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28.10.2025 14:20

Studie belegt Nutzen neuer Aufgabenverteilung in der ambulanten Demenzversorgung

Katrin Kleedehn Pressearbeit
Universität Greifswald

    Greifswalder Publikation in der Fachzeitschrift Alzheimer‘s & Dementia

    Mehr Verantwortung für Pflegekräfte verbessert die Versorgung von Menschen mit Demenz. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie, genannt InDePendent. Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) führte unter Leitung von Prof. Wolfgang Hoffmann, gleichzeitig geschäftsführender Direktor des Greifswalder Instituts für Community Medicine, das deutschlandweite Projekt durch.

    Für das Forschungsteam steht fest: Übernehmen Pflegefachpersonen in genau definierten Bereichen ärztliche Aufgaben, hat das einen Nutzen für die Betroffenen, aber auch für das Versorgungssystem insgesamt. Die Ergebnisse wurden nun in der renommierten Fachzeitschrift Alzheimer‘s & Dementia vorgestellt.

    „Bei der Versorgung von Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld treten die Schwächen unseres Versorgungssystems besonders deutlich zutage“, meint Prof. Wolfgang Hoffmann. So zähle Demenz zu den größten Herausforderungen einer alternden Gesellschaft. Doch viele Betroffene erhalten keine auf sie zugeschnittene Versorgung – oft mit gravierenden Folgen für Lebensqualität, Autonomie und Teilhabe. „Deshalb wurde das Dementia Care Management entwickelt, um sektorübergreifend und interprofessionell die individuellen Versorgungsbedarfe von Menschen mit Demenz zu erkennen und möglichst umfassend zu erfüllen.“ Die Dementia Care Manager koordinieren medizinische, pflegerische und soziale Leistungen.

    In dem Projekt InDePendent (Interprofessionelle Demenzversorgung: Aufgabenneuverteilung zwischen Ärzten und qualifizierten Pflegefachpersonen in der häuslichen Versorgung) wurden über 400 Menschen mit Demenz in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hessen begleitet. Eine Hälfte erhielt eine zusätzliche, individuell zugeschnittene Betreuung durch die speziell qualifizierten Pflegefachpersonen mit erweiterten Aufgaben. „Diese Pflegefachpersonen hatten nicht nur eine höhere Eigenverantwortung, sondern verfolgten auch eine kooperative Arbeitsteilung mit den jeweiligen behandelnden Haus- und Fachärzten“, wie Hoffmann erklärt.
    Die Ergebnisse sprechen für sich: „Erstmals konnte nachgewiesen werden, dass durch die Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten auf Pflegefachpersonen unerfüllte Versorgungsbedarfe der Menschen mit Demenz im Vergleich zur üblichen Versorgung reduziert und die Lebensqualität der Betroffenen spürbar verbessert werden konnten“. So hatten die Betroffenen, die durch das zusätzlich qualifizierte Personal in der häuslichen Umgebung für sechs Monate betreut und versorgt wurden, 74 Prozent weniger unerfüllte Bedürfnisse. Neben der Kosteneffektivität sei besonders bedeutend, dass für die pflegenden Angehörigen keine zusätzlichen Belastungen aufkommen. Die Projektergebnisse wurden nun im Fachjournal Alzheimer‘s & Dementia veröffentlicht.

    „Diese Studienergebnisse spielen eine wesentliche Rolle für die Gesundheitsversorgung in Deutschland“, betont Prof. Karlhans Endlich, Wissenschaftlicher Vorstand der Unimedizin Greifswald. Derzeit leben etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland. Die Erkrankung könne man aktuell nicht heilen, doch das Fortschreiten führe zu einem hohen Versorgungsbedarf, dessen Komplexität das Gesundheitssystem nicht umfassend erfüllen kann. „Umso wichtiger ist eine Versorgungsforschung, die nah an den Bedürfnissen der Betroffenen ist und neue Modelle zur Verbesserung der Lebens- und Versorgungssituation entwickelt“, so Endlich. Erstmals konnte eine Studie so eindeutig zeigen, dass eine Aufgabenneuverteilung zwischen Ärzten und Pflegefachpersonen einen erheblichen Mehrwert für betroffene Patienten hat.

    Wolfgang Hoffmann ergänzt: „Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen das Potenzial innovativer Versorgungskonzepte“. Nun gelte es, diese evidenzbasierten Ansätze mutiger und konsequenter in die Regelversorgung zu überführen. Dafür sei es erforderlich, bestehende politische und administrative Hürden gezielt abzubauen, so Hoffmann. „Es liegt in der Verantwortung der Gesundheitspolitik, die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete strukturelle Veränderungen zu übersetzen und damit die Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems aktiv zu gestalten.“

    Universitätsmedizin Greifswald
    Katrin Kleedehn
    Wissenschaftsredakteurin
    Stabsstelle Kommunikation und Marketing
    Tel: +49 3834 86 – 6521
    katrin.kleedehn@med.uni-greifswald.de
    www.medizin.uni-greifswald.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Wolfgang Hoffmann | Prof. Dr. med. MPH

    +49 (0)3834 86 77 51
    wolfgang.hoffmann@uni-greifswald.de


    Originalpublikation:

    Efficacy and cost-effectiveness of extended nursing roles in dementia care: Results of the cluster-randomized trial InDePendent
    First published: 27 October 2025
    https://doi.org/10.1002/alz.70727

    https://alz-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/alz.70727


    Bilder

    Dementia Care Manager beim Hausbesuch
    Dementia Care Manager beim Hausbesuch
    Quelle: Foto: DZNE/Kurda
    Copyright: Foto: DZNE/Kurda


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Dementia Care Manager beim Hausbesuch


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