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28.10.2025 11:06

Austausch stärken, Nachwuchs fördern, Versorgung sichern

Michael Oldenburg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V.

    Mit Rekordbeteiligung setzt die Jahrestagung 2025 ein starkes Zeichen für die Zukunft

    Über 6.800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten vom 24. bis 27. Oktober 2025 die Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie – so viele wie noch nie. Das umfangreiche Wissenschafts- und Fortbildungsprogramm umfasste über 820 Abstracts und mehr als 1.400 Vorträge und Posterdiskussionen. Im Mittelpunkt standen aktuelle Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie von Blut- und Krebserkrankungen, notwendige Anpassungen an die sich wandelnde Gesellschaft sowie Herausforderungen und Chancen neuer Technologien – allen voran durch Künstliche Intelligenz (KI). Das enorme Interesse am größten Fachkongress für Hämatologie und Medizinische Onkologie im deutschsprachigen Raum zeigt: Austausch, Zusammenarbeit und positive Perspektiven sind wichtiger denn je.
     
    Erster großer Medizinkongress im Confex Köln

    Die gemeinsame Jahrestagung fand im gerade erst fertiggestellten Confex in Köln statt. Der diesjährige Kongress wurde von den Standorten Köln und Aachen gemeinsam ausgerichtet und unterstreicht die enge wissenschaftliche Zusammenarbeit beider Zentren. „Grenzüberschreitender Austausch, Innovationen und ein gutes Miteinander: Das kennzeichnet diese Region in der Mitte Europas und macht sie groß – und genau das prägt auch diese Fachtagung“, so Prof. Dr. med. Tim H. Brümmendorf, Kongresspräsident und Direktor der Klinik für Onkologie und Hämatologie an der Universität Aachen und Direktor des gemeinsamen Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) der Unikliniken Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf (CIO ABCD).
     
    Gemeinsam in und für Europa

    So stand die Eröffnungsveranstaltung ganz im Zeichen der europäischen Zusammenarbeit. „Wir leben in unsicheren, fragilen Zeiten, geprägt von internationalen Krisen und Umbrüchen, die uns alle belasten“, sagte Prof. Dr. med. Michael Hallek, Kongresspräsident und Direktor der Klinik I für Innere Medizin sowie des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) am Universitätsklinikum Köln. „Als medizinische Gemeinschaft sollten wir uns gerade jetzt unserer Verantwortung bewusst sein und uns darum bemühen, Hoffnung zu stiften und Orientierung zu geben. In einer Zeit, wo politische Konflikte Ängste schüren, sind wir als Menschen und als Berufsstand aufgefordert, Haltung zu zeigen.“
     
    Konzept für eine interdisziplinäre, sektorenübergreifende Versorgung

    Prof. Dr. med. Andreas Hochhaus, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Jena, lenkte das Augenmerk auf die immer noch bestehenden Unterschiede in der Versorgung – sei es zwischen Stadt und Land oder auch Ost- und Westdeutschland: „Unter dem Motto ‚Gleiche Chancen für alle‘ sollten wir bei jeder Entwicklung von hochspezialisierten medizinischen Zentren die Grundversorgung der gesamten Bevölkerung im Blick behalten. Die gemeinsame Jahrestagung bietet eine gute Gelegenheit, die onkologischen Versorgungssysteme der drei beteiligten Länder im Rahmen eines Erfahrungsaustauschs zu vergleichen.“ Nach der ins Stocken geratenen und aufgeweichten Krankenhausreform brauche es alternative Konzepte für eine bezahlbare und gleichzeitig stets optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten.
     
    Prof. Hallek ergänzte zu dem Thema: „Es wird um die Reduktion der Kosten im Gesundheitswesen gerungen, und da spielt die Onkologie eine große Rolle. Vor allem metastasierte Erkrankungen werden zunehmend mit systemisch wirkenden, molekularen Therapien behandelt. Um hierfür eine optimale Qualität für die Patienten zu liefern und gleichzeitig die Kosten und Strukturen im Griff zu behalten, schlägt die DGHO ein Konzept für eine interdisziplinäre, sektorenübergreifende Versorgung vor.“ Dafür sei unter anderem eine vollständige Digitalisierung aller Behandlungsdaten notwendig.
     
    Künstliche Intelligenz sollte bürokratische Aufgaben verringern

    Welche Chancen und Risiken bietet der Einsatz von KI? Das Thema, das derzeit sämtliche Gesellschaftsbereiche und Branchen bewegt, stand natürlich auch bei der Jahrestagung oben auf der Agenda. Künstliche Intelligenz werde die Patientenversorgung verändern, aber vor allem eine Hilfestellung für Ärztinnen und Ärzte sein und diese nicht ersetzen, so der Tenor. Es müsse jetzt darum gehen, gute, validierte und sichere Assistenzsysteme zu entwickeln, resümierte Prof. Brümmendorf. „KI sollte Routineaufgaben übernehmen, damit Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für die Betreuung der Patientinnen und Patienten haben können. Dokumentationspflichten, Registrierungsaufgaben – Dinge, die man gut mit KI-Unterstützung verschlanken kann“, ergänzte Prof. Hochhaus. Zuerst müssten jedoch die digitale Infrastruktur vorangetrieben und Bürokratie abgebaut werden.
     
