Ein internationales Team von Forschenden mit Beteiligung des Museums für Naturkunde Berlin, hat eine überraschende Entdeckung gemacht: Die Stachelschwanzleguane (Ctenosaura sp.) auf der mexikanischen Insel Clarion sind keine vom Menschen eingeführte Art, wie bisher angenommen wurde. Genetische Analysen zeigen, dass ihre Vorfahren bereits vor rund 425.000 Jahren – also lange vor der Ankunft des Menschen auf dem amerikanischen Kontinent – die Insel besiedelten. Dies hat signifikante Auswirkungen auf den Schutz der Tiere, die bisher als invasive Art galten und ausgerottet werden sollten.
Clarion Island ist die älteste Insel des Revillagigedo-Archipels im Pazifik, etwa 700 Kilometer vor der Westküste Mexikos. Das Eiland entstand vor etwa fünf Millionen Jahren durch vulkanische Aktivität und war nie mit dem Festland verbunden. Ähnlich wie die Galapagos- oder Hawaii-Inseln beherbergt der Archipel eine einzigartige, endemische Tier- und Pflanzenwelt.
Die neuen genetischen Untersuchungen belegen, dass sich die Clarion-Leguane vor fast einer halben Million Jahren von ihren Verwandten auf dem mexikanischen Festland trennten – weit vor der menschlichen Besiedlung Amerikas, die frühestens vor rund 26.000 Jahren begann. Damit sind die Leguane natürliche Bewohner der Insel und gelangten vermutlich auf Treibholz oder Vegetationsmatten über das Meer.
Diese Erkenntnis hat unmittelbare Auswirkungen auf den Naturschutz: Bisherige Managementpläne sahen die Ausrottung der Leguane vor, da sie als invasive, vom Menschen eingeführte Art galten. Aufgrund der neuen Forschungsergebnisse müssen die Tiere nun als Teil der einheimischen Fauna von Clarion Island betrachtet werden.
Die Geschichte der Insel verdeutlicht, wie stark menschliche Eingriffe Inselökosysteme verändern können. Seit den 1970er Jahren wurden durch die Einführung von Schafen, Schweinen und Kaninchen weite Teile der einst dichten Vegetation zerstört. Erst nach dieser Entwaldung wurden die scheuen Leguane regelmäßig beobachtet – was fälschlicherweise als Hinweis auf ihre Einführung interpretiert wurde.
„Unsere Studie zeigt, wie wichtig genetische und naturhistorische Forschung für den Naturschutz ist“, sagt Daniel G. Mulcahy vom Museum für Naturkunde Berlin. „Nur durch genaue Analysen verstehen wir, welche Arten wirklich zu einem Ökosystem gehören – und wie wir sie effektiv schützen können.“ Die Forschung unterstreicht die Bedeutung evidenzbasierter Strategien für den Schutz sensibler Inselökosysteme und liefert neue Impulse für die Erforschung der Inselbiogeographie und Biodiversität.
Mulcahy DG, Reyes-Velasco J, Vázquez-Arce DI, Cervantes-Pasqualli JA, Martínez-Gómez JE, and K de Queiroz. 2025. Anthropogenic or natural dispersal: Case of the Spiny-tailed Iguanas (Ctenosaura) on Clarion Island, Mexico. Ecology and Evolution, in press. DOI: 10.1002/ece3.72366
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch

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