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16.10.2025 11:44

Das Dreieck der Hybris

twa, Präsidialabteilung, Bereich Kommunikation & Marketing
Universität Regensburg

    Ein DIMAS-Forschungsprojekt an der Universität Regensburg zur Geschichte der Beziehungen zwischen der Islamischen Republik Iran, dem Irak und den Vereinigten Staaten von Amerika in den Jahren 1991 bis 2003 wird von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.

    Die Geschichte der Beziehungen zwischen der Islamischen Republik Iran, dem Irak und den Vereinigten Staaten von Amerika in den Jahren 1991 bis 2003: Damit setzen sich aktuell Professor Dr. Timothy Nunan (Professur für Transregionale Wissenskulturen) und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Dani Nassif vom Department für interdisziplinäre und multiskalare Area Studies (DIMAS) an der Universität Regensburg auf der Basis neuer Quellen auseinander. Die Fritz Thyssen Stiftung fördert nun ihr Projekt Triangle of Hubris: Iran, Iraq, and the United States, 1991-2003 für zwei Jahre mit über 190.000 Euro.

    Das Projekt baut auf der Zusammenarbeit mit verschiedenen Forschenden und Universitäten auf, die durch das UR Fellows-Programm unterstützt wurden. Kooperationen sind u. a. mit Universitäten im Irak entstanden, so mit der Catholic University in Erbil, mit der University of Baghdad und der University of Sulaimani.

    Ausgangspunkt: Der Golfkrieg 1990/91

    „Es waren turbulente Jahre, die einerseits durch die Vertreibung Saddam Husseins aus Kuwait durch eine große internationale Koalition unter Führung der Vereinigten Staaten während des Golfkriegs (1990–1991) und andererseits durch die Invasion des Irak durch die Vereinigten Staaten zusammen mit ihrer „Koalition der Willigen“ im Jahr 2003 geprägt waren“, erzählt Timothy Nunan zum zeithistorischen Hintergrund des Projektes. „Auch wenn Saddam Hussein während des Golfkriegs an der Macht blieb, wurde er durch den Irakkrieg 2003 abgesetzt, womit die Bemühungen um eine Demokratisierung des Iraks durch direkte militärische Intervention begannen.“

    Wie ordneten USA und Iran Saddam Hussein ein?

    Von 2003 bis 2004 aber initiierten die USA ein ambitioniertes Projekt namens Coalition Provisional Authority (CPA)“ mit dem Ziel, den Irak zu demokratisieren und einen pro-amerikanischen Staat aufzubauen. Doch: „Die amerikanische Vision für den Irak scheiterte schnell, da die konfessionelle Gewalt zu viele irakische Leben forderte. Auch die Islamische Republik Iran gewann bald einen beispiellosen Einfluss auf die irakische Politik, vor allem durch die Unterstützung schiitischer Milizen“, erklärt Nassif.

    Das Forschungsprojekt beschäftigt sich zentral mit der Frage, wie Washington und Teheran ihren Gegner Saddam Hussein und die Aussichten auf einen tatsächlichen Regimewechsel in den 1990ern einordnen.
    In den 1980er-Jahren führte Iran einen brutalen Krieg gegen den Irak und strebte aktiv den Sturz von Saddams Regime an, während die Vereinigten Staaten ihn unterstützten – trotz seines Einsatzes chemischer Waffen und weitverbreiteter Menschenrechtsverletzungen. Nach dem Golfkrieg änderten jedoch beide Staaten ihren Kurs.

    Die USA verhängten Sanktionen und richteten Flugverbotszonen ein, verzichteten aber auf eine offene Strategie zum Regimewechsel. Iran wiederum nahm diplomatische Beziehungen zum Irak wieder auf und reduzierte seine Unterstützung für irakische Oppositionsgruppen. Nunan und Nassif wollen verstehen, wie es zu diesen politischen Kurswechseln kam und wie Saddam den Druck beider Gegner navigierte – insbesondere, indem er sich als Verteidiger sunnitisch-arabischer Interessen inszenierte.

    Veränderte Rahmenbedingungen

    Weiterhin wollen die Forschenden untersuchen, wie die äußeren Entwicklungen, etwa die Oslo Accords (1993) und die Wahl der iranischen Reformisten (1997) sowie der Anschlag des 11. September (2001), die Beziehungen zwischen den drei Ländern beeinflusst haben. „Zusammen beleuchten diese Fragen die sich wandelnden strategischen Überlegungen Washingtons, Teherans und Bagdads und vermitteln ein tieferes Verständnis dafür, wie regionale und globale Entwicklungen ihre Beziehungen im Vorfeld des Irakkriegs 2003 neu geprägt haben“, berichtet Nunan.

    Bei den Antworten auf diese Fragen sollen neue historische Quellen helfen, die erst seit kurzem zur Verfügung stehen oder bislang selten in Verbindung gebracht wurden. „Seit Ende der 2000er Jahre haben Forscher Zugang zu den Akten der irakischen Baath-Partei“, sagt Nassif. „Die kürzlich freigegebenen irakischen Staatsakten aus dem Zeitraum von 1968 bis 2003 ermöglichen es detailreicher denn je, die Welt hinter Saddams Schreibtisch zu sehen – einschließlich seines Kampfes gegen Washington und Teheran“.

    Neue US-amerikanische Quellen

    Ergänzend hierzu ziehen die Wissenschaftler neue US-amerikanische Quellen hinzu, etwa Akten von CPA-Chef L. Paul Bremer III und aus der William J. Clinton Presidential Library. Diese Quellen sollen mit Memoiren und Tagebüchern führender iranischer und irakischer Beamter in Verbindung gebracht werden. „In ihrer Gesamtheit erlauben es die Quellen, diese neueste Geschichte zu beschreiben und einen signifikanten Beitrag zur Geschichtsschreibung des baathistischen Irak, des Irakkrieges und der internationalen Ordnung nach dem Kalten Krieg zu leisten“, betonen Nunan und Nassif.

    Das Projekt baut auf Arbeiten Timothy Nunans zum schiitischen Islamismus, zur iranischen Außenpolitik und zu seinem neuen Forschungsschwerpunkt zur internationalen Geschichte nach dem Kalten Krieg auf. Dani Nassif, gebürtiger Libanese und Arabisch-Muttersprachler, bringt seine Expertise im Bereich arabischer Geisteswissenschaften und seine Verbindungen zu irakischen Universitäten durch seine Tätigkeit für das vom DAAD geförderte Projekt „Digitales Lehren und Lernen in der Geschichtswissenschaft“ in das Forschungsvorhaben ein.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Timothy Nunan, Dr. Dani Nassif, DIMAS, Universität Regensburg
    dimas.office@ur.de


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-regensburg.de/universitaet/dimas Mehr zu DIMAS
    https://www.uni-regensburg.de/universitaet/dimas/team/prof-dr-timothy-nunan Mehr über Professor Dr. Timothy Nunan
    https://www.uni-regensburg.de/universitaet/dimas/team/dr-dani-nassif Mehr über Dr. Dani Nassif
    https://www.fritz-thyssen-stiftung.de/ Zur Fritz Thyssen Stiftung


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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