idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.11.2025 08:00

DRYplatform eröffnet: Batterieforschung bekommt Leuchtturm-Infrastruktur

Markus Forytta Unternehmenskommunikation
Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS

    Fraunhofer IWS eröffnet Partnern den Weg von der Idee zur industrierelevanten Batteriezelle

    Das Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS hat am 3. November 2025 im Rahmen des Dry Coating Forums die Technologieplattform »DRYplatform« offiziell eröffnet. Geladene Gäste begleiteten die feierliche Zeremonie mit einer symbolischen Banddurchtrennung. Bereits zuvor hatten knapp 200 Fachleute beim Forum über Potenziale und industrielle Perspektiven der Trockenbeschichtung für die Batterieproduktion diskutiert – rund 80 Prozent davon aus Unternehmen. Die neu geschaffene Forschungsumgebung gilt als Leuchtturmprojekt des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR), das den Aufbau mit 3,7 Millionen Euro förderte.

    DRYtraec® ersetzt die klassische Nassbeschichtung von Batterieelektroden. Das am Fraunhofer IWS entwickelte Trockenbeschichtungsverfahren arbeitet lösemittelfrei, eliminiert energieintensive Trocknungsschritte und senkt sowohl Kosten als auch Umweltbelastungen. Dieser Prozess bildet den Kern der DRYplatform.
    Die Infrastrukturmaßnahme erweitert das Verfahren zu einem Gesamtsystem. Dazu gehören ein flexibles Trockenluft-Multiraumkonzept, das extreme Feuchtigkeitskontrolle erlaubt, verschiedene Hochintensiv- und Extrusionsmischer für die Pulveraufbereitung, eine vernetzte Analytik sowie ergänzende Anlagen für Zelltests, Nachverdichtung und Elektrodenkonfektionierung. Inline- und Offline-Daten aus allen Modulen fließen in eine gemeinsame digitale Infrastruktur. Dadurch lassen sich Material-Prozess-Eigenschaftsbeziehungen präzise erfassen und in kurzer Zeit skalieren. Institutsleiter Prof. Christoph Leyens ordnete die Bedeutung ein: »DRYplatform beschleunigt den Transfer aus der Wissenschaft in die Industrie erheblich. Wir setzen damit ein sichtbares Zeichen für die Batterieforschung in Deutschland und geben unseren Partnern eine Forschungsumgebung an die Hand, die in dieser Form weltweit einzigartig ist.«

    Interdisziplinäre Leistung trotzt Widerständen
    Der Aufbau der Plattform stellte das Fraunhofer IWS vor große Herausforderungen. Das Team realisierte über 40 Einzelbeschaffungen und Installationen, obwohl Lieferkettenengpässe, Pandemie-Nachwirkungen und steigende Energiekosten den Prozess erschwerten. Die ursprüngliche Planung einzelner Trockenluftkabinen wandelte das Institut in ein Multiraumkonzept um, das heute den flexiblen Betrieb von normaler Umgebungsluft bis zu extrem niedrigen Taupunkten ermöglicht. So senkt die Anlage Betriebskosten und erlaubt gleichzeitig die Verarbeitung hochsensibler Materialien.
    Chemiker, Verfahrenstechniker, Maschinenbauer, Konstrukteure, Designer und interne Serviceeinheiten arbeiteten eng zusammen, um die Plattform aufzubauen. Dr. Benjamin Schumm, Abteilungsleiter Partikeltechnik, würdigte die Teamleistung: »Wir haben Materialentwicklung, Anlagentechnik und Prozessanalytik systematisch verzahnt. Das erlaubt uns, Partnern schnell und verlässlich Antworten auf komplexe Fragestellungen zu geben – ein Alleinstellungsmerkmal, das wir nur durch die Vielfalt der Kompetenzen am Fraunhofer IWS erreichen.«

    Forschung und Entwicklung entlang der Wertschöpfungskette
    DRYplatform richtet sich an Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Materialentwicklung bis zur Zellproduktion und deren industrieller Anwendung. Aktivmaterial- und Binderhersteller beispielsweise können ihre Produkte realistisch prüfen, Maschinenbauer neue Anlagen integrieren und optimieren, Zellproduzenten die elektrochemische Leistungsfähigkeit testen. Anwender aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie gewinnen belastbare Grundlagen für künftige Produkte. Der Zugang zu den Möglichkeiten der Forschungsinfrastruktur steht Unternehmen im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zur Verfügung.

