Von einer "Versetzung in den Unruhestand" hatte der Rektor der Fachhochschule vor vier Jahren bei der Verabschiedung von Prof. Günther Moewes gesprochen. Jetzt ist dessen neuestes Buch erschienen: "Geld oder Leben". Obwohl es schon vor drei Jahren begonnen wurde, wirkt es wie ein Beitrag zur aktuellen Auseinandersetzung um die "Agenda 2010" und die Hartz-Gesetze. "Wie kommt es, dass die sozialen Gegensätze immer größer werden, die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer, obwohl doch die staatlichen Sozialausgaben so hoch sind wie noch nie in der Geschichte?" fragt Moewes.
Die Antwort sieht er vor allem in der Mathematik des Exponentiellen, die unserem Geld- und Wirtschaftssystem zugrunde liegt: im Zinseszins und exponentiellen Wirtschaftswachstum. "Exponentielle Kurven verlaufen zu Anfang immer horizontal und harmlos. Am Ende aber schießen sie vertikal ins Nichts und sterben irgendwann den "Sternentod". Am Ende einer solchen Spätzeit stünden wir jetzt: Nicht nur die Staatsschulden explodierten, sondern auch die Geldvolumina der Finanzmärkte, die privaten Geldvermögen der Reichen, die Gesundheits- und Versorgungskosten und die Arbeitslosigkeit. Nachlassendes Wachstum, leere Staatskassen und zusammenbrechende Sozialsysteme seien nicht die Ursache, sondern bereits die Folgen dieser Explosionen. Denn vor dem "Sternentod" komme die so genannte "Plutokratie", die Herrschaft der Milliardäre. In den USA sei dieser Zustand bereits erreicht. Das Volk habe nur noch die Wahl zwischen Clans des Geldadels.
Moewes stellt Geschichte nicht als "Kampf der Kulturen" dar, sondern als die ewigalte Auseinandersetzung zwischen Macht und Gegenmacht. Die Plutokratie sei in dieser Auseinandersetzung stets das Endstadium der großen Machtzyklen gewesen: Karthago, spätes Rom, Borgia, Absolutismus und Kolonialismus.
Zwar seien auch in Europa die Zeichen unübersehbar: Spendenskandale, Millionenabfindungen und Medienzaren. Auch hier gerate die Politik zunehmend in die Rolle des Steigbügelhalters für die Plutokraten. Gleichwohl sieht Moewes hier noch am ehesten Ansätze, die den Marsch in die Plutokratie aufhalten könnten. Eine Umkehr sei aber nur möglich, wenn der Gesamtzusammenhang zwischen Arbeit, Vermögen und Kapital völlig neu durchdacht werde. Kurzatmiges politisches Reparaturgebastel helfe nicht mehr. Es ginge auch nicht an, dass die Politik sich ihre Gesellschaftsentwürfe immer nur von der Wirtschaft vorgeben lasse.
Günther Moewes:
Geld oder Leben
318 Seiten
Signum-Verlag
ISBN 3-85436-363-X
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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