    Hämatologische und onkologische Therapien auf Annäherungskurs

    Modalitäten aus der Hämatologie halten zunehmend Einzug in die Therapie der soliden Tumoren. Bispezifische Antikörper erzielen etwa in der Zweitlinienbehandlung des kleinzelligen Lungenkarzinoms eine deutliche Verbesserung. Das wurde auf der Jahrestagung deutlich. Insbesondere bezüglich der mit neuen Substanzklassen auftretenden spezifischen Nebenwirkungen sollte auf die Erfahrungen aus der Hämatologie zurückgegriffen werden. Prim. Prof. Dr. med. Ewald Wöll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) und Ärztlicher Direktor/Ärztlicher Leiter Innere Medizin des Krankenhauses St. Vinzenz in Zams, betonte: „Unsere Jahrestagung bildet den zeitlichen Schlusspunkt der großen internationalen Kongresse. Ich sehe dies als hervorragende Möglichkeit, die Ergebnisse, die wir relativ frisch erfahren haben, hier in Perspektive zu setzen und zu besprechen, sie in unsere Algorithmen einzubauen und möglicherweise die Pitfalls der Studien zu sehen.“ Highlights der Jahrestagung seien die vielen Register- und Real-World-Daten. „Das ist der Realitätscheck, der hinter den Phase-III-Studien steht“, so Prof. Wöll. In Österreich sei überdies durch die OeGHO das Österreichische Onkologieforum gegründet worden, um genau diesen Realitätscheck regelmäßig vorzunehmen, gesundheitspolitische Versorgungstrukturen zu prüfen sowie Zugang zu Innovationen zu ebnen.
     
    Großes Interesse am Studierendentag

    Mit den Fortschritten in der Therapie von Krebserkrankungen und dem parallel verlaufenden demografischen Wandel wächst auch die Zahl der zu versorgenden Krebserkrankten. Entsprechend steigt der Bedarf an Onkologinnen und Onkologen sowie Hämatologinnen und Hämatologen, die jetzt ausgebildet werden müssen. „Eine Verkürzung der internistischen Basisweiterbildung von drei auf zwei Jahre ist keine Lösung und wird auch vom Arbeitskreis Junge DGHO abgelehnt“, konstatierte Prof. Dr. med. Martin Bentz, Mitglied im Vorstand der DGHO.
     
    Hochmotivierte junge Menschen seien vom Fachbereich Hämatologie und Onkologie begeistert, führte Prof. Brümmendorf aus. „Nah an Menschen dran sein und diese über eine lange Zeit begleiten – in Kombination mit einem hochinnovativen Fach, das alle Verfahren der molekular zielgerichteten Therapien und Immuntherapien beinhaltet: Das ist es offensichtlich, was junge Menschen anspricht.“
     
    Preise und Ehrenmitgliedschaften

    Im Sinne der Nachwuchsförderung vergab die DGHO in diesem Jahr wieder den Artur-Pappenheim-Preis, den Vincenz-Czerny-Preis und den Doktoranden-Förderpreis. Zum ersten Mal reihte sich hier der Irene-Boll-Preis ein. Die OeGHO verlieh erneut den Wilhelm-Türk- und den Wolfgang-Denk-Preis.
     
    Artur-Pappenheim-Preis 2025 (DGHO)

    Gebiet: Klinische, experimentelle oder theoretische Fragen der Hämatologie
    Dotierung: 7.500 Euro
    ·       Preisträger: Priv.-Doz. Dr. med. Othman Al-Sawaf, Köln
    ·       Originaltitel der Arbeit: „Translationale Therapieoptimierung der chronischen lymphatischen Leukämie und Richter Transformation“
     
    Vincenz-Czerny-Preis 2025 (DGHO)

    Gebiet: Klinische, experimentelle oder theoretische Fragen der Onkologie
    Dotierung: 7.500 Euro
    ·       Preisträger: Dr. rer. nat. Lukas Braun, Freiburg
    ·       Originaltitel der Arbeit: „Adiponectin reduces immune checkpoint inhibitor-induced inflammation without blocking anti-tumor immunity“
     
    Irene-Boll-Preis 2025 (DGHO)

