Gemeinsame Stellungnahme zahlreicher Fachverbände – darunter das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) – zur Streichung der Leistungsgruppe „Klinische Infektiologie“ im Entwurf des Krankenhausreformanpassungsgesetzes (KHAG).
Am 8. Oktober 2025 hat das Bundeskabinett den Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der Krankenhausreform (KHAG) beschlossen. In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisieren zahlreiche Fachgesellschaften und Verbände die Streichung der Leistungsgruppe „Klinische Infektiologie“ als gravierende gesundheitspolitische Fehlentscheidung. Die zentralen und wichtigen Zielsetzungen der Krankenhausreform – Qualitäts- und Effizienzsteigerung – würden damit konterkariert und die Rahmenbedingungen für den Kampf gegen Infektionskrankheiten massiv verschlechtert. Sollte es im weiteren Gesetzgebungsverfahren keine Anpassungen geben, würden Patient:innen mit schweren und komplexen Infektionskrankheiten langfristig darunter leiden, so die Fachverbände.
Infektionskrankheiten stellen eine wachsende Herausforderung dar, da der Anteil älterer und komplex erkrankter Patient:innen mit komplizierten Infektionen zunimmt, es eine steigende Zahl schwer behandelbarer Erreger durch Resistenzentwicklung gibt und das weltweit steigende Risiko großer Ausbrüche und neuer Pandemien zunimmt.
Infektiologische Fachexpertise ist medizinisch und wirtschaftlich notwendig
Zahlreiche wissenschaftliche Daten belegen, dass eine fachärztliche infektiologische Expertise die Überlebenschancen bei schweren Infektionen um bis zu 20 Prozent erhöht, Komplikationen bei den Patient:innen reduziert und dem Antibiotikaverbrauch sowie der Resistenzentwicklung entgegenwirkt. Eine Vorhaltung von spezialisierter infektiologischer Expertise ist daher für die Gesundheit von Patient:innen wichtig und zudem wirtschaftlich sinnvoll.
Die Fachgesellschaften und Verbände fordern deshalb konkret:
- Die Leistungsgruppe „Klinische Infektiologie“ muss im KHAG wieder aufgenommen werden, um Qualitätsstandards in der infektiologischen Versorgung zu gewährleisten.
- Infektiologische Leistungen müssen im Entgeltsystem in der Systematik der Fachabteilungsschlüssel und perspektivisch über OPS-Codes abgebildet werden.
Ohne diese Anpassungen am KHAG mit einer strukturellen Verankerung der Infektiologie in den Krankenhausplänen der Länder sowie im Krankenhaus- und Entgeltsystem droht der dauerhafte Verlust der Infektiologie in der klinischen Versorgung und damit ein erheblicher Qualitäts- und Effizienzverlust für die Behandlung von schwer kranken Patient:innen. Damit handelt die Bundesregierung nicht nur entgegengesetzt zum internationalen Standard, der für die Infektionsmedizin aus Qualitäts- und Kostengründen einen hohen Stellenwert vorsieht – sondern sie schwächt auch ohne Not die ursprünglichen Reformziele für mehr Qualität und Effizienz im Krankenhaussystem.
Zu den mitunterzeichnenden Fachgesellschaften und -verbänden gehören:
- Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI)
- Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
- Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI)
- Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)
- Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG)
- Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)
- Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä)
Prof. Dr. Dirk Busch
Technische Universität München
Vorstandsvorsitzender des DZIF
dirk.busch@tum.de
https://www.dzif.de/de/KHAG-gefaehrdet-infektionsmedizinische-versorgung DZIF-Meldung mit Bild
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Medizin, Politik
überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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