    Bedeutung für den Standort Deutschland
    Die Elektromobilität verändert Wertschöpfungsketten weltweit. Innovationen wie die Trockenbeschichtung eröffnen die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern. DRYplatform stärkt nicht nur die Forschung, sondern auch den Maschinen- und Anlagenbau sowie Zellhersteller, die frühzeitig auf Zukunftstechnologien setzen. So bleibt Know-how im Land und muss nicht teuer importiert werden. Gleichzeitig schafft die Plattform gesellschaftlichen Mehrwert, indem sie öffentlich geförderte Investitionen direkt für den Transfer in industrielle Anwendungen bereitstellt.

    Blick in die Zukunft
    DRYplatform ermöglicht es, Konzepte vom wissenschaftlichen Ansatz bis zur industrienahen Demonstration auf Basis der DRYtraec-Trockenbeschichtung zu entwickeln. Für die großskalige Umsetzung arbeitet das Fraunhofer IWS eng mit Industriepartnern oder der Fraunhofer‑Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB zusammen, die Ende des Jahres 2025 eine Pilotanlage mit DRYtraec-Technologie in Betrieb nehmen wird. So entsteht ein nahtloser Übergang von Grundlagen über Prototypen bis zur Pilotproduktion.

    Die Forschungs- und Technologieplattform des Fraunhofer IWS ermöglicht es, Trockenbeschichtungsprozesse für aktuelle und künftige Batteriegenerationen wie Festkörper-, Natrium-Ionen- und Lithium-Schwefel-Batterien effizient und skalierbar zu bewerten. Damit lassen sich neue elektrochemische Konzepte frühzeitig prüfen und ihre Reifegrade gezielt steigern. Unternehmen gewinnen so eine fundierte Entscheidungsgrundlage, ob sie parallel zur etablierten Nassbeschichtung bereits auf Trockenprozesse setzen, was entscheidend beeinflusst, welche Zelltechnologien in fünf bis zehn Jahren den Markt prägen werden.

    Forum als Schaufenster und Katalysator
    Das Dry Coating Forum bildete den passenden Rahmen für DRYplatform-Eröffnung. Rund 200 Expertinnen und Experten diskutierten in Dresden den industriellen Einsatz der Trockenbeschichtung. Vertreten waren namhafte Automobilhersteller, relevante Zellproduzenten sowie international bedeutende Anlagenbauer. Der starke Industrieanteil verdeutlichte die Relevanz der Technologie. Für das Fraunhofer IWS war es zugleich Gelegenheit, DRYplatform als Herzstück eines Netzwerks zu präsentieren, das Forschung, Industrie und Anlagenbau enger zusammenführt. Die Veranstaltung des Fraunhofer IWS wirkt damit als Katalysator, der den Austausch beschleunigt und denTransfer aus der Forschung in die industrielle Anwendung fördert.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. rer. nat. Benjamin Schumm
    Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS
    Telefon +49 351 83391-3714
    Winterbergstraße 28
    01277 Dresden
    www.iws.fraunhofer.de
    benjamin.schumm@iws.fraunhofer.de


    Weitere Informationen:

    https://www.iws.fraunhofer.de/de/newsundmedien/presseinformationen/2025/pressein...


    Bilder

    »DRYplatform« offiziell eröffnet: Geladene Gäste begleiteten die feierliche Zeremonie mit einer symbolischen Banddurchtrennung.
    »DRYplatform« offiziell eröffnet: Geladene Gäste begleiteten die feierliche Zeremonie mit einer symb ...
    Quelle: Martin Förster
    Copyright: © Martin Förster/Fraunhofer IWS

    Mit der neuen Trockentransfertechnologie DRYtraec® werden Elektroden von Energiespeicherzellen mit einem trockenen Film statt mit flüssigen Chemikalien beschichtet.
    Mit der neuen Trockentransfertechnologie DRYtraec® werden Elektroden von Energiespeicherzellen mit e ...
    Quelle: Piotr Banczerowski
    Copyright: © Fraunhofer/Piotr Banczerowski


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Chemie, Energie, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    »DRYplatform« offiziell eröffnet: Geladene Gäste begleiteten die feierliche Zeremonie mit einer symbolischen Banddurchtrennung.


    Zum Download

    x

    Mit der neuen Trockentransfertechnologie DRYtraec® werden Elektroden von Energiespeicherzellen mit einem trockenen Film statt mit flüssigen Chemikalien beschichtet.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).