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15.10.2025 11:03

Nachhaltiger Schub für die afrikanische Gesundheitsversorgung

Anette Mack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Steinbeis Europa Zentrum

    Sauberes Wasser, eine zuverlässige Stromversorgung und Kühlsysteme für Medikamente und Impfstoffe sind in vielen ländlichen Krankenhäusern Afrikas keine Selbstverständlichkeit. Um auch in abgelegenen Regionen eine bessere Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, unterstützte die EU das Projekt SophiA (Sustainable Off-grid solutions for Pharmacies and Hospitals in Africa) mit 7,4 Mio. Euro. 13 europäische Partner entwickeln im Verbund innovative, solarbetriebene Containerlösungen. Diese Systeme versorgen Krankenhäuser in Afrika mit CO2-neutraler Energie, sauberem Trinkwasser und fortschrittlicher Kühltechnik, um die medizinische Infrastruktur nachhaltig zu verbessern.

    Der Zugang zu einer zuverlässigen Gesundheitsversorgung bleibt eine Herausforderung in vielen ländlichen Teilen Afrikas, denn unsauberes Wasser und begrenzte Elektrizität beeinträchtigen medizinische Dienstleistungen. Die Partner des Horizont 2020 Projekts SophiA haben sich in den letzten Jahren intensiv mit dieser Herausforderung befasst und solarbetriebene Lösungen bereitgestellt, die speziell für entfernte Gesundheitseinrichtungen entwickelt wurden. SOPHIA wurde mit 7,4 Mio. Euro von 10/2021 – 09/2025 von der EU gefördert.

    Transformation der ländlichen Gesundheitsversorgung mit Solarenergie

    In Afrika südlich der Sahara arbeitet etwa ein Viertel der Gesundheitseinrichtungen ohne Strom und nur 28 Prozent berichten von zuverlässiger Stromversorgung. Ohne Energie und sauberes Wasser haben Krankenhäuser Schwierigkeiten, Impfstoffe zu lagern, chirurgische Werkzeuge zu sterilisieren oder grundlegende medizinische Dienstleistungen sicher zu erbringen. SophiA hat dies durch die Entwicklung modularer Systeme verbessert. Diese sind nun in der Lage, Kälte, Wasseraufbereitung und Dampferzeugung vollständig über Sonnenenergie zu liefern.

    Die Anlagen sind auf die einzigartigen Bedingungen in Burkina Faso, Kamerun, Malawi und Uganda zugeschnitten; sie verwenden eine Kombination aus Photovoltaik und Solarthermietechnologie. Niedertemperatur-Wärmespeicher und Hochtemperatur-Energiespeicher sorgen für einen kontinuierlichen Betrieb auch bei zeitweiligem Sonnenlicht. Die Anlagen konservieren Impfstoffe, Blutplasma und andere temperaturempfindliche medizinische Hilfsgüter und liefern gleichzeitig entionisiertes und heißes Wasser für medizinische Zwecke.

    Praktische Innovationen für den täglichen Bedarf im Gesundheitswesen

    Neben seinen modularen Krankenhaussystemen wurden in SophiA auch zwei Innovationen entwickelt, die die Reichweite und Praktikabilität des solarbetriebenen Gesundheitswesens erweitern.

    Das Projekt führte den PVmedPort ein, eine eigenständige, solarbetriebene Station für mobile Impf- und Aufklärungskampagnen. Ausgestattet mit Kühlung und schattigen Sitzgelegenheiten fungiert sie als autonome Pflegestation und erweitert das Gesundheitswesen über die Krankenhausmauern hinaus.

    Der von Simply Solar entwickelte PVsteamCube nutzt Photovoltaik-Strom, um einen Metallblock auf bis zu 400 °C zu erwärmen und speichert Energie, um bei Bedarf Dampf für Autoklaven, Wäschereien und Küchen zu erzeugen. Über die Sterilisation hinaus ermöglicht es Krankenhäusern, Mahlzeiten und heiße Getränke zuzubereiten.

    „Entscheidend ist, dass die SophiA-generierten Systeme so konzipiert wurden, dass sie sich nahtlos in die bestehende Infrastruktur integrieren lassen, so dass keine größeren strukturellen Änderungen an Krankenhausgebäuden erforderlich sind.“ sagt Projektkoordinator Prof. Dr. Michael Kauffeld.

    Kollaborative Innovation auf allen Kontinenten

    SophiA brachte Ingenieure, Wissenschaftler, Sozialforscher und Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens aus Europa und Afrika zusammen. Afrikanische Partner spielten eine führende Rolle in den Bereichen Fertigung, lokale Ausbildung und soziale Akzeptanz, während europäische Partner mit komplementärem technischem Fachwissen und Projektkoordination beitrugen.

    Trotz logistischer Herausforderungen wie der Navigation durch Zollvorschriften und Störungen der globalen Lieferkette gelang es dem Konsortium, funktionierende Systeme in vier Pilotkrankenhäusern bereitzustellen.