    Gebiet: Hämatologischer oder onkologischer Kontext, der sich mit Barrieren und Ungleichheiten befasst (sexuelle Identität, ethnische Zugehörigkeit, körperliche Beeinträchtigungen, geografische Lage oder sozio-ökonomische Verhältnisse)
    Dotierung: 7.500 Euro
    ·       Preisträgerin: Dr. Alinda Reimer, Köln
    ·       Titel der Arbeit: „Lebensbedrohung im Kontext der allogenen Stammzelltransplantation: multiperspektivische Mixed-Methods-Forschung zur Entwicklung eines palliativ-supportiven Schulungskonzepts für hämatoonkologische Behandlungsteams“
     
    Doktoranden-Förderpreis 2025 (DGHO)

    Gebiet: Studienarbeiten, die sich mit klinischen, experimentellen oder theoretischen Fragen der Hämatologie und Onkologie befassen
    Dotierung: 3.500 Euro
    ·       Preisträger: Dr. med. Jia Xiang Jin, Heidelberg
    ·       Originaltitel der Arbeit: „Investigation of the SMARCB1 regulatory pathway regarding its role in maintaining stem cell and tumor characteristics, its potential as a biomarker, and its suitability as a target for personalized therapy in patients with Epithelioid Sarcoma (EpS)“
     
    Wilhelm-Türk-Preis (OeGHO)

    Gebiet: Klinische Hämatologie
    Dotierung: 5.000 Euro
    ·       Preisträger: Cornelia Englisch, Wien
    ·       Originaltitel der Arbeit: „The Vienna CATScore for predicting cancer-associated venous thromboembolism: an external validation across multiple time points“
     
    Wolfgang-Denk-Preis (OeGHO)

    Gebiet: Klinische Onkologie
    Dotierung: 5.000 Euro
    ·       Preisträger: Dr. Philipp Melhorn, Wien
    ·       Originaltitel der Arbeit: „Methylation profiles differ according to clinical characteristics in well-differentiated neuroendocrine tumors of the lung“
     
    Vier Ehrenmitglieder 2025

    Die DGHO und die OeGHO nutzten die Jahrestagung auch 2025, um herausragende Persönlichkeiten und Koryphäen für ihr fachliches Engagement sowie für ihr wissenschaftliches und ärztliches Lebenswerk zu ehren.
     
    ·       Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Mit der Ehrenmitgliedschaft würdigt die DGHO den Beitrag von Prof. Hecken in der vertrauensvollen Zusammenarbeit, u. a. im Rahmen der frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln, aber auch vielen weiteren Inhalten der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen.
     
    ·       Prof. Dr. Elizabeth Macintyre, Leiterin des Hematology Laboratory am Hôpital Necker-Enfants Malades in Paris. Mit der DGHO-Ehrenmitgliedschaft wird Macintyre für ihr europäisches Engagement, ihre wissenschaftliche Arbeit im Bereich der lymphoblastischen T-Zell-Lymphome und Leukämien sowie der Quantifizierung der Minimalen Resterkrankung (MRD), sowie für die Förderung der Kooperation zwischen der DGHO und der European Hematology Association (EHA) ausgezeichnet.
     
    ·       Prof. Dr. med. Bernhard Wörmann, Charité Universitätsmedizin Berlin und medizinischer Leiter der DGHO. Mit der DGHO Ehrenmitgliedschaft wird der unermüdliche Einsatz von Prof. Wörmann für die Fachgesellschaft, ihre Mitglieder und die Patientinnen und Patienten gewürdigt. Dazu gehören insbesondere die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem G-BA, dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und anderen Institutionen des Gesundheitswesens. Zu seinen außerordentlichen Leistungen gehört die Koordination des Leitlinienportals Onkopedia.
     
    ·       Für sein Lebenswerk erhielt Prof. Dr. Christoph Zielinski die Ehrenmitgliedschaft der OeGHO. Er ist seit 1992 Professor für Innere Medizin und klinische Immunologie, zudem seit ihrer Gründung im Jahr 1999 Präsident der Central European Cooperative Oncology Group (CECOG). 1998 gründete er außerdem die Patienteninitiative „Leben mit Krebs“ zur Enttabuisierung von Krebserkrankungen in der Öffentlichkeit. In den Jahren 2016 bis 2024 war Prof. Zielinski Editor-in Chief von ESMO Open, des Journals der European Society for Medical Oncology (ESMO). Seit Juni 2025 ist er Chairperson des Editorial Boards von BMJ Connections Oncology.
     
    Nach der Jahrestagung ist vor der Jahrestagung

    2026 findet die Jahrestagung von DGHO, OeGHO, SGMO und SGH vom 9. bis 12. Oktober in Wien statt. Die Kongresspräsidentschaft werden Prof. Dr. med. Dominik Wolf (Innsbruck) und Prof. Dr. med. Maike de Wit (Berlin) gemeinschaftlich übernehmen.
     
    Ausführliche Informationen unter: https://www.jahrestagung-haematologie-onkologie.com/


    Weitere Informationen:

    https://www.jahrestagung-haematologie-onkologie.com/ - Kongress-Website


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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