräsentanten unter Druck. Zudem erleben wir derzeit, wie verwundbar unsere kritische Infrastruktur ist. Mit unserer Förderung des HIIG schaffen wir Räume für eine unabhängige Digitalisierungsforschung und leisten zugleich einen Beitrag zur Zusammenarbeit der sozialwissenschaftlichen Disziplinen in diesem Bereich. Ich freue mich auf die Kooperation im Konsortium und auf neue Impulse, die unsere Demokratie nachhaltig bereichern und stärken.“
Wolfgang Rohe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator: „Die demokratische Gestaltung der digitalen Transformation braucht kluge Konzepte und robuste Umsetzungsvorschläge. Dafür steht das HIIG. Die digitale Transformation wirft nicht nur neue Fragen für die Forschung auf, sondern verändert auch die Wissenschaft selbst sowie die Rolle von Wissen im demokratischen Prozess. Ich freue mich, dass das HIIG diese Zusammenhänge fortan noch stärker in den Blick nimmt und auch untersucht, wie wir heute zu gesellschaftlich geteilten Entscheidungsgrundlagen kommen.“
Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung: „Das HIIG bringt Forschung und unternehmerische Verantwortung zusammen. Für eine nachhaltige digitale Transformation brauchen wir nicht nur technologische Lösungen, sondern auch einen gesellschaftlichen Geist, der Innovation ermöglicht. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind gefordert, unternehmerischer zu denken – vorausschauend, vernetzt und verantwortungsvoll.“
Wolfgang Schulz, Forschungsdirektor des HIIG: „Wir danken der Stiftung Wissenschaft und Demokratie, der Stiftung Mercator und der Joachim Herz Stiftung ausdrücklich für ihr Vertrauen. Diese Unterstützung gibt uns nicht nur Stabilität, sondern auch die Freiheit, neue Fragen aufzugreifen – gerade dann, wenn sich Technologien disruptiv verändern. Wir können flexibel reagieren, neue Formate erproben und gesellschaftliche Entwicklungen aktiv begleiten.“
Hintergrund: Pionierarbeit in der Digitalisierungsforschung
Das HIIG wurde 2011 als erste deutsche Forschungseinrichtung gegründet, die sich interdisziplinär mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Recht beschäftigt. Bis 2023 wurde es institutionell vor allem durch Google gefördert. Ab 2025 tragen erstmals mehrere gemeinwohlorientierte Stiftungen gemeinsam die Weiterentwicklung. Zusätzlich wirbt das HIIG jährlich rund drei Millionen Euro an Drittmitteln für nationale und internationale Forschungsprojekte ein.
Mit über 500 wissenschaftlichen Artikeln, 60 Büchern und dem europaweit anerkannten Open-Access-Journal Internet Policy Review prägt das HIIG den digitalen Diskurs. Formate wie das KI-Kompass Kartenspiel, Handreichungen zur Data Governance oder interaktive Ausstellungen bringen Forschung direkt zu unterschiedlichen Zielgruppen. Pro Jahr bringt das Institut bei über 60 Veranstaltungen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zusammen. Über 300 Alumni gestalten heute in Ministerien, NGOs, Start-ups und Hochschulen aktiv den digitalen Wandel mit.
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Kontakt für Presse
Frederik Efferenn | Tel. +49 30 200 760 82 | presse@hiig.de
Stiftung Wissenschaft und Demokratie
Zur Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie politischer Bildung gründete Prof. Dr. Eberhard Schütt-Wetschky 1992 die Stiftung Wissenschaft und Demokratie (SW&D) als unabhängige und gemeinnützige Stiftung. Sie unterstützt wissenschaftliche Vorhaben, die geeignet sind, freiheitliche Demokratie im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zu fördern. Dies betrifft in erster Linie die Politikwissenschaft und ihre Nachbardisziplinen, aber – je nach Sach- und Problemlage – auch die sogenannten ,policy sciences‘. Die Stiftung Wissenschaft und Demokratie begreift mit ihrem Stifter die Politikwissenschaft als Partnerin der Demokratie. Politikwissenschaft soll demnach dort gefördert werden, wo sie zur Lösung praktischer und normativer Probleme der Demokratie beitragen kann.
Stiftung Mercator
Die Stiftung Mercator ist eine private, unabhängige und gemeinnützige Stiftung, die auf der Grundlage wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung handelt. Seit 1996 tritt sie für eine solidarische und partizipative Gesellschaft ein. Dazu fördert und entwickelt sie Projekte, die Chancen auf Teilhabe und den Zusammenhalt in einem diverser werdenden Gemeinwesen verbessern. Die Stiftung Mercator setzt sich für ein weltoffenes, demokratisches Europa ein, eine an den Grundrechten orientierte digitale Transformation von Staat und Gesellschaft sowie einen sozial gerechten Klimaschutz. Die Stiftung Mercator engagiert sich in Deutschland, Europa und weltweit. Dem Ruhrgebiet, Heimat der Stifterfamilie und Stiftungssitz, fühlt sie sich besonders verbunden.
Joachim Herz Stiftung
Die Joachim Herz Stiftung setzt sich für Innovation und Transfer aus der Spitzenforschung ein, damit mehr Forschungsergebnisse in die Praxis gelangen und einen gesellschaftlichen Nutzen erzeugen. Die Stiftung stärkt Gründerökosysteme und unterstützt eine neue Generation von unternehmerischen Talenten, radikale Innovation und nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Mit der Förderung von Nachwuchsfachkräften in einer sich durch KI und Digitalisierung wandelnden Berufswelt trägt die Stiftung dazu bei, die berufliche Bildung zu erneuern. Ziel ist es, wirksame Lösungen für aktuelle Herausforderungen wie Klimaschutz, mehr Ressourceneffizienz oder die Fachkräftesicherung zu ermöglichen. Die Aktivitäten der Stiftung nutzen Impulse aus den USA und stärken den deutsch-amerikanischen Dialog. Die Joachim Herz Stiftung wurde 2008 in Hamburg gegründet und gehört zu den großen deutschen Stiftungen.
Neuer Wind am HIIG
Quelle: Bob Jansen
Copyright: Unsplash
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft
überregional
Kooperationen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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