    Nachdenken über Erfolg

    Die letzte Konsortialsitzung von SophiA fand vom 17. bis 18. September 2025 in Karlsruhe (Deutschland) statt. Die Teilnehmer feierten die Erfolge des Projekts und diskutierten über künftige Chancen für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung in ganz Afrika.

    Vertreter des Gesundheitswesens tauschten Erfahrungen aus erster Hand aus SophiA-Installationen aus und nannten Verbesserungen wie den zuverlässigen Zugang zu sauberem Wasser, sicherere Bedingungen für Operationen, geringere Säuglingssterblichkeit und geringere Energiekosten in Krankenhausküchen. Das Konsortium hob hervor, dass Schulungsinitiativen entscheidend für die Gewährleistung einer langfristigen Nachhaltigkeit und die Stärkung der lokalen Gemeinschaften sind.

    Die Partner befassten sich mit den Herausforderungen bei der Umsetzung und skizzierten politische Empfehlungen zur Unterstützung einer breiteren Einführung netzunabhängiger, nachhaltiger Technologien. Darüber hinaus wurden Finanzierungsmöglichkeiten und Post-Projekt-Möglichkeiten erörtert, einschließlich einer potenziellen Expansion durch Initiativen für den CO2-Markt und bevorstehende EU-Finanzierungsmöglichkeiten.

    Eine Sitzung über die nächste Generation von Fachkräften verdeutlichte die Bedeutung der Ausbildung junger Techniker und der Unterstützung von Frauen in der Branche. Auszeichnungen und Zertifikate wurden an Nachwuchsführungskräfte, Ingenieurinnen und Schulungsteilnehmerinnen verliehen, um die menschliche Leistungsfähigkeit zu würdigen, die neben der technologischen Innovation aufgebaut wurde.

    Steinbeis Europa Zentrum als Projektpartner

    Das Steinbeis Europa Zentrum spielte eine entscheidende Rolle bei der Verwertung der Projektergebnisse und dem IPR-Management. In gezielten Workshops zur Strategieentwicklung wurden die Partner auf die wirtschaftliche Nutzung der Technologien vorbereitet. Dazu gehören die Identifizierung von IP-Rechten und Verwertungsmöglichkeiten, die Entwicklung von Schutzstrategien für innovative Technologien und die Erstellung einer Verwertungsmatrix und individuelle Geschäftsmodelle. Außerdem begleitete es das Konsortium von 13 Partnern beim administrativen und finanziellen Projektmanagement.

    Blick nach vorn

    Wie SophiA abschließend feststellt, verschiebt sich der Fokus auf die Aufrechterhaltung und Ausweitung seiner Wirkung. Die Anlagen in Malawi und Uganda werden fertiggestellt, und das Konsortium sucht nach Möglichkeiten, die Arbeit des Projekts fortzusetzen, möglicherweise durch ein künftiges SophiA-II-Projekt.

    SophiA bietet ein überzeugendes Modell für die Nutzung sauberer Energie zur Stärkung der Gesundheitsinfrastruktur, zur Verbesserung der Patientenergebnisse und zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung in Afrika. Sein Vermächtnis zeigt, dass innovative, lokal angepasste Technologien in Kombination mit einer starken interkontinentalen Zusammenarbeit nachhaltige Veränderungen bewirken können.

    SophiA lief von 10/2021 – 09/2025 und umfasst 13 Partner aus Europa (Frankreich, Deutschland, Schweiz) und Afrika (Burkina Faso, Kamerun, Südafrika und Uganda): Hochschule Karlsruhe (HKA - IKKU; Projektkoordinator); OST-Fachhochschule Ostschweiz (OST - SPF); Makerere University; Institut International d'Ingénierie de l'Eau et de l'Environnement; Steinbeis Europa Zentrum; Gesundheitsministerium in Kamerun; International Institute of Refrigeration; Operieren in Afrika; Everflo; Kovco; Martin Systems GmbH; Simply Solar GbR; Raach Solar.

    SophiA gehört zu den 14 Projekten, die im CORDIS Africa-EU Collaboration Results Pack vorgestellt werden und Beispiele aus der Praxis der Afrika-EU-Partnerschaft in Aktion zeigen. Abschnitte dieses Artikels wurden aus dieser CORDIS-Publikation übernommen.

    Kontakt:
    Dr. Frederick von Netzer, Tel: +49 721 935191 52
    E-Mail: frederick.vonnetzer@steinbeis-europa.de

    Sophie von Stralendorff
    Tel: +49 721 935191 20
    E-Mail: sophie.vonstralendorff@steinbeis-europa.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Kauffeld, Hochschule Karlsruhe


    Weitere Informationen:

    https://sophia4africa.eu/ - Website
    https://www.linkedin.com/company/sophia4africa/ - LinkedIn
    https://www.youtube.com/channel/UC5ImLr_7q-qsrJy2zKi5PEA - YouTube


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Energie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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