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22.09.2004 12:56

Erstes europäisches Forschungsinstitut für interdisziplinäre Gedächtnisforschung wird eröffnet

Sabine Rehorst Pressestelle
Kulturwissenschaftliches Institut

    Das Center for Interdisciplinary Memory Research (CMR) am Kulturwissenschaftlichen Institut, Essen unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Harald Welzer wird am 30. September um 18 Uhr feierlich eröffnet.
    Den Festvortrag hält der Heidelberger Kultur- und Religionswissenschaftler Prof. Dr. Jan Assmann

    Gedächtnisforschung hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten als zentrales interdisziplinäres Untersuchungsfeld in der Schnittstelle von Natur- und Kulturwissenschaften etabliert. Ihre Themen und Befunde haben die interne Fachdiskussion längst verlassen und werden in der Öffentlichkeit breit diskutiert. Diese anhaltende Konjunktur resultiert in den kulturwissenschaftlichen Disziplinen aus der Veränderungsdynamik moderner Gesellschaften, die kontinuierliche Selbstvergewisserungen und Bezugnahmen auf Erinnerungen und Vergangenheiten notwendig macht. In den Neurowissenschaften war es besonders die Entwicklung der bildgebenden Verfahren, die die Erkenntnisbildung in der Gedächtnisforschung enorm beschleunigt hat. Diese Entwicklung hat zur Abkehr von topologischen Speichermodellen des Gehirns, zur Differenzierung von Gedächtnissystemen und zur Dynamisierung und Flexibilisierung der Modellvorstellungen vom menschlichen Gedächtnis geführt. Gerade diese Fortschritte haben zugleich die Begrenztheit disziplinärer Zugänge aufgezeigt.

    Die Notwendigkeit einer interdisziplinären Gedächtnisforschung ergibt sich aber nicht nur aus wissenschaftlichen Gesichtspunkten heraus, sondern erweist sich auch immer deutlicher als gesellschaftliches Erfordernis: Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden demographischen Entwicklung zu einer völlig anderen Altersschichtung in den kommenden Jahrzehnten werden gedächtniskorrelierte Problemlagen (z.B. Altersdemenz, Alzheimer) deutlich zunehmen. Nicht nur unter medizinischen, sondern auch unter soziologischen und volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten wird die veränderte Demographie dringenden Handlungsbedarf zeitigen.

    All diesen Entwicklungen trägt die Einrichtung des Center for Interdisciplinary Memory Research Rechnung, das sich den skizzierten Fragen in interdisziplinärer Forschungsarbeit widmet. Es befasst sich etwa mit Grundlagenforschung zur Entstehung des menschlichen Gedächtnisses, mit der intergenerationellen Weitergabe von Erinnerungen, mit den Langzeitfolgen kollektiver Gewalterfahrungen oder mit der Entwicklung interdisziplinärer Methodologien. Das CMR ist am Kulturwissenschaftlichen Institut, Essen angesiedelt, mit dem es hinsichtlich des Forschungsprogramms, bei der Einladung von Gastwissenschaftlern und der Durchführung von internationalen Workshops und Konferenzen eng kooperiert. Das CMR ist mit seiner internationalen und interdisziplinären Ausrichtung ein für die Kulturwissenschaften wegweisendes Exzellenzzentrum grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung.

    Dem internationalen Beirat des CMR gehören an:

    Prof. Dr. Aleida Assmann (Universität Konstanz)
    Prof. Dr. Norbert Frei (Universität Bochum)
    Prof. Dr. Hans-J. Markowitsch (Universität Bielefeld)
    Prof. Dr. Katherine Nelson (City University New York)
    Prof. Dr. Bradd Shore (International University Bremen)
    Prof. Dr. Ursula Staudinger (International University Bremen)
    Prof. Dr. Endel Tulving (University of Toronto)
    Prof. Dr. James E. Young (University of Massachusetts)

    Programm der Eröffnungsveranstaltung am 30. September:

    Begrüßung: Prof. Dr. Jörn Rüsen (Kulturwissenschaftliches Institut, Essen)
    Einführung: Prof. Dr. Harald Welzer (Kulturwissenschaftliches Institut, Essen/CMR)
    Festvortrag: Prof. Dr. Jan Assmann (Universität Heidelberg)
    Ausstellungseröffnung: Moderato Cantabile. Ein Projekt von Siegrun Appelt (Wien)
    Diavortrag: Harry Walter: Eichmann, Fleischmann, Neckermann. Ein Beitrag zur möblierten Erinnerung

    Veranstaltungsort:
    Kulturwissenschaftliches Institut, Essen, Goethestr. 31, 45128 Essen

    Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kwi-nrw.de oder unter der Telefonnummer 0201/7204-160.


    Weitere Informationen:

    http://www.kwi-nrw.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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