idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.10.2025 08:00

Batterie der Zukunft: Festkörperchemie für Hochenergiebatterien

Markus Forytta Unternehmenskommunikation
Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS

    Neue Forschungsansätze für ultraleichte Lithium-Schwefel-
    Batterien

    Schwefel-Batterien gelten als aussichtsreiche
    Alternative zu etablierten Lithium-Ionen-Systemen. Um bestehende
    technologische Hürden dieser Zellchemie zu überwinden, erforscht das
    Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS gemeinsam mit
    Partnern eine neue Zellarchitektur mit reduziertem Elektrolytanteil und
    angepasster Festkörperchemie. Ziel ist es, praxisrelevante Zellkonzepte zu
    entwickeln, die hohe Energiedichten mit verbesserter Zyklenstabilität und
    gesteigerter Sicherheit kombinieren. Die Projekte »AnSiLiS«, gefördert durch
    das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR),
    und »TALISSMAN«, finanziert über das Horizon-Europe-Programm der EU,
    bilden den strukturellen Rahmen für diese Forschung. Ziel ist eine Festkörper-
    Lithium-Schwefel-Zelle, die bei vergleichbarem Energieinhalt deutlich leichter
    ausfällt als bisherige Batterien.

    Aktuelle Lithium-Schwefel-Zellen erreichen nur begrenzte Zyklenzahlen, da der
    verwendete flüssige Elektrolyt die Bildung löslicher Polysulfide begünstigt. Diese
    Nebenprodukte führen zu unerwünschten Materialverlusten und beschleunigtem
    Abbau der Zyklenstabilität. Die Forschungsarbeiten am Fraunhofer IWS verfolgen
    deshalb ein alternatives Konzept: Die direkte Umwandlung von Schwefel zu festem
    Lithiumsulfid in einem weitgehend festen Zellkonzept, ganz ohne flüssigen
    Elektrolyten. Erste Laborergebnisse deuten darauf hin, dass mit dieser Architektur in
    Zukunft eine spezifische Energiedichte von über 600 Wattstunden pro Kilogramm bei
    stabilen Zykleneigenschaften technisch erreichbar ist. Damit würden die Zellen mehr als
    doppelt so viel Energie pro Kilogramm speichern als die etablierten Lithium-Ionen-
    Batterien.

    AnSiLiS: Materialentwicklung, Simulation und Zellintegration
    Im Projekt AnSiLiS steht die Entwicklung einer Schwefel-Kohlenstoff-Kompositkathode
    im Mittelpunkt. Diese soll in Kombination mit einer dünnen Lithium-Metall-Anode und
    einem hybriden Elektrolytsystem in minimaler Menge untersucht werden. Die TU
    Dresden und die Universität Jena erforschen die elektrochemischen Wechselwirkungen zwischen Elektrolyt und Aktivmaterial. Das Helmholtz-Zentrum Berlin bringt seine
    Expertise in der Operando-Analytik und 3D-Tomographie ein. Molekulardynamische
    Simulationen begleiten die Zellentwicklung, um Stabilität und Kompatibilität der
    Komponenten auf verschiedenen Skalen präzise bewerten zu können.

    TALISSMAN: Skalierung und industrielle Validierung
    Das EU-Projekt TALISSMAN ergänzt diese Arbeiten um die Aspekte der industriellen
    Skalierung und Anwendungsvalidierung. Koordiniert vom baskischen Institut CIDETEC
    entwickeln neun Partner aus Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland zwei
    Zellgenerationen für den Einsatz in elektrischen Mobilitätslösungen. Sie wollen
    Energiedichten bis zu 550 Wattstunden pro Kilogramm realisieren und nicht brennbare
    Quasi-Festelektrolyte integrieren. Zusätzliches Ziel ist es, die Herstellungskosten auf
    unter 75 Euro pro Kilowattstunde zu senken. Die Zellarchitektur soll mit bestehenden
    Produktionslinien für Lithium-Ionen-Batterien kompatibel bleiben.

