„Leaky Pipeline“ bleibt zentrale Hürde für Exzellenz und Chancengleichheit im deutschen Wissenschaftssystem.
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat den aktuellen „Gleichstellungsmonitor Wissenschaft und Forschung“ veröffentlicht.
Es handelt sich bereits um die 29. Datenfortschreibung (2023/2024) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen, die jährlich die Situation von Frauen im deutschen Wissenschaftssystem beleuchtet und sowohl Fortschritte als auch Baustellen darstellt.
Der Gleichstellungsmonitor des Jahres 2025 bestätigt zwar den leicht positiven Trend der vergangenen Jahre: So stieg der Frauenanteil an Professuren von 28 % auf knapp 29 %. Doch der Weg zur Parität bleibt weit und es fehlt klar an Dynamik. Die ‚Leaky Pipeline‘, also der systematische Verlust von Frauen auf dem akademischen Karriereweg, besteht unverändert fort. Es braucht daher dringend einen umfassenden Kulturwandel hin zu geschlechtergerechten Strukturen, um die Entwicklung weiter in Richtung Parität voranzutreiben. Aktuell ist aber national wie international eher eine gegenteilige Entwicklung zu beobachten, dem sowohl wissenschaftlich als auch wissenschaftspolitisch entschieden entgegenzutreten ist.
„Der Gleichstellungsmonitor macht deutlich: Wir sind auf dem Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Solange uns Frauen auf ihrem Karriereweg in Wissenschaft und Forschung schrittweise verloren gehen, entgeht uns wertvolles Potenzial. Deshalb bleibt es unsere gemeinsame Aufgabe, den Kulturwandel voranzutreiben und Wissenschaft und Forschung konsequent chancengerecht zu gestalten. Wissenschaftliche Exzellenz erfordert Gleichstellung – ohne sie gefährden Bund und Länder ihre Zukunftsfähigkeit“, so der GWK-Vorsitzende und niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs anlässlich der Veröffentlichung des Gleichstellungsmonitors.
Die stellvertretende GWK-Vorsitzende und Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt, Dorothee Bär, unterstreicht: „Nach wie vor sind weniger als ein Drittel der Professorinnen- und Professorenstellen in Deutschland mit Frauen besetzt. Unser Anliegen ist eindeutig: Wir stehen für echte Gleichstellung – sowohl für Frauen in der Forschung als auch generell in unserer Gesellschaft. Deshalb setzen Bund und Länder mit dem Professorinnenprogramm 2030 ein starkes Zeichen und treiben die Gleichstellung an den Hochschulen weiter entschlossen voran. Wir müssen Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung weiter stärken – an den Universitäten, im Labor und genauso bei zukünftigen Space Missions. Denn nur wenn alle Talente zur Entfaltung kommen, ist Spitzenforschung möglich. Um diese Potenziale zu gewinnen, braucht es wirkliche Gleichstellung.“
Im Zehnjahresvergleich wird deutlich, dass sich der Anteil von Frauen von 2013 bis 2023 auf den verschiedenen Qualifikationsstufen nur minimal erhöht hat:
• Erstimmatrikulationen von 52,3 % auf 52,4 %,
• Studienabschlüsse von 52,9 % auf 53,1 %,
• Promotionen von 46,1 % auf 46,3 % und
• Habilitationen von 36,5 % auf 36,9 %.
Der Anteil der Professorinnen an Hochschulen ist im gleichen Zeitraum kontinuierlich von 21,3 % auf 28,8 % angestiegen; die Parität wäre bei diesem Tempo also erst 2054 erreicht. Eine differenzierte Betrachtung nach Besoldungsgruppen ergibt zudem: je höher die Besoldungsgruppe, desto niedriger der Anteil von Frauen. Liegt der Frauenanteil bei W1-Juniorprofessuren bundesweit bei 49,4 % – also nah an der Parität –, sinkt er bei C3/W2-Professuren auf 29,4 % und bei C4/W3-Professuren gar auf 25,0 %.
Mit Blick auf die außerhochschulischen Forschungseinrichtungen zeigt der Gleichstellungsmonitor 2025, dass der Frauenanteil an Führungspositionen bei Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft und Leibniz-Gemeinschaft ist im Vergleichszeitraum von 2014 bis 2024 insgesamt von 14,9 % auf 25,7 % gewachsen ist. Das entspricht in etwa den Wachstumsraten der professoralen Frauenanteile an Hochschulen, allerdings mit deutlichen organisationsspezifischen Unterschieden.
Die Datenfortschreibung wird seit 1989 von der GWK aufbereitet und in regelmäßigem Turnus der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Diese Berichte sind Gradmesser dessen, was erreicht wurde, und damit auch statistische Grundlage für weitere gleichstellungspolitische Maßnahmen in Deutschland. Die GWK ist die einzige Stelle im nationalen Wissenschaftssystem, die – im Zusammenwirken von Bund und Ländern – Datenmaterial zu den Frauenanteilen auf allen Qualifikationsstufen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen kontinuierlich und systematisch erfasst und in Form von regelmäßigen Datenfortschreibungen transparent darstellt. Das einzigartige Material wird durch eine Zusammenfassung ergänzt, die die zentralen Daten auf einen Blick darstellt und die Entwicklungen des Jahres kompakt einordnet.
Der Gleichstellungsmonitor Wissenschaft und Forschung liegt nun mit den Daten für den Zeitraum 2023/2024 vor und ist online als Heft 94 der „Materialien der GWK“ unter https://www.gwk-bonn.de/themen/weitere-arbeitsgebiete/chancengerechtigkeit
abrufbar. Die Zusammenfassung ist ebenfalls dort abrufbar.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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