    Integration innovativer Werkstoffe und Prozesse in prototypische
    Batteriezellen
    In den Projekten AnSiLiS und TALISSMAN übernimmt das Fraunhofer IWS die Rolle des
    systemintegrierenden Entwicklungspartners. Chemisches Grundverständnis,
    Werkstoffwissen, verfahrenstechnische Erfahrung und eine anwendungsnahe
    Pilotfertigung greifen dabei nahtlos ineinander.
    Die Forschungsarbeit beginnt mit der gezielten Formulierung von Pulvern, Pasten und
    Trockenmischungen für unterschiedliche Elektrodenherstellungsverfahren. Eine
    Schlüsselrolle übernimmt das DRYtraec®-Verfahren des Fraunhofer IWS. Diese
    Trockenbeschichtung arbeitet lösungsmittelfrei und verpresst die Materialien zu
    stabilen Filmen. Der energieintensive Trocknungsschritt entfällt vollständig. Der Prozess
    senkt den Energiebedarf um bis zu 30 Prozent, reduziert CO2-Emissionen deutlich und
    lässt sich im Rolle-zu-Rolle-Verfahren auf industrielle Breiten skalieren. DRYtraec® eignet
    sich damit ideal für die Überführung innovativer Materialien in die Massenfertigung.

    Die einzelnen Fertigungsschritte erfolgen im Avanced Battery Technology Center
    (ABTC) des Dresdner Instituts. Dieses verfügt über eine hochflexible Linie für die
    Elektrodenherstellung mit klassischer Pastenbeschichtung oder DRYtraec®,
    laserbasiertem Schneiden unter Trockenluft, Mehrlagen-Stapeln, thermischem
    Versiegeln sowie Formierung und zyklischer Alterung. In Kombination mit Analytik und
    Prozesssimulation entsteht ein durchgängiger Entwicklungsprozess aus einer Hand. Das
    Fraunhofer IWS liefert somit nicht nur Laborergebnisse, sondern anwendungsnahe
    Demonstratoren. Die Zellen werden umfassend elektrochemisch charakterisiert.
    Industriepartner aus Luftfahrt, Drohnentechnologie und Elektromobilität profitieren von
    geringem Entwicklungsrisiko, beschleunigtem Technologietransfer und einer
    wirtschaftlich tragfähigen Zellfertigung. Energiedichten über 600 Wattstunden pro Kilogramm und spezifische Kosten unter 75 Euro pro Kilowattstunde rücken in
    greifbare Nähe.

    Anwendungsfelder im Fokus
    Luftfahrt, unbemannte Flugsysteme und tragbare Energiespeicher stellen hohe
    Anforderungen an das Verhältnis von Gewicht zu Leistung. Die im Rahmen von AnSiLiS
    und TALISSMAN verfolgten Zellkonzepte adressieren gezielt diese Szenarien. Das
    Zusammenspiel aus optimierter Materialwahl, analytischer Tiefenschärfe und
    prozessnaher Entwicklung soll Lithium-Schwefel-Batterien künftig dort den Einsatz
    zulassen, wo konventionelle Technologien an Grenzen stoßen. Funktionsfähige
    Prototypen sollen die angestrebten Resultate in den nächsten Jahren validieren.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. rer. nat. Holger Althues
    Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS
    Telefon +49 351 83391- 3476
    Winterbergstraße 28
    01277 Dresden
    www.iws.fraunhofer.de
    holger.althues@iws.fraunhofer.de


    Weitere Informationen:

    https://www.iws.fraunhofer.de/de/newsundmedien/presseinformationen/2025/pressein...


    Bilder

    Batterie der Zukunft: Am Fraunhofer IWS entstehen neue Lithium-Schwefel-Zellkonzepte mit reduziertem Elektrolytanteil. Tests im Labor sollen den Weg zu leichteren, energieeffizienten und sicheren Festkörperbatterien ebnen.
    Batterie der Zukunft: Am Fraunhofer IWS entstehen neue Lithium-Schwefel-Zellkonzepte mit reduziertem ...
    Quelle: Martin Förster
    Copyright: © Martin Förster/Fraunhofer IWS

    Fraunhofer IWS entwickelt im Projekt AnSiLiS hochenergetische Lithium-Schwefel-Zellen mit Festkörperelektrolyten und einem skalierbaren Zell-Design für künftige Mobilitätsanwendungen.
    Fraunhofer IWS entwickelt im Projekt AnSiLiS hochenergetische Lithium-Schwefel-Zellen mit Festkörper ...

    Copyright: © Fraunhofer IWS/generated by AI


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie, Energie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Batterie der Zukunft: Am Fraunhofer IWS entstehen neue Lithium-Schwefel-Zellkonzepte mit reduziertem Elektrolytanteil. Tests im Labor sollen den Weg zu leichteren, energieeffizienten und sicheren Festkörperbatterien ebnen.


    Zum Download

    x

    Fraunhofer IWS entwickelt im Projekt AnSiLiS hochenergetische Lithium-Schwefel-Zellen mit Festkörperelektrolyten und einem skalierbaren Zell-Design für künftige Mobilitätsanwendungen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).